SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

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21MRZ2021
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Das Kreuz ist ein umstrittenes Symbol. Das war schon immer so, und so ist es bis heute. Beinahe im Verborgenen werden an diesem Sonntag die Kreuze in den Kirchen verhüllt. Die letzten Tage der Fastenzeit bieten Gelegenheit, um sich besonders intensiv mit dem auseinanderzusetzen, was es heißt: Christus ist für uns am Kreuz gestorben.

Der Apostel Paulus schreibt als erster ausführlich dazu. Er erklärt die Botschaft vom Kreuz zum Mittelpunkt seines Glaubens. Aus dem Galgen ist ein Zeichen für den Sieg über den Tod geworden. Paulus muss die ersten Christen davon überzeugen, dass der, auf den sie all ihre Hoffnung gesetzt haben, zwar jämmerlich gestorben ist. Aber dass Gott den Tod bezwingen kann. Um diesen Widerspruch nicht zu leugnen, bezeichnet Paulus das Kreuz als einen Skandal. Dass der Sohn Gottes am Kreuz gestorben sein soll, ist ungeheuerlich. In den Ohren seiner jüdischen Glaubensbrüder muss es geklungen haben wie ein Verrat an Gott. So etwas spricht man nicht aus, man denkt es nicht einmal. Für alle anderen damals war Jesus einer unter vielen, dessen Leben nichts wert war, den die Römer aus dem Weg geräumt haben. Brutal und achtlos. Paulus deutet das ganz anders. Und mit ihm die zunächst kleine Schar an Christen um ihn.

Auch heute möchten viele das Kreuz gerne aus ihrem Gesichtskreis verbannen. Den Tod will man nicht sehen, das Leiden lieber ausblenden. Dass dahinter mehr stehen könnte, ist eine Herausforderung. Für viele abwegig, für andere ein Hirngespinst, das sie lieber von sich fernhalten. Ich verstehe das. Ich denke auch nicht gerne an den Tod. Ich versuche, Leid zu vermeiden, wo immer es geht. Aber ich weiß, dass es beides gibt. Dass es Teil meiner Existenz ist. Und das Kreuz hilft mir, damit umzugehen, ohne zu verzweifeln. Der Gott, an den ich glaube, ist auch im Leiden und im Tod da. Das ist meine Hoffnung für die Jahre, die noch vor mir liegen: dass ich an dem nicht zerbreche, was kommt. Dass die Welt, wie sie ist, wie sie in dieser leiderfüllten Corona-Zeit ist, am Ende nicht so endlich und begrenzt sein wird, wie ich sie im Moment erfahre. Sondern dass es am Ende gut wird, für mich, hoffentlich für jeden. Wie für Jesus am Kreuz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32827
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