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22MRZ2025
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Was hat ein kleiner Laden in der Mainzer Innenstadt mit norwegischer Küstenlandschaft zu tun? Für mich ganz viel. Ich war schon in Norwegen und fand die Landschaft dort wahnsinnig beeindruckend. Unberührte Natur - dachte ich. Dann hab ich vor ein paar Wochen einen Film gesehen. „Northdrift“ heißt der. Wunderschöne norwegische Landschaft wurde dort gezeigt – aber eben auch, was sie bedroht: Plastikabfälle und Getränkedosen. Sie vermüllen dort ganze Küstenstreifen. Aus der ganzen Welt, aber eben auch von uns, aus Deutschland wird der Müll durch Meeresströmungen dorthin getrieben. Die Filmemacher haben zeigen können: Eine leere Bierdose kann von Dresden bis zur Inselgruppe der Lofoten gelangen. Fast 3000 Kilometer sind das.

Mich hat der Film sehr berührt. Und ich hab mich gefragt: Was kann ich dagegen tun, dass unser Plastikmüll in Norwegen die Natur zerstört? Und da kommt eben der kleine Laden in der Mainzer Innenstadt ins Spiel. Es ist ein so genannter „Unverpackt“-Laden. Haferflocken, Nudeln, Linsen, Klopapier und vieles mehr, was ich ständig brauche, kann ich dort ganz ohne Verpackung kaufen. Ich bringe Gläser und Taschen mit, ein paar haben sie dort auch immer vorrätig, und dann fülle ich alles darin ab. Das wird dann gewogen – und der Inhalt gezahlt. Ich hab beschlossen: Ich will dort möglichst viel einkaufen. Plastik wird zwar bei uns in Deutschland auch gesammelt und recycelt. Aber einiges gelangt eben doch noch in die Umwelt. Am allerbesten ist es, erst gar keinen Verpackungsmüll zu produzieren.

Mir macht das mittlerweile richtig Spaß: Meine Küchen- und Bad-Vorräte dort im Unverpackt-Laden zu kaufen. Viel teurer als anderswo sind die Sachen übrigens nicht: Mein großes Glas Bio-Haferflocken bekomm ich für 1,80 Euro. Ich hab dabei das gute Gefühl: Ich unterstütze einen kleinen, regionalen Laden in Mainz. Und ich tue etwas dafür, dass die norwegische Landschaft, die ich so wunderbar finde, sauberer bleibt. Weniger Plastik bei mir in Mainz – und weniger Plastik in den Meeren und an den Küsten weltweit.

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21MRZ2025
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Keine Panik! Tief durchatmen! Das sag ich mir manchmal selbst, wenn ich merke, dass mich Unruhe und Angst packen. Zum Beispiel, wenn die Dinge, die ich dringend zu erledigen hab, einfach zu viel werden und wie ein Berg vor mir stehen. In letzter Zeit hat mich auch die politische Lage in unserem Land und auf der Welt in größere Unruhe versetzt. Wie soll das weitergehn mit diesem US-Präsidenten, der so unberechenbar und ohne Mitleid handelt? Und wie soll das weitergehn in unserem Land, in dem die rechtsextremen Kräfte immer stärker werden? Ich spür manchmal, dass ich bei all den angstvollen Gedanken flacher und schneller atme und mein Herz rascher klopft. Es hilft dann wirklich, mir zu sagen: Keine Panik! Tief durchatmen!

Die Fastenaktion der evangelischen Kirche in diesem Jahr gefällt mir deswegen besonders gut. Das Motto lautet: Luft holen! 7 Wochen ohne Panik. Ja, das will ich auch in den nächsten Wochen bis Ostern ganz bewusst und immer wieder tun: Tief Luft holen, mich aufrichten, durchatmen, wieder Ruhe zurückgewinnen. Ich glaube, dass mir auch mein Glaube dabei helfen kann. Gott ist an meiner Seite, auch wenn ich Angst habe, wenn sich meine Kehle zuschnürt. „Fürchte dich nicht!“ sagt Gott und sagt auch Jesus immer wieder. Schon in der Schöpfungsgeschichte der Bibel heißt es: Gott formte den Menschen und blies in seine Nase den Lebensatem (vgl. Genesis / 1 Mose 2,7). Und von Jesus wird erzählt: Er haucht seine Jünger an und sagt zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! (vgl. Johannes-Evangelium 20,22)

Bibellesen, beten und meditieren: Auch das hilft mir, weniger Panik zu haben. Und wenn ich dann Ruhe zurückgewonnen habe, kann ich auch wieder besser denken und handeln. Auch gegen die Angst: Schritt für Schritt kann ich dann dringende Dinge erledigen. Oder mich engagieren gegen Hassrede und Rechtsextremismus. Ohne Panik und mit neuem Lebensatem.

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20MRZ2025
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Heute ist Frühlingsanfang, wie wunderbar! Das erste zarte Grün an Bäumen und Sträuchern: Wie ich das jedes Jahr genieße! Und dieses Jahr besonders! Es ist so schön, wenn die Natur langsam wieder Farbe ansetzt, nach all den kahlen und dunklen Wintermonaten. Ich fand den Winter besonders hart. Nicht nur wegen der kalten und kahlen Zeiten in der Natur. Auch wegen der kalten Zeiten in unserer Gesellschaft und Politik.

Ich freu mich deswegen besonders über das erste Grün in der Natur. Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung. Mit dem Grün bricht endlich wieder Leben und Lebendigkeit hervor. Im Winter kann ich das manchmal kaum glauben, da packt mich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit: Ob die kahlen Bäume hinter meinem Haus wirklich wieder grün und blühend werden können? Und auch jetzt kommt das Grün oft noch ganz klein und zart daher. Aber ich weiß eben: Es wird wachsen. Das Leben wird sich durchsetzen.

Die Bibel vergleicht das erste Grün in der Natur mit den Veränderungen in der Welt. Mit dem Beginn des Reiches Gottes, in dem Gerechtigkeit, Nächstenliebe und gerechter Frieden herrschen werden. Im Lukas-Evangelium heißt es: „Sobald ihr merkt, dass die Bäume Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, [...] dass das Reich Gottes nahe ist.“ (Lk 21,30-31)

Ja, es gibt für mich auch in der Gesellschaft so etwas wie zartes Grün. Wenn ich sehe: Menschen stützen und helfen sich gegenseitig, auch die Fremden in ihrer Mitte. Und Menschen legen sich ins Zeug für die Natur und für den Klimaschutz. Für mehr Bäume in den Städten zum Beispiel – damit wir auch hier das erste Grün genießen können.

Die zartgrünen Blätter an den Bäumen und die zarten Zeichen von Nächstenliebe und Zusammenhalt: Die geben mir Hoffnung. Hoffnung darauf, dass auch in unserer Gesellschaft die kalten Zeiten vorbeigehen können. Und Leben und Liebe sich durchsetzen werden.

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19MRZ2025
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Was einen echten Kerl ausmacht, das hat Herbert Grönemeyer vor zig Jahren mal halb ironisch in seinem Lied „Männer“ besungen: Dicke Muskeln, furchtbar stark und immer der ganz harte Kerl. Klingt schwer nach Klischee. Trotzdem, viele von uns Männern haben offenbar ein Problem. Weil sie glauben, dass sie vor allem dann Mann sind, wenn sie sich an solch antiquierten Rollenbildern orientieren. Bilder, denen sie vielfach aber gar nicht entsprechen. 

Und deshalb finde ich es zweifelhaft, wenn der „harte Kerl“ gerade scheinbar wieder in Mode kommt. Wenn manche Politiker sich gegenseitig überbieten, wer am härtesten gegen unerwünschte Migranten oder angebliche Sozialschmarotzer vorgeht. Oder wenn Meta-Chef Mark Zuckerberg schwadroniert, dass endlich mehr „männliche Energie“ in seinem Unternehmen herrschen müsse. Was immer das auch heißen soll. Ausgefahrene Ellenbogen? Keine Rücksicht mehr auf Schwächere? Sexismus und dämliche Witze über Frauen?

Für mich klingt das eher pubertär. Als ob stark und energisch vor allem der wäre, der am lautesten rumkrakeelt und den harten Hund markiert. Dabei gibt es sie ja, die starken Männer. So, wie es auch richtig starke Frauen gibt. Weil Starksein eben nicht zuerst mit Muskelkraft und schon gar nichts mit Machogehabe zu tun hat. Stark ist ein Mensch, der souverän ist. Und souverän bin ich, wenn ich weiß, wer ich bin. Was ich will und kann. Wenn mich Kritik nicht gleich umhaut, sondern ich sie gelassen hören kann. Wenn ich mich nicht größer und wichtiger machen muss, als ich eigentlich bin. Anders gesagt: Stark bin ich, wenn ich in mir ruhe.

Gegen all das neue Machogetue steht übrigens eine Kernbotschaft des Christentums, auch wenn sie gerade nicht so angesagt erscheint: Jeder ist etwas wert. Ganz egal, ob du ein Amt oder einen Titel hast. Ob du Millionen verdienst oder gerade über die Runden kommst. Du bist wertvoll! Weil du Mensch bist.

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18MRZ2025
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„Der ist wohl so ein ‚Überkorrekter‘“, meinte mein Sitznachbar, als der Zugbegleiter neben dem Deutschland-Ticket auch den Personalausweis sehen will. Formal ist das völlig in Ordnung, kommt bloß nicht so oft vor. Aber über-korrekt? Was mein Nachbar wohl meinte war: Da nimmt‘s einer offenbar ganz genau. Für seinen Geschmack wohl: viel zu genau.

Nun finde ich es zwar auch nervig, wenn ich im Zug noch meinen Ausweis rauskramen muss. Aber ich mag es, wenn Menschen es genau nehmen. Genau in dem, was sie tun. Menschen eben wie dieser Schaffner. Wenn ich auf der Strecke unterwegs bin, begegne ich ihm öfter. Blaue Bahn-Uniform, dunkelrote Krawatte, immer freundlich und eben - korrekt. Einer, der seinen Job offensichtlich mag. Und der das, was er tut, ernst nimmt. Den Anspruch habe ich auch an mich selbst.

Und deshalb finde ich es auch klasse, wenn die Verkäuferin im Modeladen sich Zeit nimmt, um mich zu beraten. Wenn ich das Gefühl habe, dass es ihr selbst wichtig ist, dass mir ein Kleidungsstück gut steht. Wenn die Technikerin im Studio, die diesen Beitrag schneidet, ganz genau hinhört, damit der Ton wirklich sauber ist. Aber auch, wenn ich in einem Gottesdienst sitze und merke: Der Pfarrer da vorn hat sich echt Gedanken gemacht hat, wie er ansprechend predigen kann. Sowas freut mich. Weil all die Mühe, ja Liebe, die ein Mensch in seine Arbeit legt, sie so wertvoll macht. Und weil ich als Kunde, als Zuhörer oder eben Bahnfahrer genau das dann spüre.

Manch einer mag das pingelig nennen oder eben „überkorrekt“. Aber für mich ist es etwas, was die Philosophie wohl Ethos nennt. Der Ansporn, etwas, das ich für andere tue, wirklich gut zu machen. Ganz egal, was es ist. Ob jemand Wasserrohre montiert oder einen Bus fährt. Kunden berät oder Schüler unterrichtet. Es liegt in seiner Hand, etwas Wertvolles daraus zu machen.

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17MRZ2025
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Ein von Gott Erwählter. Ein Messias. Kleiner macht es US-Präsident Donald Trump ja nicht mehr. Eigentlich zum totlachen, wenn es seine Fans nicht auch so sehen würden und die Folgen nicht so schlimm wären.

Dabei hat es Leute wie ihn immer schon gegeben. Weil es auch immer Menschen gegeben hat, die sich einen Messias herbeigesehnt haben. Die Bibel etwa erzählt vom Bußprediger Johannes, der am Jordan stand und Leute taufte. Über ihn heißt es: „Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht selbst der Messias sei“. (Lk 3,15) Dabei wollte er gar keiner sein. Und so tauchten damals dauernd neue Messias-Anwärter auf. Und immer hofften die Leute, erlöst zu werden. Von den römischen Besatzern. Von Entbehrungen im Leben. Vom Unrecht und Elend um sie herum. Der ersehnte Messias würde es richten. Daran hat sich in 2000 Jahren offenbar nicht viel geändert. Historisch gesehen ist so ein Möchtegern-Messias also nichts Besonderes. Bloß das mit der Erlösung, das hat eben nie geklappt. Denn wann immer ein vermeintlicher Messias das Himmelreich auf Erden schaffen wollte, ist es furchtbar schiefgegangen.

Nun denken gläubige Christinnen und Christen beim Wort Messias natürlich an Jesus. Weil sie überzeugt sind, dass er dieser Messias war. Ganz anders allerdings, als die Leute ihn sich vorgestellt hatten. Einer, der kein König sein wollte. Auch kein Rächer der Enterbten, der ordentlich auf den Putz haut. Stattdessen einer, der den kleinen Leuten zugehört hat. Ruhig, einfühlsam und überlegt. Besonders denen, die am Boden lagen, weil sie das Leben aus der Bahn geworfen hat. Der gefordert hat, seine Feinde zu lieben und denen die Hand zu reichen, die einen hassen. Eine Witzfigur für alle Machtmenschen. Das Himmelreich auf Erden hat er damit nicht gebracht. Aber einen Weg aufgezeigt, wie es oft nur klein und unscheinbar, aber immer wieder zu erreichen wäre.

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15MRZ2025
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Na, die haben aber ganz schön Hunger, denke ich: Vier junge Männer sitzen im Regionalzug um einen Vierertisch. Draußen wird es dunkel. Auf dem Tischchen sind: Fladenbrot, Brotaufstriche, Datteln, große Wasserflaschen. Das ist mal was Anderes, als verschämt in eine Brezel zu beißen. Guten Appetit, sage ich im Vorbeigehen. Das ist unser Iftar, meint einer der vier. Richtig, es ist ja Ramadan. Die vier sind den Tag über nüchtern geblieben und haben nichts gegessen und getrunken. Sie haben sich an eines der Gebote des Islam gehalten, gefastet und Verzichten geübt. Jetzt, nach Sonnenuntergang, dürfen sie das Fasten brechen und wieder essen und trinken.

Im Ramadan geht es Musliminnen und Muslime außerdem um vier Wochen ohne Lügen und Beleidigungen. Natürlich ist das auch sonst so, aber es wird noch einmal besonders betont.

Durch den Mondkalender ändert sich jedes Jahr der Zeitpunkt des Ramadan. Jetzt im März fällt das Fasten nicht so schwer wie im Hochsommer. „Aber wir packen das auch im Sommer“, meint einer der vier fröhlich.

Die Zeiten, in denen wir leben, sind nicht einfach. Zusammenhalt und Vielfalt zugleich kommen nicht von selbst, man muss etwas dafür tun. Aber es gibt so viele Menschen guten Willens. Das müssen wir doch hinbekommen, dass Angehörigen verschiedener Religionen sich respektieren und am anderen freuen. Dass wir neugierig aufeinander sind und für Verständnis und Toleranz eintreten. Dieses Jahr findet der Ramadan größtenteils zur gleichen Zeit statt wie die Passions- und Fastenzeit vor Ostern. Wir könnten uns erzählen, was uns wichtig ist, was uns Halt gibt und was uns trägt.

Den vieren im Regionalzug wünsche ich: Ramadan Mubarak! Menschen muslimischen Glaubens wünsche ich: Ramadan Mubarak! Einen gesegneten Ramadan. Und uns allen: Dass wir uns besser kennenlernen. Und frei und offen und ohne Angst voreinander friedlich zusammenleben.

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14MRZ2025
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Mariann Edgar Budde ist eine US-amerikanische Bischöfin. Sie lebt und arbeitet seit fünfzehn Jahren in der Hauptstadt Washington. Weltweit berühmt geworden ist sie vor zwei Monaten, im Januar. Denn sie hielt die Predigt im Gottesdienst zur Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten. In ihrer Rede bittet sie um Barmherzigkeit und Mitleid für geflüchtete Menschen und für Angehörige der queeren Gemeinschaft.

Dass sie „Bitte“ gesagt hat, darüber kann man lange nachdenken: Denn in einer Demokratie sind die Menschenrechte nicht verhandelbar. Sie gelten ungeteilt für alle. Doch Mariann Edgar Budde hat ja gar keine Rechte eingefordert und hat sich nicht darauf berufen, was jedem Menschen zusteht.

Stattdessen hat sie eine Bitte formuliert. Sie hat an das Mitgefühl appelliert und daran erinnert, dass es selbst in Ländern ohne Demokratie doch Mitleid und Barmherzigkeit gibt. Auch wenn man keine Rechte einklagt: um Milde kann man bitten. Für andere kann man bitten. Du bist der mächtige Präsident. Aber trotzdem will ich versuchen, frei heraus für andere zu sprechen und das zu tun, was die Nächstenliebe verlangt.

Manchmal braucht es selbst für eine bescheidene Bitte ganz schön viel Mut. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat die Ansprache der Bischöfin zuerst langweilig und nicht aufregend genannt. Anschließend verlangte er von ihr, dass sie sich für ihre Predigt entschuldigt. Ein Kongressabgeordneter wollte die Bischöfin am liebsten aus den USA deportieren.

Mut lässt sich lernen! Mariann Edgar Budde sagt: Mut ist ein Weg, den man geht. Mut besteht aus vielen kleinen Schritten. Mut wächst überall dort, wo Menschen sich zusammenfinden. Mut wird stark, wo man sich füreinander einsetzt.

Im Englischen ist die höfliche Anrede für eine Bischöfin „Right Reverend“. Das bedeutet so viel wie „richtig würdig“. Mariann Edgar Budde ist richtig würdig, weil sie ihren Mut zusammengenommen und sich für die Menschenrechte eingesetzt hat.

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13MRZ2025
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Fritz Rosenthal ist Jude und flieht als junger Mann aus Nazideutschland nach Jerusalem. Wenn schon, denn schon, denkt er sich und nimmt einen neuen Namen an: Schalom Ben-Chorin. Schalom, das heißt Friede, Ben-Chorin bedeutet Sohn der Freiheit. Sein Vorname und sein Nachname sind bewusste Zeichen in einer Zeit der Diktaturen und des Kriegs: Zeichen, die er selbst setzt. Dabei braucht auch er selbst immer wieder Zeichen. Er braucht eine Ermutigung von außen, dass es mit dem Frieden und mit der Freiheit gut ausgehen soll. Wenigstens einen klitzekleinen Hinweis wünscht sich Ben-Chorin, dass er mit seinen Wünschen nach Heil für diese Welt nicht auf dem Holzweg ist. Dass nicht alles vergeblich ist. Wenn er dann am Übergang von Winter zum Frühjahr aus dem Fenster sieht, dann sind da Mandelbäume. Und wenn er genau hinschaut, kann er erste Blütenblätter erkennen.

Er ist verzagt und ohne Hoffnung, aber dass vor seiner Haustür, ohne sein Zutun, ganz unabhängig von ihm, etwas neu beginnt, neu aufblüht, das ist, wie er selbst sagt, eine „geflüsterte Botschaft“ für ihn. Ein Zeichen. Und er macht aus dem, was er sieht, ein Gedicht:

Freunde, dass der Mandelzweig
wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben nicht verging,
soviel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering,
in der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg,
eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig
sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.

Wie schön! Das Gedicht des jüdischen Dichters ging um die Welt und wurde später vertont und ins evangelische Gesangbuch aufgenommen. Auch das ist ein Zeichen, ein Hinweis, dass Versöhnung kein leeres Wort ist. Draußen wird es Frühling. Es ist in einer verrückten Welt ein Fingerzeig, mehr nicht. Aber achtet das nicht gering, Freunde.

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12MRZ2025
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Menschen gibt es, weil Gott atmet. So sagt es die Bibel in einem Bild: Ganz am Anfang bläst Gott dem Menschen seinen Odem ein. Das ist Gottes Atem, der Leben bringt. Seit diesem Anfang sind wir damit beschäftigt zu atmen. Damit wir am Leben bleiben. Ein, aus, ein, aus. Über zwanzigtausend Mal pro Tag machen wir Atemzüge mit mehreren Kubikmetern Luft. Leider komme ich trotzdem nicht selten aus der Puste, bin außer Atem. Ich würde mir wünschen, das wäre nur dann so, wenn ich Sport treibe. Aber mit dem Atem geht es wie mit dem Herz: Er zeigt, wie es mir geht und was ich fühle. Schnell oder langsam, flach oder tief, regelmäßig oder stockend. Wie ich mit meinem Atem umgehe, wie ich mein Luftmanagement betreibe, das sagt gleichzeitig ziemlich viel über mein Leben. An den Atem Gottes, seinen Lebensodem, denke ich dabei nicht mehr. Dabei ist der doch von Anfang an in mir drin. Und mit ihm ein frischer Wind, ein laues Frühlingslüftchen, eine kräftige Brise, ein sanftes Säuseln. Ich atme, damit ich am Leben bleibe. Aber ich muss dem Leben nicht hinterherhecheln. Sondern mit jedem Atemzug kann ich das Leben auch gestalten. Das ist ein großartiges Geschenk. Da haben wir tatsächlich etwas mitbekommen vom Atem Gottes.

Jetzt, in der Passions- und Fastenzeit, lädt die evangelische Kirche deshalb ein, darüber nachzudenken: Und zwei Millionen Menschen hierzulande machen wieder mit. „Luft holen“ heißt die diesjährige Fastenaktion. Aus meinem Atem lässt sich etwas machen. Er hat Potential. Denn ich atme, weil Gott atmet. Und wo Gott hinatmet, wo er hineinbläst, da werden Menschen und Dinge neu und gut. Bis Ostern sind es sieben Wochen. Ich bin gespannt, was ich mit meinem Atem anfange. Vielleicht gibt es ja sogar atemberaubende Einsichten. Bevor ich selbstverständlich wieder Luft hole und weiter atme.

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