„Good Friday”, guter Freitag: so heißt der Karfreitag im Englischen. Seltsam eigentlich. Was ist an Karfreitag gut? In den Gottesdiensten steht heute das Gedenken an den Tod von Jesus im Mittelpunkt.

Wenn dann aus der Bibel die Geschichte vom Sterben Jesu vorgelesen wird, dann wird dabei auch erzählt, wie grausam oder gleichgültig Menschen sein können. Und wie jemand leidet und elend stirbt und andere hilflos nebendran stehen. Das sind keine guten Erfahrungen. Wahrlich nicht.

Eher ein Grund, um an Karfreitag nachdenklich und still zu werden und in sich zu gehen. Und um aufmerksam zu werden für Menschen, die heute leiden und Hilfe brauchen. Das wäre dann schonmal nicht schlecht.

Ein guter Tag wird der Karfreitag aber vor allem durch die Hauptperson in dieser Geschichte. Jesus Christus. Sein ganzes Leben lang hat er gepredigt und vorgelebt: Gott ist bei dir. Er ist bei den Kindern und den Eltern, bei hochangesehenen Leuten und bei denen, die ins Abseits geraten sind. Er ist bei denen, die ihm vertrauen – und bei den anderen ist er auch.

Diese Botschaft hat sich nicht geändert, als Jesus gelitten hat und gestorben ist. Gott hält sich nicht raus, wenn Menschen leiden und sterben. Er hält sich nicht fern. Er ist da, wo ein Mensch leidet. Wo jemand stirbt. Wo Menschen fast zusammenbrechen unter dem, was sie durchmachen. Wo sie tiefe Gewissenskonflikte erleben und schuldig werden. Und in ungeahnte Abgründe stürzen.

Genau hier ist Gott. So wie bei dem verzweifelten Jesus. Da wird nichts schöngeredet und nichts ist einfach gut. Aber Gott ist mittendrin in dem, was da geschieht. Ganz nah ist er den Menschen. Auch in den tiefsten Tiefen ihres Lebens. Und auch noch dann, wenn sie sterben.

„Du bist nicht allein! Nie. In keinem Moment deines Lebens. Und auch nicht, wenn Du stirbst.“ Diese Botschaft höre ich an Karfreitag. So gesehen ist das ein guter Tag, finde ich.