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16APR2024
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Vor gut 20 Jahren wurde ein neuer Film über das Leben Martin Luthers gedreht. Er wurde zuerst in den Kinos gezeigt. Dort kam es bei den Premieren zu ganz außergewöhnlichen Situationen. Als die Vorführung zu Ende war, standen Kinobesucher auf und klatschten. Auf Nachfrage erklärten sie, es habe sie bewegt, dass da einer zu seiner Überzeugung steht. Auch durch hohen Druck von oben ließ er sich nicht beirren. Er beharrte auf den Überzeugungen, die er in intensiven Forschungen und Bemühungen gewonnen hatte. Der Reichstag in Worms 1521 hatte ja den einzigen Sinn, Martin Luther zum Widerruf seiner veröffentlichten Schriften zu zwingen, unter Androhung härtester, sein Leben bedrohender Strafen. Aber er beendete seine Antwort wohl mit dem berühmt gewordenen Satz: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.

Das hat Menschen 500 Jahre später angesprochen und bewegt.
Da knickt jemand vor der Obrigkeit nicht ein. Da lässt er sich nicht einschüchtern, wenn er etwas als wahr und richtig erkannt hat. Da hat jemand den Mut, aufzustehen und stehenzubleiben.

Ich gestehe, dass mich das auch berührt. Vielleicht auch deswegen, weil ich eher feige bin. Ich hätte sicher eher Angst vor den Konsequenzen und würde klein beigeben. Umso mehr überzeugt es mich, wenn jemand sagt, was er für richtig hält. Und unter allen Umständen dazu steht, nicht nachgibt, wenn Menschen mit Macht Strafe androhen. Vielleicht haben viele von denen, die in den Kinos waren und nach dem Film geklatscht haben, die gleiche Angst wie ich. Vielleicht trauen sie sich auch nicht, zu ihren Überzeugungen zu stehen, wenn das unangenehm werden könnte. Und haben den bewundert, der es getan hat.

Martin Luther hat seine abschließende Antwort auf dem Reichstag in Worms übrigens mit dem Zusatz beendet: So wahr mir Gott helfe. Es war nicht sein Mut, der ihn zu seinem Verhalten geführt hat. Sondern es war sein Gottvertrauen, das ihn standhaft bleiben ließ. Davon möchte ich in allen Situationen, in denen ich feige und unsicher bin, obwohl ich eine Überzeugung und einen Glauben habe, gerne lernen.

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15APR2024
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Woran sparen Sie, wenn es finanziell eng wird? Worauf verzichten Sie, wenn Sie nicht mehr genug Geld haben, um sich alles wie gewohnt leisten zu können? Sicher machen es viele wie ich. Die Entscheidung fällt zwischen dem, was sein muss und dem Luxus. Dann geht es im Urlaub doch nicht in ein Hotel oder eine Ferienwohnung, sondern wir zelten.  Wir gehen doch nicht ins Restaurant, sondern kaufen ein und kochen selbst. Die geplante Anschaffung von neuen Möbeln wird noch einmal um ein paar Monate aufgeschoben.

Als das Bundesverfassungsgericht kürzlich eine Finanzplanung der Regierung ablehnte, musste plötzlich gespart werden. Nicht alles, was geplant war, durfte nun umgesetzt werden.

Mich persönlich hat es sehr verunsichert, als Vorschläge kamen, im sozialen Bereich zu sparen, also bei den Zuwendungen für die Ärmsten in der Gesellschaft.

Warum eigentlich? Ist es Luxus, sich um sie zu kümmern? Macht eine Gesellschaft das nur, wenn sie es sich leisten kann?

Der heutige 15. April ist der Gedenktag von Karoline Fliedner. Ich freue mich, dass an sie erinnert wird. Sie stammte aus einer wohlhabenden Hamburger Bürgerfamilie und gehörte zur Oberschicht der Stadt. Aber ich beruflicher Weg führte sie in die Diakonie. Ihr Leben wurde vor allem ein Dienst für kranke und benachteiligte Menschen. Sie war Oberaufseherin im Hamburger Krankenhaus St. Georg. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Theodor Fliedner kennen.

Später wirkte sie für insgesamt 40 Jahre verantwortlich in der Diakonissenanstalt Kaiserswerth bei Düsseldorf.

Wenn ich heute an sie erinnere, dann bedeutet es für mich, auch daran zu denken, was für eine Gesellschaft wichtig ist. Nicht nur das Wirtschaftswachstum für wichtig zu halten oder steigende Börsenkurse. Sondern dass an die gedacht wird, die benachteiligt sind, die immer zu wenig Geld haben und verzichten müssen, die krank sind und am Leben nur sehr eingeschränkt teilnehmen können.

Wer weiß, vielleicht gerate ich ja selbst einmal in die Lage, dass andere an mich denken und mir helfen, wen ich es selbst nicht mehr kann.

Es ist gut zu wissen, dass es Menschen wie Karoline Fliedner gab. Und dass es auch heute Menschen gibt, die an andere denken und für sie da sind. Ich meine, dass das einer Gesellschaft guttut und dass an solchen Investitionen nicht zuerst gespart werden sollte.

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12APR2024
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„Geht hin, ihr seid gesendet“. Mich begeistert dieser kurze Satz immer wieder. Das ist früher das Ende jedes Gottesdienstes gewesen: „Ite, missa est.“ Und das heißt: „Geht, seid gesendet!“ Mit diesen Worten hat auch Jesus selbst seine Schülerinnen und Schüler hinaus in die Welt gesendet. Sie sollen das, was sie von Jesus gelernt und erfahren haben, nicht für sich behalten. Sie sollen es weitergeben, andere davon begeistern.

Ich erinnere mich noch gut an meine Ausbildungs- und Studienzeit. Da habe ich viel gelernt. Und mit dem Abschluss habe ich dann die Aufgabe bekommen, es nicht für mich zu behalten, was ich gelernt habe. „Geh, du bist gesendet!“ Vielleicht denken Sie jetzt, na klar, der ist ja Pfarrer geworden, da muss er das ja auch. Ich bin davon überzeugt, dass das für die meisten Berufe gilt. Und je freudiger sich Menschen auf den Weg machen, desto besser werden sie den Draht zu den Menschen finden, denen sie gerade begegnen.

Sicher, es gibt immer wieder Situationen, wo das nicht so gut gelingt. Da hören die anderen gar nicht zu. Haben so viel anderes zu tun, dass sie sich gar nicht die Zeit nehmen. Oder lehnen sogar ganz ab. Das kann ziemlich entmutigen.

Da braucht es Mut und Zuversicht, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Vielleicht mit anderen zusammen. Gemeinsam lassen sich Rückschläge leichter verarbeiten.

Jesus weiß das. Deshalb hat er seine Jüngerinnen und Jünger mindestens zu zweit auf den Weg geschickt. Und er hat ihnen eine Zusage mit auf den Weg gegeben: Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das gibt Mut und Kraft auch in katastrophalen Zeiten, die wohl zu unserem Leben dazugehören. Ich glaube fest daran: Jesus legt auf diesem Weg jedem die Hände auf die Schultern und sagt leise: Du bist nicht allein, du bist geliebt. Halte durch.

Jesus sendet uns, jeden Tag neu. Um den Menschen Hoffnung zu bringen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Eine Welt zu bauen, die innere Leere nicht mehr mit Geld oder Drogen ausgleicht. Eine Welt mit erfüllendem Miteinander, mit dem Einzigen, das unsere Sehnsucht wirklich stillen kann: gelebte Liebe.

Ich höre Jesus sagen: Leute, wir sind alle eins. Eins mit Gott und eins mit allen anderen hier. Macht keine Unterschiede zwischen den anderen Menschen und schon gar nicht untereinander. Bei euch soll es nicht so sein.

Und jetzt: macht euch auf die Socken. Geht hin, ihr seid gesendet.

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11APR2024
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Hat das jetzt unbedingt sein müssen? Ich habe mich das schon oft gefragt, wenn Dinge passiert sind, die meine ganze Planung durcheinanderbringen. Es hätte doch so schön sein können.

Das haben sich die Jünger bestimmt auch gefragt, nachdem Jesus gestorben war. Er ist zwar auferstanden, das hat wieder Hoffnung gegeben. Aber trotzdem müssen die Jünger sich jetzt alleine auf den Weg machen. In der Bibel lese ich, wie sie zum Tempel gehen. Dort erzählen sie von Jesus. Und von Gott. Sie wissen, dass Jesus lebt. Das gibt ihnen Kraft, Mut und Zuversicht. Jeden Tag lassen sich tausende Menschen taufen. Begeistert sind sie. Was für eine wunderbare Ausstrahlung haben diese Jünger gehabt.

Den religiösen Führern und Priestern ist das suspekt. Sie fürchten, dass sie bald keine Bedeutung mehr haben könnten. Schließlich sehen sie sich als einzig wahre Hüter des Glaubens. Deshalb verbieten sie den Jüngern mit Strafen, diese Botschaft von Jesus weiter zu erzählen.

Aber die lassen sich nicht einschüchtern, und die Zahl der Begeisterten wächst weiter. Es heißt ja, nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Jesus ist nicht nur eine Idee, sie kennen ihn persönlich. Seine Botschaft heißt Liebe. Und diese Liebe ermöglicht Leben auf eine ganz neue Art, helfen und füreinander da sein. Das spüren die Menschen und wollen auch so leben.

Deshalb versuchen die religiösen Führer, die Jünger und Anhänger Jesu zu verfolgen, sie ins Gefängnis zu bringen, zu foltern und umzubringen. In der Hoffnung, die Angst vor solchen Mitteln stoppt die Botschaft Jesu.

In vielen Ländern unserer Erde, beherrscht von autoritären Führern, ist solch ein Vorgehen bis heute an der Tagesordnung. Alexei Nawalny in Russland ist ein ganz aktuelles Beispiel dafür. Die Hoffnung soll gebrochen werden, denn sie setzt große Kräfte frei. Und vor diesen Kräften haben die Herrscher Angst.

Ich hoffe sehr, dass den Gefängnisaufsehern es auch heute nicht gelingt, den Widerstand gegen solche Führer zu brechen. Dass die Hoffnung überlebt.

Eine Szene im Film „Der Herr der Ringe“ scheint mir hier ganz gut zu passen. Da sagt der arg gebeutelte Held Frodo zum Zauberer Gandalf: „Ich wünschte, all das wäre nie passiert.“ Und Gandalf antwortet ihm: „Das tun alle, die solche Zeiten erleben. Aber es liegt nicht in ihrer Macht, das zu entscheiden. Du musst nur entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist.“

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10APR2024
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Angst – plötzlich ist sie da. Weil es dunkel wird. Weil ich eine wichtige Entscheidung treffen muss und nichts falsch machen will. Weil die Welt so trostlos erscheint. Angst kann lähmen. Dann fällt es immer schwerer, etwas zu tun. Und genau das will ich nicht.

Die jüdische Dichterin Mascha Kaléko drückt es wunderbar aus in ihrem Gedicht „Rezept“: „Zerreiß deine Pläne. Sei klug. Und halte dich an Wunder. Sie sind lange schon verzeichnet im großen Plan. Jage die Ängste fort. Und die Angst vor den Ängsten.“

Die Angst der Jünger vor 2000 Jahren ist groß. Weil alle ihre Hoffnungen mit Jesus von Nazareth am Karfreitag am Kreuz gestorben sind. Zu bedrohlich scheint die Macht ihrer Verfolger. Wie sollen sie jetzt weitermachen, wo Jesus nicht mehr als Mensch unter ihnen ist.

Da gibt ihnen Maria von Magdala ein wenig Halt zurück. Sie ist dem auferstandenen Christus begegnet und berichtet ihnen davon. Es ist wirklich so, wie er gesagt hat. Der Tod ist nicht das Ende. Aber diese Botschaft muss erst einmal bei ihnen ankommen. Das stellt alles auf den Kopf. Das müssen sie erst einmal begreifen. Jesus weiß das. Er hilft ihnen, indem er sich ihnen immer wieder zeigt.

Auch in meinem Leben gibt es Situationen, wo ich meine Pläne zerreißen muss. Eine Krankheit, die mich ins Bett zwingt. Ein Blechschaden am Auto, der einen Werkstattbesuch unausweichlich macht. Das fällt mir nicht leicht. Schließlich scheint doch alles so perfekt organisiert.

Uns Menschen fällt die unsichere Situation in unserer Welt schwer. Es macht vielen Angst vor der Zukunft. Das ist wie ein Weg durch eine dunkle Zeit.

Jeder hofft, dass bald das Ende erreicht ist. Am liebsten wäre vielen ein Wunder. Das ihnen die Angst nimmt und wieder Zuversicht gibt.

Da spüre ich. Ostern hat mir wieder Kraft und Zuversicht gegeben. So kann ich  durch die Welt gehen und sagen: Ja, es sieht schlimm aus in der Welt, aber wo immer ich bin, ist Gott. Wo Hoffnung und Mut fehlen, werde ich versuchen, Licht zu sein. Osterlicht. Und das Licht, das durch mich scheint, wärmt mich selbst gleich mit. Gott ist mein Wunder.

Daran halte ich mich - gegen alle Angst.

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09APR2024
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Jesus ist von den Toten auferstanden. 50 Tage lang feiern wir in den Kirchen Ostern. Auferstehung – ist das nicht krass und zu schön, um wahr zu sein? Das kann doch gar nicht sein. Das soll ich glauben – ist doch total abgefahren, oder?

In der Bibel ist es Thomas, der das nicht so recht glauben kann. Die anderen Jünger erzählen ihm, dass Jesus auferstanden ist und lebt. Und dass sie ihn gesehen haben. Aber er, er kann das nicht glauben….

Ich hätte das in dieser Situation bestimmt auch nicht so einfach geglaubt. Und ich verstehe Thomas. Er hat so gezweifelt, dass er erst die Wundmale der Nägel sehen will. Er will Beweise! Sonst kann er nicht glauben.

Acht Tage später erscheint Jesus seinen Jüngern erneut. Er lädt Thomas ein: „Komm, leg deine Hände in die Wunden.“ Ich frage mich, was Thomas wohl in dem Moment empfunden hat: Das muss ihn doch zutiefst verstören. Was nicht sein kann, geschieht hier. Der gekreuzigte Jesus steht lebendig vor ihm, hält ihm seine Wundmale hin. Gibt ihm die Beweise, die er haben will.

Thomas sagt, dass er nun glauben kann. Woraufhin Jesus sagt: „Weil du gesehen hast, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. Also alle, die nicht in die Wunden Jesu fassen können, die seine Wundmale nicht sehen können. Alle, auch wir im Jahr 2024.

Der Zweifel bleibt. An manchen Menschen nagt er besonders, wenn sie an den eigenen Tod denken und an das mögliche Leben danach: Mag sein, dass Jesus dieses Wunder erfahren hat. Mag sein, dass die Jünger ihn gesehen haben.

Aber wird Gott auch mich auferwecken? Wird er alle retten und zu sich holen, die heute in den Schrecken des Krieges, bei Unfällen oder am Ende ihres Lebens sterben? Nicht immer kann ich das glauben, auch wenn ich es gern würde. Manchmal quält mich die Frage, wie diese Zukunft wohl sein wird. Ich habe kein klares Bild von ihr, ich kann sie nicht sehen. Mir fehlt die Fantasie, um mir dieses ewige Leben bei Gott irgendwie vorzustellen.

Der Zweifel bleibt. Manchmal ist er ein Ausdruck der Sehnsucht, zu glauben. Jesus lässt den skeptischen Thomas schauen, er verurteilt ihn nicht für seinen Zweifel. Damit würdigt er diese Sehnsucht. Thomas braucht sich für seinen Zweifel nicht zu schämen. Und wir auch nicht. Denn Jesus nimmt uns an wie wir sind. Und da gehören Zweifel dazu. Wenn wir sie zulassen, durchdringen, kommen wir zu neuen Einsichten. Und manchmal auch zu neuem Glauben.

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08APR2024
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Ist der Hirte weg, zerstreut sich die Herde. Diese alte Erfahrung der Hirten machen sich Menschen auch heute noch zunutze. Sie versuchen, die Kraft einer Gemeinschaft zu zerstören. In Kriegen wird deshalb fieberhaft versucht, die charismatischen Anführer so schnell wie möglich auszuschalten. Damit die Kampfmoral des Volkes untergeht.

Vor 2.000 Jahren wird in Judäa ein Hirte aus dem Weg geräumt. Die religiösen Führer wollen keinen neuen Glauben. Deshalb fordern sie von Pilatus, dass er Jesus kreuzigen und damit töten soll. Sie haben Angst davor, dass der Wanderprediger Jesus zu viel Einfluss bekommt. Deshalb wird er zügig beseitigt. Ohne ihn erscheint der neue Glaube kopflos.

Tatsächlich verlassen zwei seiner engsten Jünger mutlos geworden Jerusalem. Doch der Totgeglaubte stößt als unbekannter Reisender zu ihnen. Er lässt sich zuerst ihre Geschichte erzählen. Dann erklärt er ihnen, dass eben diese Geschichte ganz und gar nicht zu Ende ist.

Und als die Jünger ihn schließlich erkennen, ist er nicht mehr zu sehen. Aber er hat wieder Platz genommen in ihren Herzen. Diesmal für immer.

Sie sind ermutigt durch das, was sie an diesem Tag auf dem Weg mit Jesus erfahren haben. So kehren sie nach Jerusalem zurück. Dort erzählen sie, was sie mit Jesus erlebt haben. Das macht alle froh und zuversichtlich. Entschlossen beginnen sie, ihre wunderbare Botschaft der Liebe in die Welt zu tragen.

Dabei stehen ihre Chancen vermutlich nicht besonders gut. Sie

bewegen sich weiterhin in einem besetzten Land. Die Sicherheitskräfte ersticken jede Unruhe im Keim. Dazu ihre Verfolgung durch fanatische Religionswächter.

Aber irdische Maßstäbe sind zweitrangig, wenn Gott anderes vorsieht. Die Jünger erfüllen mit ihrer Mission uralte Prophezeiungen. Sie verkünden die Botschaft von Jesus, der auferstanden ist von den Toten. Das hat Menschen Kraft und Hoffnung gegeben. Sie verstehen, dass der Tod vermutlich gar nicht das letzte ist. Und 2000 Jahre später lebt diese Botschaft genauso und wir sind die, die jetzt verkünden und sie weitererzählen.

Ist der Hirte weg, zerstreut sich die Herde. Doch der Hirte ist nicht weg.

Jetzt nach Ostern ist Jesus überall. Und ganz besonders in seiner Herde.

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05APR2024
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Neulich habe ich einen Anruf bekommen – geschäftlich, wegen irgendeiner Lieferung. Da sagt mein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung plötzlich ganz überrascht: „Ich kenne Ihre Stimme!“ Und es stellt sich heraus, dass er abends regelmäßig Radio hört. Und meine Stimme ist ihm tatsächlich aus den Abendandachten von SWR 4 vertraut. Schnell kommen wir miteinander ins Gespräch; vielleicht auch deshalb, weil ich durch die Verkündigungssendung im Radio keine ganz Fremde für ihn bin.

Obwohl sehr viele Menschen bei unseren Radioandachten schon lange gerne zuhören, habe ich früher gedacht: Eine Stimme aus dem Radio bleibt doch viel unpersönlicher, als die echten Begegnungen in der Kirchengemeinde. Aber dann kam Corona, und in dieser Zeit haben sogar noch mehr Menschen die christliche Verkündigung in Radio und Fernsehen schätzen gelernt. Begegnungen in der Gemeinde waren damals mit einem Schlag nicht mehr möglich, da waren sie eine gute Alternative. Nicht wenigen hat das Zuhören am Radio das Gefühl gegeben, in einer großen Gemeinschaft verbunden zu sein.

Während Corona gab es deshalb auch mehr Fernsehgottesdienste. Auch aus unserer Ingelheimer Saalkirche. Es war eine enorme Leistung für das Team aus Pfarrerinnen, Pfarrern, Musikerinnen und Musikern, so oft einen Fernsehgottesdienst auf die Beine zu stellen. Für das Publikum war es schön, vertraute Gesichter zu sehen, bekannte Stimmen zu hören und den Raum, den sie nun schon gekannt haben, wieder zu erleben – ein Stückchen Heimat, egal, wie weit weg sie auch gewohnt haben. Ich habe damals manchmal im Telefonteam mitgeholfen, das Anrufe nach dem Gottesdienst entgegennimmt. Dann haben mir die Menschen erzählt, wie gut es ihnen getan hat, mit dem, was sie da gehört und gesehen haben, schon vertraut zu sein.

„Ekhn2030“ nennt sich das Programm, mit dem unsere Landeskirche gerade reagiert auf den Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen und auf den Fachkräftemangel, den es auch bei der evangelischen Kirche gibt. Kirchengemeinden werden zusammengefasst, Pfarrerinnen und Pfarrer bilden Teams, die in einer sogenannten Nachbarschaft arbeitsteilig Dienst tun und nicht mehr nur auf eine Gemeinde bezogen arbeiten. Es sind gute Ideen dabei – es gibt aber auch Ängste:  Habe ich dann noch „meine“ Gemeinde, wenn ich nicht mehr jeden Sonntag „meine Pfarrerin“ in „meiner Kirche“ erlebe.

„Der Glaube kommt durch’s Hören“. Das wusste schon der Apostel Paulus. Vermutlich wird es in Zukunft noch wichtiger, die frohe Botschaft von Jesus Christus vor allem zu hören und zu lernen, dass ich dabei beweglich sein kann und weniger ortsgebunden und trotzdem mit Vertrautem tief verbunden.

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04APR2024
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Eigentlich will ich Worte wie „Wasserschaden“ „Kabelbruch“ oder „Materiallieferschwierigkeiten“ nicht mehr hören. Ich war Pfarrerin einer Gemeinde mit Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhaus und noch einigem mehr, um das ich mich an Gebäuden zu kümmern hatte und habe einige Erfahrung mit ärgerlichen Schäden und Komplikationen auf Baustellen. Aber ich habe auch von einer ganz besonders schönen Erfahrung zu erzählen: Ich habe Frau Korn kennengelernt, die sich von Berufs wegen um Versicherungsfälle kümmert. Und das macht sie so großartig, dass mich das schon fast wieder mit dem Schaden, für den Sie zuständig war und mit allem Ärger drumherum versöhnt hat. Frau Korn hatte einfach alles im Griff. Immer. Wann immer auf der Baustelle etwas schiefgelaufen war: Ein Anruf genügte, und Frau Korn hat sich gekümmert. Ganz unaufgeregt, immer freundlich, und sofort. Sätze wie: „Dafür sind wir nicht zuständig.“  Oder: „Wir haben grad keine Kapazitäten frei.“ Habe ich von ihr nie zu hören bekommen. Frau Korn hat alles geregelt, sobald sie es auf den Tisch bekommen hat.

Wie gut, dass ich mit meinen Sorgen rund um den Versicherungsschaden zu ihr gehen konnte. Und wenn mich größere und persönliche Sorgen umtreiben, dann stelle ich mir vor, dass es beim lieben Gott genau so ist, wie bei Frau Korn. In der Bibel heißt es einmal: „Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7) wie bei der zuverlässigen und freundlichen Frau Korn – nur, dass ich auf Gott die wirklich großen Sorgen werfen darf. Und damit ist nicht gemeint, dass ich mich um nichts mehr selber kümmern soll. Im Gegenteil: Mir Sorgen machen – ja. Verantwortung übernehmen. Aufmerksam sein. – Unbedingt. Aber mit der Grundhaltung, dass ich mich von den Sorgen nicht beherrschen lasse, weil es einen gibt, der für mich und meine Sorgen zuständig ist.

Wenn ich mit meinen Sorgen zu Gott komme, dann ist das so wie bei Frau Korn und dem Versicherungsschaden: Gott schaut mit mir zusammen hin, wie wir das geregelt kriegen. Bei ihm kann ich stöhnen, seufzen, schimpfen, verzweifelt sein oder am Ende mit meinem Latein. Manchmal löst sich der Sorgenknoten schon ein wenig in demselben Moment, in dem ich auf Gott werfe, was mich bedrückt. Weil ich weiß: Ihr Sorgen, ihr habt bei mir nicht das letzte Wort! Denn für meine Sorgen, da ist Gott zuständig.

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03APR2024
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Meine Freundin Helga hat Tagebuch geschrieben in der Zeit, in der sie ihre demenzkranke Mutter gepflegt hat. Sie hat gemerkt, dass es ihr hilft, wenn sie Erlebtes festhält. So ein Tagebuch ist geduldig. Es nimmt alles auf ohne Zensur, ohne Vorwürfe, ohne Besserwisserei, ohne die Augen zu verdrehen. Menschliche Zuhörer kriegen das selten hin, zumal bei einem so schwierigen Thema: der Pflege eines Menschen. Und deshalb hat es Helga wohl auch so gutgetan, sich oft abends von der Seele zu schreiben, was sie in der Zeit der anstrengenden Pflege erlebt hat mit ihrer Mutter.

„Am Anfang war es besonders schwer, denn meine Mutter hat selbst oft mitbekommen, dass sie dement wird, und dann war sie sehr traurig und ich gleich mit.“ Hat Helga mir erzählt und dass sie dann angefangen hat, alles aufzuschreiben: Die immer neuen Herausforderungen, vor denen sie gestanden hat – und ihre Mutter genauso.

An manchen Tagen waren es nur ein paar Sätze. An anderen ganze Geschichten, die sie mit ihrer Mutter erlebt hat. Schon nach kurzer Zeit hatte Helga das Gefühl, mit der Pflege überfordert zu sein. Im Rückblick findet sie aber auch Tagebucheinträge, die zeigen, dass sie mit manchem gut zurechtgekommen sind. Helga kann rückblickend lesen, wie sie zusammen ihren Alltag doch gemeistert haben – und wie ihre Mutter mehr und mehr ihre Angst und Traurigkeit verloren hat. Ihren Humor hat sie dafür lange behalten.

„Manchmal war sie neugierig wie ein kleines Kind, das sich die Welt erklären lässt“, sagt Helga. Und muss kichern, als sie erzählt, wie sie beide einmal neben einer älteren Frau im Bus gesessen haben. Helgas Mutter hatte die Frau genau gemustert und dann laut verkündet: „Wenn man einen faltigen Hals bekommt, muss man einen Schal tragen“. Helga war das furchtbar peinlich gewesen – ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, der damals schon längst nichts mehr peinlich war, weil auch Schamgefühl etwas ist, was manche Menschen verlieren, wenn sie dement werden.

Ich habe große Achtung vor Helga, die sich dieser schweren Aufgabe gestellt hat und sie so wunderbar gemeistert hat. Auch dank des Tagebuchs, dem sie all ihre Erschöpfung und Mühe immer wieder hat anvertrauen können und bei dem sie oft am Abend hat abladen können, was schwer war. Heute hilft ihr das Notierte aus der Zeit auch dabei, sich liebevoll an ihre Mutter zu erinnern und an diese intensive gemeinsame Zeit. Und es hilft Helga, sich gut zu verabschieden.

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