SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

15NOV2020
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Es hört sich zunächst seltsam an, was heute in vielen Kirchen als Evangelium zu hören ist.

Jesus spricht übers Himmelreich. Er erzählt in einem Gleichnis von einem Menschen, der sein Vermögen an drei Personen verteilt. Er bittet diese Leute, das Geld zu verwalten, bis er irgendwann zurückkehrt. Zwei davon investieren das Geld gewinnbringend, einer sorgt einfach dafür, dass nichts verlorengeht. Und was passiert letzten Endes? Derjenige, dem es wichtig war, alles ordentlich zurückgeben zu können, wird bestraft und die beiden Risikowilligen werden extra belohnt…

Geht es Jesus etwa um Anlageberatung? Sollen wir auf dem Finanzmarkt tätig werden und nach der besten Rendite Ausschau halten? Wohl kaum. In einigen Bibelübersetzungen ist von ‚Talenten‘ die Rede. Früher ging ich davon aus, Jesus will uns ermuntern, unsere Fähigkeiten, sozusagen die Talente, die wir haben, möglichst gut einzubringen. Aber auch das kann nicht alles sein. Daraus kann sich schnell ein Leistungsdruck entwickeln. Wenn es die ein oder andere Begabung gibt. Ob Jesus das will: Uns unter Druck setzen, wenn wir bestimmte Fähigkeiten oder einfach ein ‚gutes Händchen‘ haben? Ich glaube nicht.

Ich denke vielmehr, es geht um eine Begabung, die bei uns allen – mehr oder weniger – vorhanden ist: Die Gabe der Mitmenschlichkeit. Wir sollen spüren und andere dies spüren lassen: Wir leben miteinander in der Einen Welt. Da gilt es bei der Suche nach dem, was ich will, auch darauf zu achten, wie es anderen damit geht.

Ich kann meine Hilfe anbieten.

Ich kann lernen, Unterstützung anzunehmen.

Ich kann zuhören und anderen wertschätzend begegnen.

Das gilt für unsren Umgang miteinander, egal wo. In Industrie und Wirtschaft, in der Politik, in den Kirchen, in unserer Gesellschaft und im privaten Bereich.

Denn das ist, was vor Gott am Ende wirklich zählt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32048
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