SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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09MAI2021
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Ich mag das Wort „Mama“ immer noch lieber als „Mutter.“ Obwohl meine „Mama“ inzwischen über 90 ist. „Mutter“ oder „Muttertag“ sind mir ein bisschen fremd. Ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch, wenn Ihnen „Mutter“ besonders nah ist. Vermutlich hängt das ja davon ab, woran man sich gewöhnt hat. „Mutter“ oder „Mama“ oder was auch immer.

Jedenfalls, denke ich, für die meisten von uns ist das eine ganz „tiefreichende“ Beziehung im Leben. Erst recht für Sie, wenn Sie selber auch Mama oder Mutter sind.

Dann ist das Wort doppelt gefüllt. Mit dem, was Sie mit Mama oder Müttern erlebt haben. Und wie Sie selbst Mama sind mit Ihren Kindern, das liegt dann auch drin im „MamaWort.“

„Tiefreichend“. Geht es nicht herzlicher, leichter. Ich finde tiefreichend passt. In einer Mama-Kind Beziehung kann sehr viel drin sein. Hohes und tiefes, wunderbar heiter leichtes, aber auch Schatten. Verletzungen, die man einander zugefügt hat. Wir kriegen als Menschen ja nicht immer alles so hin, wie wir gern würden. Tiefreichend ist für mich ein gutes Wort. Und wenn man im Ganzen dankbar und versöhnt sein kann. Dann ist es gut.

Für mich passt zu diesen Gedanken auch ein Satz aus der Bibel. An einer Stelle wird das Wort „Mutter“ oder „Mama“ besonders geadelt. Es wird mit „GOTT“ in Verbindung gebracht. „Du, Gott, tröstest wie einen eine Mutter tröstet.“ Dass Gott als ‚Mutter‘ gelobt wird, wird nicht daran festgemacht, dass Mütter Kinder auf die Welt bringen. Dafür werden Mütter eher mal von Staats wegen gelobt.

Das „Mamalob“ in der Bibel macht sich fest am Trösten. Wie sie durchs Leben begleiten. „Trösten“, also dass sie da gewesen ist, wenn einem das Leben weh getan hat oder tut. Wenn man sich als Kind z.B. die Knie blutig geschlagen hat. Und das beste Pflaster war, dass sie so gut pusten konnte.

Oder wenn einem als Erwachsener das Leben den Boden unter den Füßen wackelig macht. Aber man keine klugen Ratschläge braucht. Sondern einfach nur gefragt werden muss: „Und wie geht es Dir, echt“? Und man weiß dann als Erwachsener: ‚Ihr muss ich nix vormachen. Ihr kann ich auch sagen: Nicht gut, geht’s mir.‘ Und man weiß, sie wird das zulassen und hält das mit aus.“ Weil es so ist, wie es ist. Das ist Trösten.

Ich finde, Mutter oder Mama müssen einen nicht emotional total wärmen. Wenn sie ein Anker war oder ist und verlässlich oder wenn sie Linzertorte backen konnte. Dann ist „Mama“ das richtige Wort, mit dem man auch GOTT loben kann.

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