SWR3 Gedanken

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08MAI2020
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Manches, was derzeit passiert, erinnert mich an eine Erzählung in der Bibel:
Gott befreit sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten. Er rettet die Menschen – setzt sie aber auch einer großen Verunsicherung aus: In Ägypten gab es immerhin zu essen, sprichwörtliche Fleischtöpfe. Das befreite Volk irrt in der Wüste umher und weiß nicht wohin und wie man durchhalten soll.

Es gibt einfach dauernd zu wenig zu essen. Da schickt Gott dem Volk Himmelsbrot, Manna. Jeden Tag genau so viel, wie es braucht, um einen Tag zu überleben. In der Wüste. In all der Unsicherheit.
Sicher, wir haben genug zu essen. Aber wir wissen alle nicht, wen es noch treffen wird: mit der Gesundheit, mit dem Job, mit dem wirtschaftlichen Überleben.

Ich lebe derzeit nur von Tag zu Tag. Immer auf der Suche nach dem Himmelsbrot, das uns überleben lässt.
Also: was nährt unsere innere Kraft, Die Geduld, aber vor allem die Balance zwischen einfach akzeptieren was nun mal passiert, jede Woche neue Regelungen verstehen und sie anwenden und auf der anderen Seite: widerstehen.
Den Verschwörungstheorien, denen die verlockend einfache Lösungen anbieten. Unrealistische Scheinlösungen.

Himmelsbrot von Tag zu Tag schenkt mir die Portion Geduld, die ich in dieser Wüstenzeit finde. Und ich spüre jeden Morgen neu den Hunger danach.

Aber auch das Vertrauen, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer es formuliert:
‚Dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.‘

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30853
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