SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

26APR2020
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Manchmal ist es einfach gut, dass man die richtigen Worte nicht immer selber finden muss. Es kann nicht jeder ein Sprachtalent sein. Oder eine super Songwriterin.

Ne, da will ich was rüberbringen, was mir auf der Seele liegt oder was sich toll anfühlt. Aber die Worte, die mir einfallen, schwächeln oder fühlen sich verbraucht an.

Ich glaube, darum singt man auch Lieder von anderen Leuten. Und es ist einfach gut, dass es das gibt. Dass man da reinschlüpfen kann, in das was andere besser ausgedrückt haben. Ich habe zB. schon öfter ein Lied brauchen können, das im Evangelischen Gesangbuch steht. Wenn man grade nicht weiß, wie es weitergehen soll. Dann singt man sich Mut an. Damit zB.:

„Befiehl Du Deine Wege und was Dein Herze kränkt,
der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, wo Dein Fuß gehen kann.“

Klingt alt und ein bisschen fremd. Aber Millionen von Menschen haben aus diesen Worten schon Kraft gezogen und sind weitergegangen, ihren eigenen Weg. Mit Gottes Hilfe.

Oder ich kann auch gut „Tears in heaven“ singen. Von Eric Clapton: Der hat diese Zeilen geschrieben, in Trauer um seinen Sohn. Als er nicht wusste, ob er diesen Verlust verwinden könnte.

„Beyond the door there's peace I'm sure
And I know there'll be no more tears in heaven.“

„Hinter dieser Tür, da ist Friede, da bin ich sicher.
Und ich weiß, im Himmel, da werden alle Tränen abgewischt.“

Vielleicht hat Eric Clapton das selbst noch nicht ganz glauben können. Und hat trotzdem davon gesungen: auch hinter Trauer und Verlust ist eine Tür ins Leben. Es ist doch gut, wenn man sich an so einem Lied wieder aufrichten kann. Tapfer leben.

Für mich klingt in diesem Lied Ostern durch. Dass da ein Gott ist, der durch Not und Tod mitgeht und mit Liebe wird daraus etwas Neues. Ich habe mal gelesen: des Menschen Not wäre größer, wär da nicht ein Gott, der milde ist, mit uns allen. (HD Hüsch)

Ich denke manchmal, irgendwie sind wir Menschen ja alle ein bisschen vom Leben Verletzte. Das Leben hat Verletzungen genug parat, für viele von uns. Ist es nicht vertane Zeit, uns da auch noch gegenseitig welche zuzufügen. Wäre es nicht besser, wenn wir einander schonen und gnädig zueinander sind? Wäre es nicht besser, anstatt uns hart zu machen und uns das Leben zu beschweren, dass wir trösten und barmherzig sind?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30781
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