SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

14JUN2020
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Und auf einmal ist alles anders. Du fühlst dich nicht gut, kommst einfach nicht mehr auf die Beine. Oder du fühlst gar nichts mehr. Wie wenn da eine dicke Glaswand wäre zwischen Dir und der Welt. Oder Dir ist als hätte es Dir den Boden unter den Füssen weggezogen. Nach einer Trennung, bei einem Todesfall, aus Liebeskummer oder in einer Depression. Schwarz, schmerzlich, gefühllos oder untröstlich – sind Worte für diese Zustände. Aber Trost ist möglich. Auch in diesen Zuständen. In ihnen ist es wichtig, sich Trost spenden zu lassen oder sich selbst zu trösten, auch wenn es sich schwer, sinnlos oder zu viel anfühlt: Sich aufzuraffen und sich in eine tröstliche Situation begeben.
Und wenn es erstmal nur der Alltag ist, der einem Halt gibt, an dem man sich klammern kann wie an ein Geländer, wenn die Welt aus den Fugen geraten ist. Oder ein Spaziergang mit Blick in den Himmel, die Wolken oder die Bäume, die davon erzählen, dass das Leben weitergeht. Schreiben kann trösten, wenn man die Gedanken und Gefühle auf Papier bringen kann. Reden tröstet. Shakespeare hat es einmal sehr schön formuliert: „Sprich’, gib’ Worte deinem Schmerz, denn nicht ausgesprochenes Leid bedrängt das Herz bis das es bricht.“
Liebe kann trösten, wenn man sich, die Welt und den Schmerz für ein paar selige Momente vergessen kann. Und Leib und Seele mit Lebensenergie auftanken kann. Musik kann trösten, mit zärtlichen, hellen und frohen Melodien, die klingen als ob es keine Probleme in der Welt gäbe. Glaube und Beten – natürlich, können trösten, wenn ich mich gedanklich fallen lassen kann, mich emotional in die Arme Gottes fallen lassen kann. Alle Last, Schuld, Schmerz oder Trauer ablege, ihm vertrauensvoll, wütend oder klagend hinlege und mich so entlaste.

Und Menschen können ein Trost sein, wenn sie da sind. Einfach nur da sind ohne zu drängen und ohne zu fragen. Wenn sie zuhören können, ohne gleich Ratschläge zu geben. Wenn sie reden wo Worte gebraucht werden wie Brot. Wenn sie immer wiederkommen und so lange bleiben wie es gut tut oder es braucht. Und mit ihrer puren Anwesenheit trösten, solange bis dann, irgendwann, kein Trost mehr nötig ist.

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