SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

21JUL2020
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Selbst jetzt, wo die Tage lang sind, herrscht immer noch der Gegensatz zwischen Licht und Dunkel. Sicher, es wird erst spät so richtig duster und schon früh wieder hell. Aber gerade im Sommer, wenn man noch abends draußen sitzt und den Tag ausklingen lässt, dann fällt mir auf, wie dunkel die Nacht sein kann.

Licht und Dunkel: Da kann das Kind nicht einschlafen, wenn die Zimmertür nicht einen Spalt offenbleibt. Da fällt an einem dunklen Tag ein Sonnenstrahl durch die dichte Wolkendecke und zaubert Glanz auf ein Getreidefeld. Da zündet jemand eine Kerze an und schon ist das Zimmer in warmes Licht getaucht.

Licht und Dunkel, das erlebe ich auch bei Menschen. Da nervt mich der ganze Tag und jemand verschenkt sein strahlendes Lächeln an mich. Da habe ich es eilig an der Supermarktkasse und mich lässt jemand einfach so vor. Da klingelt abends das Handy und ein alter Freund meldet sich mal wieder, macht mein Leben hell.

Wie wichtig Licht und Dunkel sind, das erzählt auch die biblische Schöpfungsgeschichte. Da steht das Licht ganz am Anfang. Kurz nachdem Himmel und Erde gemacht werden trennt Gott Licht und Finsternis voneinander. Das ist natürlich eine mythische, keine naturwissenschaftliche Erzählung. Und gerade deswegen lese ich die Geschichte so: Licht und Dunkel sind zentral. Sie unterscheiden zu können, das Licht zu kennen und die Finsternis, das ist wesentlich für die Schöpfung, für alles, was lebt und da ist.

Licht und Dunkel, das hat auch die Menschen schon immer beschäftigt. Hier Licht, da Dunkel, hier Gut, da Böse, hier richtig, da falsch. Doch wenn ich im Sommer abends draußen sitze, dann merke ich auch: Es wird nicht schlagartig dunkel. Da gibt es unzählige Blau- und Grautöne zwischen Licht und Finsternis. Sie lassen mich genauer hinsehen: So elementar wie Licht und Dunkel sind, so elementar sind auch die Zwischenstufen. In der Natur – und auch bei uns Menschen.

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