SWR4 Abendgedanken RP

SWR4 Abendgedanken RP

Burgen und Schlösser faszinieren mich. Sie sind Stein gewordene Geschichte und Stein gewordener Glaube. Als ich vor ein paar Wochen gemeinsam mit meiner Frau eine Schiffstour durch das obere Mittelrheintal unternommen habe, da konnte ich erleben, wie mächtig diese Bauwerke bis heute sind. Sie schmiegen sich in die Landschaft ein und sind doch Zeichen des Kampfes und der Überlegenheit. Die meisten Burgen wurden nämlich als Festungen errichtet, um den nahenden Feind auf Distanz zu halten und sich zurückzuziehen, wenn es nötig ist. Hinter den schützenden Burgmauern war man in Sicherheit.
Der Beter von Psalm 71 vergleicht Gott mit solch einer Burg. Er sagt: „Sei mir ein starker Hort, zum dem ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg." So redet jemand, der weiß, dass unser Leben nicht frei ist von Stress und Konflikten. Der aber trotzdem davon ausgeht: das alles wird nicht das letzte Wort haben. Weil wir zu Gott immer fliehen können. Wie in einen starken Hort und eine feste Burg.
Daran hat Martin Luther gedacht, als er sein weltbekanntes Lied geschrieben hat: „Ein feste Burg ist unser Gott". Sicher hat er auch oft einen anderen Psalm gebetet. In dem heißt es: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Umgestüm die Berge einfielen. [...] Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz."
Ich wünsche Ihnen, dass die Texte der Bibel und der christlichen Tradition Ihnen Kraft geben in allen Situationen, die das Leben für uns bereit hält. Dass diese Worte in Ihnen zu leben beginnen, dass Sie von ihnen getröstet werden und spüren können, dass Gott Ihre Zuversicht und Stärke ist, eine Burg, zu der Sie und ich immer fliehen können!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11910
weiterlesen...