Manchmal hat Gott eine echt seltsame Art, Dinge zu bewerten. Das fängt gleich im ersten Kapitel der Bibel mit der ersten Geschichte an. Da schafft Gott bekanntlich eine ganze Menge, bis die Welt so aussieht, wie wir sie kennen. Er macht Licht, Meer und Festland, Pflanzen, Tag und Nacht, Tiere und vieles andere. Und jedes Mal, insgesamt sechs Mal, heißt es dann: Gott sah, dass es tov war. Tov ist das hebräische Wort für gut. Sechs Mal „gut“ – dann hat das Ganze doch wohl auch ein „gut“ verdient. Aber offensichtlich ist das Gott zu wenig. Er setzt noch eins drauf und ist der Meinung: tov meod, auf Deutsch „sehr gut“. Wie kann das angehen? Kein Lehrer könnte sich das gegenüber seinen Schülern erlauben. Sechs Mal die Note „gut“ kann nur die Gesamtnote „gut“ ergeben. Alles andere wäre ungerecht. Wo bleibt denn da die Vergleichbarkeit?

Aber Gott bewertet anders. Er rechnet nicht nach erreichten Punkten im Verhältnis zur maximalen Punktzahl. Sondern Gott schaut mit der Freude und Begeisterung des Schöpfers auf die Schönheit der Erde. Und ganz offensichtlich kann er, je länger er am Werk ist, desto weniger an sich halten. Was einzeln noch „ gut“ ist, das wird am Ende, als alles fertig ist, in der Gesamtschau zum „sehr gut“. Wie alles zusammenpasst. Wie alles ineinandergreift. Wie unvergleichlich schön das anzuschauen ist. Man könnte närrisch werden. Das Ganze ist halt mehr als seine Teile.

Eines seiner Werke bewertet Gott nicht gesondert: den Menschen. Der wird stattdessen aufgefordert an Gottes Schöpfung mitzuarbeiten und verantwortlich mit ihr umzugehen. Die Menschen sind von allen Geschöpfen Gottes diejenigen, die für ihr Lob erst noch was tun müssen. Sozusagen eine Note für Mitarbeit. Das fordert Einsatz, aber gerade das ist menschlich und macht den Unterschied zu den Mitgeschöpfen. Wenn wir das einen Tag machen: tov, gut. Aber eigentlich geht es um jeden Tag. Immer und immer wieder. Bis Gott nicht mehr an sich halten kann und uns zuruft: tov meod. Sehr gut!