SWR2 Wort zum Tag

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Das Klima zwischen „Muslimen und Christen macht mir Sorge. Soll es wirklich so sein, dass gegenseitige Fremdheit wachsen und Misstrauen? Dabei sind doch Friede und Barmherzigkeit der Glutkern von Islam und Christentum.

Ein paar Ereignisse in den letzten Wochen haben die Sorge größer gemacht: 1) Eine Studie unter jungen Deutschen mit türkischen Wurzeln macht deutlich: Einerseits fühlen sich die jungen Leute gut integriert. (ZeitOnline 16.Juni 2016), aber gleichzeitig sagen sie: „Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich werde nicht als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt". Wie zeigen wir ihnen diese Anerkennung?

2) Nach der Armenienresolution im Bundestag hat es befremdliche Reaktionen von muslimischen Religionsvertretern gegeben: Da werden deutschtürkische Abgeordnete angefeindet und mancher Verband tut nichts dagegen. So entstehen Fronten.

3) Und auf „einheimisch-deutscher“ Seite: Die Urteile gegen Muslime werden immer lauter. „Der Islam ist nicht…..“ Wie kann man mehr als 4 Mio muslimische Nachbarn pauschal aburteilen? Weil über Religion jeder reden kann? Wie über Fußball während einer EM? Nur mit dem Unterschied, dass die EM bald wieder vorbei ist. Mit unseren Nachbarn wollen wir doch friedlich weiterleben.

Wenn Fronten sich verhärten, braucht es Menschen, die sie aufweichen. Wie zwei Männer, die das in Nigeria beispielhaft tun: Vor wenigen Wochen bin ich ihnen begegnet: Ephraim Kadala und Husseini Shuaibu, Christ und Muslim. Beide stammen aus dem Nordosten Nigerias. Wo Boko Haram, die islamistische Miliz, die Menschen terrorisiert. Aber Misstrauen zwischen den Religionen gab es schon vor Boko Haram. Darum haben die beiden CAMPI mitbegründet: Eine Friedensinitiative von Christen und Muslimen. Dabei sind Fronten in Nigeria ungleich schärfer als bei uns. Der Terror von Boko Haram, der sich gegen Christen und Muslime gleichermaßen richtet, hat das Verhältnis der Religionen zusätzlich vergiftet. Viele trauen der anderen Religion viel Böses zu. Dagegen geht CAMPI an. Vor allem in Schulen, in so genannten peaceclubs erfahren und üben Kinder und Jugendliche, dass die andere Religion nicht die „Böse“ ist. Sondern dass Friede und Barmherzigkeit in beiden der Glutkern ist.

Wenn es in Nigeria möglich ist, Fronten zwischen Christen und Muslimen aufzuweichen und für Versöhnung zu arbeiten. Dann doch auch bei uns. Fronten aufweichen: Ein erster Schritt ist: Unsere Sprache zu erweichen. Entschärfen. Wahrheit zwischen Christen und Muslime braucht keine Härte, sondern gute Ziele wie Vertrauen, Verständnis und Versöhnung.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22309
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