SWR3 Gedanken

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04MAI2020
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Eine Frau kommt in die Kirche, die Kirche ist mitten in der Stadt in Mannheim in den Quadraten. Die Frau sieht sich fragend um: „Gibt es heute keine Leinenandacht?
Draußen hängt nix!“ Leinenandacht – das ist ein kleiner Brotpapierbeutel, darin ein Text, Gebete, Lieder, Gedichte, Trost und Überlebenstexte, Auferstehungsgeschichten, dazu eine Süßigkeit, ein Teelicht.

Ich gebe ihr einen von den vorbereiteten Zetteln, entschuldige mich, dass wir später dran sind als sonst. Dann fängt sie an zu erzählen: „Das ist wirklich eine wunderbare Idee! Ich nehme jeden Tag eine Tüte mit auf dem Weg zur Arbeit. Da begleite ich einen jungen Mann.

Ich sage ihm: „Das ist ein Gruß von der Kirche!“ Er kann nicht raus. Er ist behindert. Manchmal muss ich ihm etwas erklären. Aber wenn wir die Kerze anzünden, dann ist da Kirche in seinem Zimmer. Das ist wirklich sehr schön.

Leinenandachten. Wenn ich die Texte dafür heraussuche oder schreibe, dann sind die vor meinem inneren Auge, die sich melden und davon erzählen. Wie sie diese Miniandachten zuhause erreichen. Es sind die besonders Einsamen. Leute, die große Angst haben, sich zu infizieren. Sie werden noch viele solche Mini-Andachten zuhause feiern, bis wir alle auferstehen aus der Angst! Darauf freu ich mich jeden Tag mehr!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30849
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