SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

22MRZ2020
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Der März kann einen trösten. Grade jetzt kann man Trost dringend gebrauchen, wo dieses Virus uns verunsichert und das Leben durcheinander bringt.
Da kann der März trösten. Es ist schön, wenn die Städte und Dörfer wieder grüner werden. Ich will das auch aus der Nähe sehen. Oder man guckt öfter aus dem Fenster, was sich tut. Das Leben macht auf sich aufmerksam.

Überall rührt sich was. Knospen an den Büschen, viele sind schon aufgesprungen. Weißdorn, Magnolien, Osterglocken blühen. Die letzten Monate standen da nur Büsche und Bäume mit dürren grauen Ästen.
Meistens habe ich die nicht beachtet. War in Gedanken und in mich gekehrt. Jetzt macht das Leben wieder auf sich aufmerksam. Der März kann Seelen trösten.

Gut, ich weiß, wenn das Leben so aufblüht, das hat für viele auch seine Schattenseiten. Wenn man allergisch reagiert auf Pollen. Ich kenne das auch. Trotzdem, die Freude kann doch überwiegen.

Ich glaube, man kann man sich auch zur Freude animieren. Manchmal muss man das auch. Und die Schattenseiten einer Sache nicht wichtiger nehmen als die guten. Man kann sich vornehmen: ‚Ich guck jetzt mal bewusst auf das schöne frische Grün und das Leben, das überall neu blüht und erwacht. Das andere lass ich auch mal beiseite. Ich lass mir meine Freude nicht wegnehmen.‘

Ich habe diese Erfahrung schon oft gemacht, nicht nur im März:
Menschen können das – in einem gewissen Maß jedenfalls.
Man kann was dafür tun, dass man zuversichtlicher wird. Man kann sich drehen, Richtung Zuversicht. Der Kopf kann da viel tun. Ich kann aufmerksamer sein auf Dinge, die mich trösten und aufhellen können. Und nicht allein das sehen, was mich trübsinnig macht.

Das ist ganz im Sinne Gottes, steht in der Bibel.
„Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen
und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.“

Also: sich freuen tut der Seele gut unddem Körper, sagt Gott. „Ihr werdet aufblühen wie Gras.“ Wenn man sich am neuen Leben freut, dann wird man selber frischer. Sogar kleine Freuden bewirken etwas.

Also lassen Sie uns aufmerksam sein auf das frische Leben draußen und drinnen. Auf die vielen Farben, die die Natur malt. Auf das Leben, das wieder aufblüht. Oder lassen Sie uns andere Dinge machen, die Freude machen. Ich habe jetzt, wo kein Sport mehr im Fernsehen kommt alte Olympia- und Fußball WM Bücher rausgekramt und frische meine Erinnerungen auf. Es hat Spaß gemacht, die WM vor 6 Jahren zu sehen. Das Tor von Mario Götze. Nur so als Beispiel. Nach der Musik habe ich noch ein paar Gedanken, was vielleicht trösten kann und freuen.

 

Teil 2

Sich freuen können tröstet die Seele und baut den ganzen Menschen auf. Davon habe ich vorhin schon in den SWR4 Sonntagsgedanken erzählt. In der Bibel sind Freude erleben und getröstet werden noch mehr. Ein Mann in der Bibel findet, da berührt uns Gott. Mit seiner starken mütterlichen Seite. ‚Gott ist wie eine Mutter‘. Steht wirklich ausdrücklich da, geschrieben hat das der Prophet Jesaja. Gott wird nicht immer „Vater“ oder „Herr“ genannt. Wie man oft meint.

So spricht GOTT“, schreibt Jesaja:
„Auf dem Arm wird man euch tragen und liebevoll auf den Knien schaukeln. Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“

Schönes Bild, oder? Man spürt, der Jesaja weiß, wovon er redet. Er weiß, man kann sich auch als Erwachsener manchmal fühlen wie ein kleines Kind: Untröstlich, ängstlich, verunsichert, wie damals als man Angst davon gehabt hat, die Mama lässt mich allein.

Und was ist das für eine Erlösung, was für ein Trost für ein Kind, wenn es dann auf den Arm genommen wird. Wenn es körperlich spürt. Ja, da ist jemand, da bin ich aufgehoben. Jetzt kann mir nichts mehr passieren.

Oder wenn das Kind auf den Knien geschaukelt wird. Ob es das ‚hoppe hoppe Reiter Spiel‘ schon vor 2500 Jahren gegeben hat? Wundern würde es mich nicht. Wo eben noch Tränen geflossen sind, wird dann gelacht. Kummer und Angst weg. Und das Leben ist wieder hell. „Ich will Euch trösten wie die eigene Mutter.“

Jesaja ist sich sicher: So ist Gott. Sie gönnt uns Menschen das.

Und wie mach ich das als Erwachsener. Mich quasi auf Gottes „Knie“ setzen und mich fröhlich schaukeln lassen?

Sehen, wie überall das Leben aufblüht, habe ich schon gesagt. Und auch sonst: die Sinne dahin drehen, wo es Erfreuliches gibt. Vielleicht auch genauer und intensiver schauen als normal. Und hören. Wie fröhlich morgens die Vögel zwitschern. Wie ein kleines Kind seinen Weg geht. Noch unbeholfen, aber zielstrebig und stolz. Vermutlich kann man das mit noch viel mehr Dingen machen. Finden, was mir Freude macht und mich in Zuversicht hinein tröstet.

Eins noch: Freude macht auch, wenn man sich mit anderen freut oder andere erfreut. Geteilte Freude ist doppelte Freude, weiß der Volksmund. Aber wahrscheinlich hat der Volksmund diese Weisheit von Gott gelernt mit ihrer starken mütterlichen Seite.

Freude teilen heißt Freude verdoppeln.
Gerade wenn Menschen nicht mehr raus können und sollen, braucht es Kontakte. Lebenszeichen. Viele leben auf, wenn sie hören, dass man an sie denkt. Einsamkeit macht untröstlich. Trösten und Freude machen, dafür lohnt sich ganz viel Phantasie. In diesem Sinn wünsch ich Ihnen von Herzen tröstendes und erfreuliches in dieser Woche.

    

Bibeltext: Jesaja 66,10-14

 

10 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.

11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.

12 Denn so spricht der Herr: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen.

13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet;ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.

14 Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Wolf-Dieter Steinmann, Ettlingen, evang. Kirche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30595
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