SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

05APR2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Mit anderen zusammen am Tisch zu sitzen, ist etwas Wunderbares. Wenn fröhlich durcheinandergequatscht wird und die Gläser klingen. Was es zu essen gibt, ist dann oft gar nicht so wichtig. Entscheidend ist das Miteinander. Das ist das, was stärkt und das Herz leicht macht.

Auch Jesus hat es geliebt, mit anderen zusammen zu essen. An vielen Stellen erzählt das Neue Testament davon, wie er mit seinen Freunden gefeiert hat. Aber er ist auch mit „Zöllnern und Sündern“ am Tisch gesessen. Also mit denen, die von anderen schief angeschaut oder ausgegrenzt worden sind. Ihm war wichtig: Alle sollen dabei sein. Sollen spüren, wie Essen verbindet.

Nachdem Jesus gestorben ist, haben sich seine Freunde an diese Tischrunden erinnert und festgestellt: wenn wir gemeinsam essen und an Jesus denken, dann verbindet das nicht nur uns untereinander. Auch Jesus ist dann dabei. Zwar nicht mit Haut und Haaren, aber wir spüren, dass er da ist, wenn wir das Brot brechen und verteilen. Eine Verbindung der ganz besonderen Art.

Mit anderen vertraut am Tisch zu sitzen, das vermisse ich gerade sehr. Da ich allein lebe, bin ich auch meist beim Essen allein. Da kommt es schon vor, dass ich mich gar nicht mehr hinsetze, sondern mir auf die Schnelle kurz was im Stehen reinschiebe. Häufig lande ich mit meinem Teller auch vor dem Fernseher. Oder ich checke nebenher auf dem Handy meine Mails oder lese in der Zeitung. Von Gemeinschaft ist dann aber wenig zu spüren.

Doch allein essen geht auch anders. Wenn ich jetzt sonntags oder an einem Feiertag wie heute allein am Tisch bin, dann koche ich mir was richtig Leckeres, stelle ein paar Blumen in die Vase und zünde mir eine Kerze an.

Und bevor ich Messer und Gabel in die Hand nehme, bete ich. Ich nehme mir Zeit, um zu spüren, wie es mir gerade geht. Ich danke für das, was ich vor mir stehen habe, aber auch für meine Freunde. Und ich denke an die Menschen, die jetzt wohl auch gerade allein vor einem Teller sitzen. So wie ich.

Es klingt vielleicht ein wenig komisch, aber irgendwie bilden wir „allein-Essenden“ auch eine Gemeinschaft. Und ums Herz wird mir so auch ein wenig leichter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32893
weiterlesen...