Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23OKT2020
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Ich mag mein Smartphone. Meistens sind wir gemeinsam unterwegs. Ich finde es praktisch, dass ich Dinge nachschlagen oder Anrufe zwischendurch erledigen kann und die Kommunikation mit meinem Freundeskreis macht meinen Alltag eindeutig lustiger. Gut, manchmal nervt es auch, wenn es ständig klingelt oder alle sich auf einmal melden. Aber alles in allem will ich es nicht missen.

Dieses Jahr ging mein Smartphone allerdings leider kaputt. Ein Neues musste her. Bei der Recherche zu aktuellen Modellen stieß ich auf Berichte zu den Rohstoffen, die zur Herstellung benötigt werden. Deren Gewinnung ist oft kritisch: Arbeitsbedingungen belasten die Gesundheit der Arbeiter und oft wird von Kinderarbeit berichtet. So zum Beispiel in den Minen im Kongo. Dort wird Kobalt abgebaut, das für die Akkus benötigt wird. Manche Kinder, die hier arbeiten sind – laut Berichten von Amnesty International – erst 7 Jahre alt. Hinzu kommt die Verschmutzung der Umwelt bei der Förderung. Um Edelmetalle aus dem Gestein zu lösen, werden häufig giftige Lösungsmittel verwendet. Ganz oft werden Gewässer verseucht. So wurden zum Beispiel Wald- und Wasserflächen in Indonesien zerstört.

Je mehr ich darüber las, umso wichtiger wurde mir, dass ich mein Smartphone möglichst lange benutzen und auch reparieren kann. Schließlich trage ich durch meinen Kauf Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und die Umweltbelastung.

Ich finde es schwierig, dass mir mein Mobilfunkanbieter immer nach zwei Jahren ein neues Modell verkaufen will, das noch besser und toller ist. Unabhängig davon, ob mein aktuelles Gerät noch funktioniert oder es in seinen Funktionen völlig ausreichend ist.

Brauche ich tatsächlich immer die „bessere“ Variante, wenn das Gerät, das ich habe, „gut“ ist? Und vor allem, wenn es das tut, wofür ich es brauche?

Es hat lange gedauert, bis ich mich für ein neues Smartphone entschieden habe. Letztlich habe ich eins ausgewählt, das sich einigermaßen gut reparieren lässt. Der Schraubenschlüssel lag schon der Verpackung bei. Einzelne Teile können ausgetauscht werden. Und der Hersteller versucht die Lieferketten und Arbeitsbedingungen nachzuverfolgen und zu dokumentieren.

Und so bin ich jetzt noch lieber mit meinem Smartphone gemeinsam unterwegs.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31870
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