SWR2 Wort zum Tag

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24JUL2020
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Da wo ich wohne, gibt es einen Spazierweg mit schönen Ausblicken auf Stuttgart und einige Bänke laden dazu ein, diese Ausblicke zu genießen. Viele  sind gestiftet von Vereinen und auch von privaten Spendern, deren Namen eingraviert sind. Neulich saß ich auf einer solchen Bank und während ich den Ausblick genoss, ging mir so durch den Kopf, was die Spender wohl dazu veranlasst hat. Immerhin kostet so eine Bank einige Hundert Euro.  Vielleicht gehen sie selbst hier oft spazieren  oder es gibt ein besonderes Erlebnis, das sie mit diesem Ort verbindet. Auf jeden Fall sind es großzügige Menschen, die auch anderen eine Freude machen wollen. Ihre Spende ist dabei mehr als das Geld, das diese Bank gekostet hat. Sie geben etwas von sich weiter – von dem, was ihnen selbst vielleicht an Gutem passiert ist.

Die Bank ist noch relativ neu, aber leider haben sie irgendwelche Leute schon mit Farbstiften verschmiert. Und es liegt auch einiges an Müll herum: Zigarettenkippen, leere Flaschen und anderer Müll. Ich ärgere mich darüber. Warum zerstören manche Leute fremdes Eigentum und werfen ihren Müll einfach nur achtlos weg. An dieser Bank stößt mir das besonders auf: die einen tun etwas für die Allgemeinheit, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Und die anderen treten gerade dies mit Füßen. Wie ist das wohl für die Spender dieser Bank? Fühlen sie sich verletzt? Denken sie vielleicht, es hat einfach keinen Sinn, etwas Gutes für die Allgemeinheit zu tun?

Mir fällt dazu ein bekannter Satz von Jesus ein: „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde.“ Auch ein bisschen Salz reicht aus, dass man etwas schmeckt. Und auch ein kleines Licht macht die Dunkelheit heller.  Jesus ermutigt uns Gutes zu tun, auch wenn wir manchmal an der Wirkung zweifeln. Wenn ich diesen Satz auf mich wirken lasse, dann spüre ich, wie er mich aus meiner Lethargie reißt. Es kommt auf mich an. Das motiviert mich. Ich kann etwas verändern – zum Guten hin. Für andere und für mich selbst. Das Leben bekommt so mehr Geschmack und Farbe. Auch weil ich bewusster das wahrnehme, was andere Gutes tun. Das bleibt ja – trotz herumliegendem Müll.

Meine kleine Denk-Pause auf der Bank ist zu Ende – ich stehe auf und gehe weiter. Aber vorher sammle ich noch den Müll auf.

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