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SWR3 Worte

16SEP2023
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Die Bundesliga wird in diesem Jahr 60 Jahre alt - beim allerersten Spiel war auch Weltmeister und Fußballlegende Wolfgang Overath dabei, der damals das erste Tor der Bundesligageschichte für den 1. FC Köln schoss. In einem Interview wurde der bald 80-Jährige gefragt: Herr Overath, glauben Sie an einen Fußballgott?“ Overath antwortete:

„Ach hör auf! Fußballgott – das ist genauso ein Quatsch wie "Der FC ist meine Religion" oder ähnliche Sprüche.  […] Ich hoffe, der liebe Gott ist mein Freund […] Er hat mir sicher auch beim Fußball geholfen, genau wie er sonst im Leben immer geholfen hat. […] Ich denke jeden Tag an Gott, danke ihm vor allem und bete auch täglich. […] Aber auf dem Platz musste ich schon selbst ran. Weder das Tor noch den Fehlpass konnte ich "dem da oben" in die […] Schuhe schieben.“

Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/46655-wolfgang-overath-ich-hoffe-der-liebe-gott-ist-mein-freund 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38393
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SWR3 Worte

15SEP2023
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Für den Comedian Bülent Ceylan ist beim Thema Rassismus Schluss mit lustig. Der Mannheimer positioniert sich in einem Interview klar gegen den Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft. Er sagt:

Ich als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters musste selbst immer wieder Erfahrungen mit Fremdenhass und Rassismus erleben. Das dürfen wir nicht zulassen.“[…]Ein paar versuchen, dieses Land hässlich zu machen und die Menschen langsam und schleichend in eine andere Richtung zu führen." […] „Leute, lasst den Rechtsextremismus nicht die Oberhand gewinnen.“ „Meine Botschaft ist: Lasst rassistische Äußerungen nicht zu. Denkt wieder an Nächstenliebe!“

Quellen:

https://www.bild.de/unterhaltung/leute/leute/buelent-ceylan-singt-klartext-ich-muss-einfach-den-mund-aufmachen-84612698.bild.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/mannheimer-buelent-ceylan-lieder-gegen-nazis-100.html

https://promisglauben.de/buelent-ceylan-denkt-wieder-an-naechstenliebe/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38392
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SWR3 Worte

14SEP2023
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Mr. Tagesthemen Ingo Zamperoni hat italienisch-katholische Wurzeln. Der Moderator sieht einen Zusammenhang zwischen seiner Verantwortung als Christ und der Erhaltung unseres Planeten. Zamperoni sagt:

Wenn wir um Erhalt der Schöpfung diskutieren: Wir haben eine Verantwortung – wir sind in gewisser Weise Gast auf Erden, wir haben eine gewisse, gegebene Zeit und das macht das Leben so wertvoll und so kostbar. Der Umgang […] mit diesem Planeten - da spielt glaube ich die Religion auch eine wichtige Rolle!       

Quelle: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?autor=227

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38391
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SWR3 Worte

13SEP2023
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Der Wissenschaftler Anton Zeilinger hat 2022 den Physik-Nobelpreis gewonnen. Der Pionier der Quantenphysik aus Österreich äußerte sich in einem Interview zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft:

„Es gibt zuerst einmal Fakten – und diese Fakten sollte man nicht in Frage stellen.“ […] Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion tritt nur dann auf, wenn eine der beiden Seiten ihre Kompetenz überschreitet.“[…]„In Wahrheit ergänzen Wissenschaft und Religion einander.“[…] „Wenn man behauptet, dass Wissenschaft atheistisch macht, dann ist das genauso falsch wie die umgekehrte Position.“[…]„Für mich persönlich gibt es sehr wohl einen persönlichen Gott. Einen Gott, mit dem ich sprechen kann.“ […] „In meinem Leben gab es keinen Moment ohne Gott.“

Quelle: https://promisglauben.de/physik-nobelpreistraeger-anton-zeilinger-es-gibt-mehr-als-das-faktische/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38390
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SWR3 Worte

12SEP2023
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Moderator Joko Winterscheidt setzt sich für Menschen mit Behinderung und Down-Syndrom ein. Joko findet, dass unsere Gesellschaft diese Menschen nicht ausgrenzen darf, sondern sie ins Zentrum rücken sollte. Er sagt:

„Man muss es zu einem Thema machen, aber nicht zu einem Thema, dass es da irgendwie Unterschiede gibt. Ich glaube, wenn man viel, viel mehr selbstverständlich darüber nachdenken würde: Wie sind wir alle als eins zu sehen, dann wäre der ganzen Thematik schon sehr geholfen. […] Wenn man dann irgendwo unterwegs ist und man sieht, dass man nicht barrierefrei reinkommt: man denkt sich so:  Wieso ist das nicht möglich, wieso ist alleine das so schwer? Da sehen wir, dass wir da als Gesellschaft noch einen langen Weg vor uns haben.“

Quelle: https://fernsehen.katholisch.de/katholische-horfunkarbeit/feiertag-deutschlandfunk-kultur/feiertag-03092023

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38389
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SWR3 Worte

11SEP2023
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Die Schauspielerin Jasmin Shakeri wurde als Tochter iranischer Eltern in Berlin geboren. Sie setzt sich für die Menschen ein, die unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ im Iran protestieren. Shakeri schreibt:

„Noch nie in meinem Leben war ich so traurig wie jetzt. Und vor allem, noch nie so traurig wegen wirklich wichtiger Dinge. Es geht nicht um eine unerwiderte Liebe oder Ärger im Job: Es geht um Menschenleben. Zugleich war ich nie so dankbar für dieses Leben, das ich führen darf. Dieses Lotterielos der Freiheit, das ich gezogen habe am Tag meiner Geburt in Berlin, in einem Deutschland ohne Krieg, ohne Hinrichtungen, ohne die Schreie von Müttern, deren Kinder für die Dinge öffentlich gehängt werden, die für mich selbstverständlich sind, und die mein Leben zu einem so unfassbar lebenswerten machen.“

Quelle: Natalie Amiri, Düzen Tekkel (Hg.): Wir haben keine Angst. Die mutigen Frauen Irans. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2023

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38388
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SWR1 Begegnungen

10SEP2023
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Ingo Zamperoni Copyright: Jennifer Fey

Mr. Tagesthemen und Halbitaliener Ingo Zamperoni, der in Wiesbaden aufgewachsen ist, aber auch Wurzeln in Venetien hat, ist zu einer ganz persönlichen Reise zu Familie und Freunden nach Italien aufgebrochen. Am 18. September ist das Ergebnis in der ARD zu sehen. „Mein Italien unter Meloni“ heißt die Reportage. Der Anlass: Die italienische Regierungschefin Georgia Meloni:

Zum ersten Mal auch eine Frau aus einer Partei mit postfaschistischen Wurzeln, da waren viele Fragen: Italien als Gründungsmitglied der EU und auch ein ganz wichtiger Pfeiler Europas – was passiert da?  Und welche Auswirkungen hat das auf das Land, das uns Deutschen ja so nah ist: Sehnsuchtsland, Lieblingsurlaubsland für viele. Aber eben auch für Europa an sich- da waren ja sehr, sehr schrille, sehr schroffe, krasse antieuropäische Töne vor der Wahl, aber auch eben mit Blick auf die große Thematik Migration, Ein- und Auswanderung.

Dazu hat der Journalist auf Sizilien auch Giovanna di Benedetto besucht, eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation „Save the children“, die die Abschottungspolitik von Georgia Meloni, aber auch von Europa insgesamt, kritisch sieht:

Giovanna sagt eben halt auch oder stellte die Frage zurecht: Hat diese Politik der Abschottung etwas gebracht? Nein! Die Leute sind trotzdem gekommen und zwar sogar mehr als noch in den vergangenen Jahren, also seit Meloni an der Macht ist, kommen sogar mehr. Das heißt: Die schreckt nicht ab, diese Politik. Und da gibt es diesen Satz, den ich immer wieder gehört hab: Man kann die Mauer 10 Meter hoch machen, die Leute werden nach elf Metern hohen Leitern suchen – weil die Fluchtursachen einfach so gravierend sind, vor denen sie flüchten: vor Krieg, vor Gewalt, vor absoluter Perspektivlosigkeit und zunehmend auch vor Klimawandel.

Den dreifachen Familienvater Ingo Zamperoni bewegt besonders, dass ungefähr 10 % der ankommenden Menschen unbegleitete Minderjährige sind: Teenager, die allein unterwegs sind oder Kinder, die auf der Flucht ihre Familien verloren haben:

Auch sehr bewegend den jungen Mann, den wir da getroffen haben. Der ist mit fünf Menschen aufgebrochen, mit vier anderen aus seinem Alter, und er ist der Einzige, der es geschafft hat nach Italien.

Einfache Lösungen gibt es nicht. Weggucken ist für den Anchorman der Tagesthemen aber auch keine Lösung:

Ich zeig es ja nicht zum Selbstzweck, sondern einfach, um auch zu zeigen: So ist die Realität. Und natürlich zeigt es einmal mehr wieder, mit was für einem großen Glück wir hier in Deutschland und in Europa gesegnet sind und dass wir in der Geburtslotterie den großen Sechser mit Superzahl gezogen haben, bei allen Problemen, die jeder einzelne im Alltag so hat. Und deswegen sollte man auch zumindest mit einem gewissen Respekt und nicht mit einer abweisenden Haltung eingehen auf diese Realität.  

Denn es sind eben ganz reale Menschen. Zamperoni ist es wichtig zu zeigen, welche Menschen da kommen, weil das große Narrativ auf der Rechten ist, da kommen ja nur die gewalttätigen Verbrecher, die Drogenschmuggler, die Menschenschmuggler und die bringen die ganze Kriminalität hier her, - und so ist es ja nicht. Natürlich kann es sein, dass da auch gewalttätige Menschen oder Kriminelle oder vor allem auch Drogenschmuggel dadabei sind, aber die allermeisten suchen eine Chance - eine Überlebenschance.                                                        

Ich spreche mit Ingo Zamperoni. Seine italienisch-katholischen Wurzeln prägen den 49-Jährigen bis heute. Bei der Erstkommunion seiner Kinder engagierte er sich als Katechet in der Pfarrei in Hamburg, wo der „Tagesthemen“-Moderator nun lebt. Er findet, dass die katholische Kirche dringend Reformen einleiten muss – Stichwort Frauenfrage oder Machtmissbrauch – und gleichzeitig bezeichnet er sie in unserer Begegnung als einen wichtigen Ort, an dem Menschen Halt finden, und auch als seine Heimat. Was ist ihm an der christlichen Botschaft besonders wichtig? 

Ich glaube, der elementare Gedanke ist eben dieser Aspekt der Nächstenliebe. Erstmal den anderen als Menschen wahrzunehmen und nicht als Gegner, als Feind, als Konkurrent und eben zu gucken, wie wir Gemeinschaft leben können.                                  

Ingo Zamperoni findet: die Kirche kann und sollte auch heute einen wichtigen Input in die Gesellschaft geben, weil viele ihrer Themen den Alltag der Menschen betreffen: Sinnfragen und Seelsorge, aber auch Fragen rund um Armut, Obdachlosigkeit und Umweltschutz:

Wenn wir um Erhalt der Schöpfung diskutieren: wir haben eine Verantwortung, ich glaube wir sind in gewisser Weise Gast auf Erden, wir haben eine gewisse, gegebene Zeit. Und das macht das Leben so wertvoll und so kostbar. Und der Umgang auch eben mit diesem Planeten - da spielt, glaube ich, die Religion auch eine wichtige Rolle!                                                      

Am Ende jeder „Tagesthemen“-Sendung sagt Ingo Zamperoni: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Nach all den Meldungen von Krieg und Klimakrise für mich ein ganz wichtiger Satz. Erstmals sagte der Moderator ihn zu Beginn der Pandemie und traf damit auch bei mir einen Nerv:

Und dann, so in Woche vier oder fünf des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, hatte ich den damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble zum Gespräch. Gerade in den Anfangswochen war viel Solidarität, und dann sagte Schäuble sowas wie: Vielleicht werden wir zurückblicken auf diese Zeit, als etwas wo wir doch auch ein bisschen zusammengewachsen sind, wo ein neuer Geist auch war, und dass wir da zuversichtlich auch bleiben sollten und da dachte ich: Ach, guck mal - genau den Gedanken hatte ich die letzten Tage doch auch! Und vielleicht gebe ich da sowas mit: Bleibt doch zuversichtlich!

Die Pandemie ist vorbei, aber Gründe für Zuversicht gibt es immer noch genug, findet Zamperoni:

Ich hatte gerade noch einen Brief in der Zuschauerpost, der sagte: ich hatte eine schwere Operation vor mir und hatte eine schwierige Zeit und dann hab ich an Ihren Satz gedacht und das hat mir geholfen, und das hat mir die Kraft gegeben durch diese Operation zu gehen, und dann ist es auch gut ausgegangen, vielen Dank dafür.  

Danken - das will auch Ingo Zamperoni, der weiß, dass vieles im Leben nicht selbstverständlich ist. Beten heißt für ihn deshalb: immer wieder „Danke“ sagen!

Dass tatsächlich manche Dinge einfach zu entscheidend waren, dass es nicht einfach nur ein dummer Zufall gewesen sein kann, und deswegen glaube ich, dass da schon dieser Gedanke der Dankbarkeit einem selber auch hilft. Das ist dann so wie ein Dankesgebet, wie so ein Stoßgebet. Das hilft einem selber auch so eine gewisse Demut zu entwickeln, dass man nichts für selbstverständlich betrachtet und als gegeben und auch einen gewissen Anspruch auch hat, so nach dem Motto „Aber das ist doch jetzt mein Recht“ und „Das muss doch so sein“, sondern dass man selbst die kleinen Geschenke und Begebenheiten des Alltags eben auch als nicht so selbstverständlich erachtet. Und darüber sollte man sich freuen und vielleicht ist das dann auch ein Quell der Freude.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38394
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SWR3 Worte

10SEP2023
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Der Theologe und Buchautor John Mark Comer hat ein Buch über Rastlosigkeit geschrieben und wie man sie überwinden kann. Ein Vorbild für ihn ist Jesus Christus:

Jesus hatte einen vollen Terminkalender. […] Und doch wirkte er in den Evangelien nie so, als sei er unter Zeitdruck. Diese Verwurzelung im Augenblick und die Verbundenheit mit Gott, mit anderen Menschen und mit sich selbst […] Sie waren die Folge einer Lebensweise. […] Jesus sorgte dafür, dass es in seinem Leben eine gesunde Dosis an Spielraum gab – unverplante Zeit. Es wird gesagt, dass Spielraum „der Raum zwischen unseren Belastungen und unseren Grenzen“ ist. Für viele von uns gibt es keinen Raum zwischen unseren Belastungen und unseren Grenzen. Wir sind nicht zu 80 Prozent ausgelastet und haben noch Luft zum Atmen. Wir sind ständig zu 100 Prozent ausgelastet. […] In den Lebensrhythmus von Jesus war eine zentrale Praxis eingebaut – ein ganzer Trag nur zum Entschleunigen, zum Innehalten- und das jede Woche.“

Quelle:

John Mark Comer: Das Ende der Rastlosigkeit. Mach Schluss mit allen, was dich hetzt- und komm bei Gott an.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38387
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SWR1 Begegnungen

13AUG2023
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Malik Harris Copyright: Anna Maria Boshnakova

Christopher Hoffmann trifft: den Musiker Malik Harris

Malik Harris trat 2022 für Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ an.Wie so oft in den vergangenen Jahren war es am Ende der letzte Platz. Umso mehr beeindruckt mich, dass der 25-Jährige Sänger heute trotzdem versöhnt auf den ESC blicken kann und ihn sogar einen „Segen“ nennt, denn danach ging seine Karriere erst so richtig los:

Klar, im ersten Moment war ich dann schon enttäuscht, als die Ergebnisse reinkamen, aber wahnsinnig schnell hab ich dann festgestellt, dass ich unfassbar viel Feedback aus aller Welt bekommen hab und dass ich festgestellt hab: Ok, die meisten Leute schauen sich hauptsächlich so den ersten, den zweiten, den dritten Platz an und dann natürlich den letzten Platz, weil sie sagen: Ah, wer wurde denn hier letzter? Schauen wir mal: Null Punkte! Gucken wir uns mal an, was das Peinliches war. Und dann eben auf meine Performance gestoßen sind und sich anscheinend irgendwie alle dachten: hey Moment mal, ich finds eigentlich ganz cool!

Seine Single „Rockstars“ hat inzwischen Goldstatus erreicht. In diesem September startet er seine erste eigene Tour, die vielerorts jetzt schon ausverkauft ist. Malik ist Sohn eines schwarzen amerikanischen Vaters und einer weißen deutschen Mutter- immer wieder handeln seine Lieder auch von Rassismus, weil ihn das umtreibt:

Es wird ein unbewaffneter Mann der aussieht wie ich oder mein Dad oder mein Bruder oder mein Opi erschossen, einfach nur weil er aussieht, wie er aussieht oder ist, wie er ist und dann immer meistens das gleiche Prozedere: es gibt einen Aufschrei und alle regen sich auf und dann geht man kurz auf die Straße und dann verpufft es so langsam wieder, nichts ändert sich- bis es wieder passiert. 

Der Tod von George Floyd 2020 ist für Malik ein absoluter Tiefpunkt, aber diesmal ändert sich doch etwas: Weltweit schließen sich immer mehr Menschen der „Black Live Matter“- Bewegung an…

Und das hat mir so viel Hoffnung wieder gegeben und mir auch  gezeigt: gerade in den dunkelsten Momenten ist es dann wichtig die Hoffnung nicht aufzugeben und dranzubleiben und hab gemerkt: ok jetzt will ich auch meinen Teil beitragen.

Er schreibt den Song „Faith“ – Glaube - und spielt darin immer wieder auf Reden des Baptistenpredigers und Bürgerrechtlers Martin Luther King an. Malik erzählt mir, dass er eine ganz persönliche Verbindung zu ihm hat: Seine Großeltern demonstrierten in den 1960er Jahren in Boston an der US-Ostküste Seite an Seite mit King:

In deren Kirche, in der meine Großeltern immer gebetet haben, war auch Martin Luther King, der dort Reden gehalten hat. Das war ja oft so, dass diese Bewegungen dann aus der Kirche herausgingen. Man hat sich dort versammelt, Predigten gehalten und ist dann gemeinsam aus der Kirche hinaus auf die Straße gegangen und da waren sie eben dabei.

Malik sieht es als seine Aufgabe an, diese Botschaft auch heute weiterzutragen. In seinem Musikvideo zu „Faith“  baut er Kings Satz ein: „We will be able to stand up for freedom together“ : wir können zusammen für Freiheit eintreten:

Ich finde es immer ganz wichtig zu betonen, wenn es um soziale Gerechtigkeit geht: kann es nie einen wirklichen Wandel geben, wenn die Leute, die vom Status quo profitieren, nicht auch mitmachen- dass heißt: „together“ heißt in dem Fall nicht nur die, die betroffen sind, sondern auch die, die es eigentlich überhaupt nicht jucken müsste – auch die müssen mitmachen, auch die brauchen wir! Das heißt im Thema Feminismus brauchen wir auch die Männer und im Thema Rassismus brauchen wir auch die weißen Menschen, die eigentlich noch nie Rassismus erfahren haben.

Außerdem ist Maliks Großvater der erste Schwarze Mensch, der als Opernsänger vor einem Papst in der Sixtinischen Kapelle gesungen hat- also direkt unter dem berühmten Bild von Michelangelo: der Erschaffung des Menschen. Das erinnert mich in unserem Gespräch an den bekannten Satz: „that all men are created equal“ -dass alle Menschen von Gott mit gleicher Würde geschaffen wurden. Auch für Malik Harris einer der stärksten Sätze?

Oh Gänsehaut! Ja! Auf jeden Fall! Ne Zeile oder ein Satz, der nicht oft genug wiederholt werden kann und den man nicht stark genug betonen kann.

Auch noch genau 60 Jahre, nachdem Martin Luther King ihn im August 1963 beim Marsch auf Washington ausgesprochen hat.

Ich treffe Malik Harris auf dem Evangelischen Kirchentag im Juni in Nürnberg. Der Musiker gibt hier ein großes Konzert und hat auch einen Song im Gepäck, der perfekt zum Motto des Kirchentages, „Jetzt ist die Zeit“, passt:

 „Time for wonder“, also die Zeit, dass jetzt die Zeit ist um eben für Wunder zu sorgen, dass wir jetzt diese  Zeit nutzen müssen, dranbleiben müssen und dass wir uns hinstellen und sagen: jetzt ist die Zeit und jetzt tun wir was und sorgen für einen wirklichen Wandel.

Gesellschaftlichen Wandel bei den Themen Rassismus oder Gewalt an Frauen. Und Wandel in der Klimakrise. Für Malik ist Engagement keine Eintagsfliege. Seit Tag eins des Krieges in der Ukraine engagiert er sich für die Menschen dort, etwa mit Benefizkonzerten. In seinem Song „Dreamer“ geht es zum Beispiel um Gewalt an Frauen, auch das ein Thema, das ihn beschäftigt:

Auch was die Frauenrechtsbewegung im Iran betrifft, da hört man glaub ich gar nichts mehr und -Freunde - das passiert immer noch. Auch wenn es anstrengend ist, weil wir eben in so einer schnelllebigen Zeit leben und wir gefühlt am Tag mehr Informationen konsumieren als Menschen vor hundert Jahren in einem Jahr, ist es trotzdem wichtig, dass wir unser Bestes tun um diesen Themen noch weiterhin eine Plattform zu geben, und unsere Aufmerksamkeit dahin zu lenken und das auch zu teilen.

Abstumpfen, einigeln, das ist für den Sänger, für den Empathie und Gerechtigkeit zwei ganz wichtige Werte sind, keine Option. Mit der Institution Kirche hatte Malik in seinem Leben bislang wenig Berührungspunkte – dennoch bezeichnet er sich als spirituellen Menschen, der auch glaubt, dass es da noch etwas Größeres gibt:

Ich bin auf jeden Fall gläubig auf meine Art, gerade eben was die Dankbarkeit betrifft- eben dieses Anerkennen der Dinge, die nicht selbstverständlich sind. Gerade, dass die Bedingungen so sind wie sie sind und dass man so ist wie man selbst, das lässt sich nicht erklären und ich finde genau dann, wenn man an einen Punkt kommt, wo man die Dinge nicht erklären kann, macht das Spirituelle immer Sinn und auch ich dreh mich dann hin zu dieser spirituellen Seite und sag dann einfach „Danke“ dahin.

Und „Danke“ sagen will er mit seinem aktuellen Song „UP“ auch seiner Mutter. Alleinerziehend und mit mehreren Jobs hat sie Malik und seine beiden Geschwister durchgebracht und so erzogen, dass er von den finanziellen Schwierigkeiten kaum etwas gemerkt hat:

Und deswegen hatte ich das Gefühl: ich muss einfach mal einen Song für sie schreiben und das einfach mal so sagen. Das macht man oft ja  nicht so im Alltag, dass man auch mal den Eltern oder grundsätzlich den Menschen, die einem wichtig sind, sagt: Danke für alles!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38269
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SWR3 Worte

05AUG2023
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Der Hotelier und Buchautor Bodo Janssen führte als Millionärssohn, Model und Barkeeper viele Jahre ein Leben auf der Überholspur und auf der Suche nach Anerkennung. In einer Lebenskrise fand er dann Halt bei Besuchen im Kloster und entdeckte auch den christlichen Glauben neu für sich. Heute ist ihm wichtig, in jedem Gast, der seine Hotels besucht, auch ein Abbild Gottes zu sehen. Bodo Janssen meint: 

„Dann bekommt die Beziehung eine ganz andere Qualität: dann ist es nicht nur der Kunde, sondern dann liegt die Qualität in der Begegnung, die uns als Menschen dabei hilft, mehr zu werden, wie Gott uns gemeint hat. Also wirklich: Christus im Bruder begegnen: […] ihn mehr zu lieben für das wer er ist, als für das was er darstellt und was er hat. […] Das was wir haben ist häufig das, was uns voneinander trennt. […] Das was wir sind ist das, was uns miteinander verbindet.“

 

Quelle: https://www.kirche-im-swr.de/beitraege/?id=37578

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38139
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