SWR2 Wort zum Tag

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Jedes Jahr sterben etwa zehntausend Menschen in Deutschland durch ihre eigene Hand. Weltweit zählt der Suizid zu den zehn häufigsten Todesarten. Aber öffentlich drüber reden? Eher nicht. Suizid, das ist der Tod, der verschwiegen und verdrängt wird.

Der Film »Der letzte schöne Tag« macht da nicht mit. Er macht den Suizid zum Thema – und fängt mit ein paar harmlosen Anrufen an. Sybille telefoniert mit ihrem Mann Lars. Sie plaudern. Er hat noch länger zu tun. Und sie soll nicht mit ihm auf das Essen warten. Dann redet Sibylle mit ihrer Tochter Maike und ihrem Sohn Piet. Bei haben keine Zeit, haben Kino und Fußball im Kopf.

Dann ist Sybille tot. Und Lars, Maike und Piet müssen mit diesem Tod umgehen. Sie trauern. Machen sich Vorwürfe. Hätten sie den Suizid verhindern können? Sie sind wütend, dass Sibylle gegangen ist. Verzweifelt: Haben sie die Frau, die Mutter je wirklich gekannt? Und dann müssen sie auch noch irgendwie ihr Leben weiterführen. Schule, Job, Haushalt und all die alltäglichen, ganz profanen Dingen hören ja nicht auf.

Der Film »Der letzte schöne Tag« erzählt von den Hinterbliebenen. Erzählt, wie schwierig der Umgang mit dem sogenannten Freitod ist.

Gerade auch die Kirche hat sich lange Zeit schwer damit getan, dass jemand – scheinbar freiwillig – aus dem Leben scheidet. Die klassischen Argumente lauten: Der Suizid verstößt gegen die Selbstliebe, gegen die Gemeinschaft und gegen Gott, der das Leben will. Deswegen konnte ein Suizident auch nicht kirchlich beerdigt werden.

Das hat sich zum Glück geändert. Auch Menschen, die durch Suizid aus dem Leben scheiden, können beerdigt werden. Vor allem die Erkenntnisse der Suizidforschung haben auch die kirchliche Praxis verändert. Heute ist klar, dass ein Suizid nur sehr selten nach einer freien Entscheidung folgt. Selbsttötung ist oft verbunden mit psychischen Erkrankungen, mit Depression, mit Krisen und Situationen der Ausweglosigkeit. Deswegen steht auch in der Kirche nun die Suizidprävention im Mittelpunkt, die Hilfe vor der Selbsttötung. Und die Hilfe für die, die Zurückbleiben. Auch aus der Überzeugung heraus: In Krisen zählen nur Hilfsangebote – keine Verurteilungen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22423
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