Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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24OKT2020
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Ich sage es nicht gern, aber ich habe nicht immer alles unter Kontrolle. Es gibt Situationen im Leben, da kann ich nur reagieren. So war es, als ich vor gut vier Wochen beim Gleitschirmfliegen aus einer Höhe von 15 Metern abgestürzt bin.

Es ging alles sehr schnell, ich bin mit den Füßen aufgekommen, zur Seite umgefallen und lag im Gras. Bis auf Prellungen habe ich mich nicht weiter verletzt.

Seitdem höre ich ganz oft: „Da hast du aber ganz viel Glück gehabt!“ Und direkt nach dem Absturz habe ich das auch selbst gesagt: „Viel Glück gehabt.“ Aber inzwischen ist mir das irgendwie zu wenig.

Lässt sich das Leben nur einteilen in: Glück gehabt oder Pech gehabt? Das hört sich an als würde über mir entweder ein Eimer mit Glück oder eben einer mit Pech ausgeschüttet. Mir klingt das zu passiv. Ich glaube, dass ich auf Lebenssituationen auch aktiv reagieren kann. Dafür ist mir ein Zitat aus der Bibel wichtig geworden: „Sorgt euch nicht! [Denn] [w]er von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern?“ (Mt 6,25.27)

Gut, sich „keine Sorgen zu machen“ ist natürlich einfacher gesagt als getan. Gerade in diesem Jahr ist es – angesichts der Corona Pandemie – eine Herausforderung. Ich persönlich versuche, anstatt mir Sorgen zu machen, zu vertrauen. Vertrauen – glaube ich – ist der Dreh- und Angelpunkt: Vertrauen in andere Menschen und ihre Fähigkeiten, Vertrauen in mich selbst und meine eigenen Fähigkeiten und nicht zuletzt Vertrauen in Gott. Dieses Vertrauen bedeutet dann aber nicht, leichtsinnig oder unachtsam zu werden. Nicht in Corona-Zeiten und auch nicht beim Gleitschirmfliegen.

Aber wenn ich aus dieser Haltung des Vertrauens mein Leben gestalte, hilft mir das, auch solche Situationen zu meistern, in denen ich eben keine Kontrolle habe. Und sei es, dass ich 15 Meter aus dem Himmel falle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31871
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