SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

11APR2021
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Ach schön, dass wieder Frühjahr ist! Wärmer und heller. Und wenn man nachts aufwacht und nicht mehr einschlafen kann, dann dauert es nicht mehr ganz so lang, bis es hell wird

Vielleicht kennen Sie das auch, im Winter können Nächte arg lang werden. Tausend Sachen beschäftigen einen und im Kopf geht es zu wie einem Affenkäfig. Es will keine Ruhe einkehren. Dabei kann man die Dinge in der Nacht eh nicht lösen. In solchen Nächten kriecht die Zeit manchmal wie eine Schnecke. Aber, Gott sei Dank haben wir die langen Nächte hinter uns. Gott sei Dank ist Frühjahr. Mir tut das gut. Ich hoffe, Ihnen auch.

Mit dem Frühjahr ist Ostern gekommen und hat sich von Corona nicht aufhalten lassen. Ostern ist für Christen der Frühjahrsbote an sich. Das höchste Fest. Und das wichtigste. Eigentlich die Überschrift über das Leben überhaupt. Als Christ glaube ich nicht, dass das Leben sich immer nur im Kreis rumdreht:
So etwa: Mal ist es halt dunkel, dann hell und dann wieder dunkel.
Bei Gott geht es grundsätzlich ins Helle. Es bleibt nicht auf ewig dunkel.
Das erzählt mir Ostern.

Es gibt ein Lied, da ist das schön ausgedrückt. Das Leben will und führt ins Helle. Die Nacht geht rum und es wird Morgen. „Harre meine Seele“, heißt das Lied. Darin gibt es diese zwei Zeilen:
„Sei unverzagt, bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling, folgt dem Winter nach.“

Eigentlich wäre es gut, wenn man das Lied immer parat hätte, wenn man nachts aufwacht. „Sei unverzagt, bald der Morgen tagt.“ Aber manchmal drückt einem alles Mögliche auf die Seele. Und dann tut man sich schwer zu glauben, dass es „heller Morgen“ werden kann. Manchmal überwiegt die Nacht.

Das haben schon die Freunde von Jesu erlebt. Eigentlich hätten sie wissen können, dass Jesus auferstanden ist. Wird in einer Geschichte in der Bibel erzählt. (Joh 21)

Sie hätten wissen können, dass er nicht im Tod geblieben ist. Ein paar Frauen hatten es ihnen ja erzählt. Aber in ihnen war das noch nicht angekommen. Manchmal braucht man mehr Zeit, um etwas zu begreifen.
Und wenn die nur langsam rumgeht, dann sucht man nach Auswegen wie man sie rumkriegt. Petrus hat das auch so gemacht. Er ist nach dem Tod von Jesus mit den anderen dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. An den See Genezareth. Sie waren ja Fischer von Beruf. Und jetzt sitzen sie da. Wissen nicht so recht wie weiter. Da sagt Petrus: „Ich geh fischen.“ Bevor man nur rumsitzt, macht man besser das, was man immer gemacht habe. Manchmal hilft es, in der Nacht, wenn man was tut. Dann geht die Zeit schneller vorbei. Bis zum Morgen. Bis es hell wird.

„Sei unverzagt, bald der Morgen tagt; und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach,“ heißt es in einem Lied im evangelischen Gesangbuch. Ein bisschen ähnlich klingt für mich auch, was Udo Lindenberg gesungen hat: „Hinter dem Horizont; gehts weiter.“ Beide Lieder sagen mir: Das Leben ist kein ewiger Kreislauf.

Im christlichen Glauben steckt die Überzeugung: Am Ende der Zeit wird es hell. Und das hat mit Ostern zu tun, diese Zuversicht. Ostern, da ist Jesus auferstanden. Gott hat ihn ins Licht geholt. Das ist der Schluss.

Ja es stimmt: Manchmal ist Gott nah und freundlich, und manchmal ist der helle Gott verborgen. Aber Jesus ist das Gesicht Gottes und der war freundlich zu uns verletzlichen Menschen. Gott meint es mit uns Menschen gut. Auch wenn manche Nacht lang sein kann.

Ich habe schon erzählt, auch die Freundinnen und Freunde von Jesus haben das mit Ostern nicht gleich intus gehabt. Petrus und die anderen sind zurück an den See Genezareth. Nach dem Tod von Jesus. Und die ersten Nächte waren arg lang. Trauernächte. Und dann sind sie halt fischen gegangen, damit die Zeit rumgeht. Und das ist auch in Ordnung. Es kann einem helfen, wenn man sich beschäftigt.

Und manchmal kriegt so eine frühe Morgenzeit auch ihre eigene Ruhe und Kraft. Wenn man die Zeit nicht nur „totschlägt“, sondern spürt, Zuversicht kommt zurück und Leben.

Und dann man kann sich vielleicht auch auf den kommenden Tag freuen. Petrus und seine Kollegen, die waren zuerst ohne Zuversicht und ohne Freude beim Fischen. Da lag dann auch kein Segen drauf, wird in der Bibel erzählt. Sie haben nichts gefangen. Das ist nicht schön, wenn das was man tut, verpufft.

Aber dann passiert ihnen etwas Merkwürdiges:
Am Ufer taucht eine Gestalt auf. Es ist Jesus. Aber sie erkennen ihn nicht. Manchmal sehe ich nicht, dass Gott in der Nähe ist. Halte es nicht für möglich. Aber die Gestalt ruft ihnen zu. „Probiert es mal anders. Nehmt einen neuen Anlauf. Nicht bloß trostlos weitermachen, wie ihr es immer gemacht habt. Werft doch mal das Netz auf der rechten Bootsseite aus.“

Petrus und die anderen haben das gemacht. Das gibt es: Dass mich das Leben irgendwie neu anruft. Und ich bekomme Mut. Und die Zuversicht kommt zurück und auf einmal trägt das was ich tue, auch Früchte. Weil ich mich eingelassen habe darauf, dass das Leben und vor allem Gott es gut meinen.

Am Ende führen die Wege Gottes ins Helle. Auf den Winter folgt neuer Frühling. Nach Tod kommt Auferstehung. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute erfreuliche Woche.

 

Johannes 21, 1-14

211Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.
Das war am See von Tiberias und geschah so: 2Es waren dort beieinander: Simon Petrus, Thomas, der Didymus genannt wird, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger. 3Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!« Sie antworteten: »Wir kommen mit.«
Sie gingen zum See und stiegen ins Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts.

4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.
5Jesus fragte sie: »Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?« Sie antworteten: »Nein!« 6Da sagte er zu ihnen:
»Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!« Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen.
7Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus:
»Es ist der Herr!« Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch.
Er war nämlich nackt. Dann warf er sich ins Wasser.
8Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter.9Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei.10Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.« 11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren.
12Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt und esst!« Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: »Wer bist du?« Sie wussten doch, dass es der Herr war.
13Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch.
14Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

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