Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18MRZ2020
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Vor vielen Jahren hatte ich einen Konfirmanden, der mit seinen 13 Jahren ein richtiger Flegel war. Meine Güte, war der anstrengend! Für sich selbst vermutlich genauso wie für mich. Ich habe oft über ihn den Kopf geschüttelt. Als er sich am Ende seinen Konfirmandenspruch ausgesucht hat, als Leitwort für sein Leben, bin ich aus allen Wolken gefallen. „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ Er hat mir mit seinem Spruch Stoff zum Nachdenken gegeben.

„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.“

Das ist ein Satz aus einer Geschichte der Bibel. Aus der Zeit der Könige Israels. Ein neuer König sollte berufen werden. Ein Anwärter, der sich auf diese Aufgabe vorbereiten soll. Gott schickt den erfahrenen Propheten Samuel los, um diesen König zu berufen. Damals hat man das gemacht, indem man den Anwärter gesalbt hat. Samuel nimmt also sein Salböl und weiß auch, in welcher Familie er suchen soll. Bei den Söhnen des Isai. Der hat 7 Söhne, einer stattlicher als der andere. Samuel ist begeistert, als er die jungen Leute sieht. Er lässt den ältesten Sohn nach vorne treten und denkt beeindruckt: „Wie der aussieht! Und diese Körpersprache! Der ist es!“ Er hat die Hand schon am Salböl, da hört er die Stimme Gottes: „Nein! Der ist es nicht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.“ Samuel ist irritiert, aber in der Tat – er kann dem jungen Mann ja nicht ins Herz schauen. Also schickt er ihn weg und lässt den nächsten vortreten. Der macht auch einen guten Eindruck. Aber wieder „Nein. Der ist es nicht“. So geht das, bis alle 7 Söhne abgelehnt sind. Samuel fragt den Vater: „Waren das alle?“ Da stellt sich raus: Nein, der Jüngste, der hütet gerade Schafe, draußen vor der Stadt. Den haben sie gar nicht erst von der Arbeit weggeholt. Warum auch? Der kommt ja nicht infrage, bei der Konkurrenz. Das ist keiner aus der Kategorie „erfolgreich und angesagt“. Samuel lässt den Jungen holen. Und diesmal sagt Gott: „Der ist es.“ Samuel salbt ihn. Die andern sind fassungslos. Der Hütejunge aber wird später als König David in die Geschichte eingehen. Noch heute gilt er als der bedeutendste König Israels.

Die alte Geschichte mahnt mich, mich überraschen zu lassen. In vielen Menschen steckt mehr, als der erste äußere Eindruck zeigt. Auch in einem unmöglichen Konfirmanden.

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