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19APR2024
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Ich kann mich ja richtig ärgern, wenn wieder jemand von „Fake-News“ anfängt. Überall gibt es sie jetzt, diese „Fake-News“. In der Politik sowieso, am Stammtisch und im Verein und immer und immer wieder in den sogenannten sozialen Medien. Das Gegenteil davon ist ganz einfach Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit. Warum sagen wir also nicht auf Deutsch, was wir meinen? Wir meinen, dass jemand nicht ehrlich ist, sondern lügt. Wir meinen, dass jemand nicht wahrhaftig ist, sondern verschlagen. Wir meinen, dass jemand nicht verlässlich ist, sondern Gerüchte verbreitet und ein Schwätzer ist.

Wenn ich Menschen frage, was für ihre Eltern in der Erziehung das Wichtigste war, dann sagen fast alle: Ehrlichkeit. Das kommt an erster oder zweiter Stelle: die Ehrlichkeit. Es gibt so gut wie keine Ausnahmen. Ehrlichkeit steht ganz oben.

„Euer Ja soll ein Ja sein. Und euer Nein ein Nein“, das hat schon Jesus so gesagt und das ist ein in unserer Gesellschaft tief verwurzelter christlicher Wert: ehrlich, wahrhaftig, klar und verlässlich soll das sein, was wir sagen und – wegen mir – auch „posten“.

Warum machen wir es dann anders? Oder vielleicht frage ich besser erst einmal mich selbst? Mache ich es denn so, wie es mir die Elterngeneration beigebracht hat? Mache ich es so, wie mein Glaube es mich lehrt? Bevor ich rede und womöglich etwas weitererzähle, weiß ich, dass das auch der Wahrheit entspricht?

Ich weiß doch ganz genau, dass „das Internet“ eine Lügnerin sein kann, eine Schwatzbase, die Gerüchte verbreitet. Ich weiß doch, dass Facebook ein Verführer sein kann, der versucht, mich zu manipulieren mit halben Wahrheiten und gefälschten Bildern. Ich weiß doch, dass nicht alles, was mir per WhatsApp geschickt wird, real ist.

Ehrlichkeit soll für mich ein hoher Wert sein. Ganz weit oben. Ich will keine Lügen verbreiten. Ich will keine Unwahrheiten verbreiten, schon gar nicht über andere Menschen, ob sie meine Nachbarn sind, Politiker oder andere Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Egal. Es gibt niemanden, über den ich Gerüchte verbreiten will. Fake-News? Sind mir auch egal.

Mir geht es um Ehrlichkeit. „Euer Ja soll ein Ja sein. Und euer Nein ein Nein.“ – So habe ich das mal gelernt. So soll es sein.

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18APR2024
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War früher nicht alles besser war als jetzt? – Man kann sich das schon fragen, weil es manchmal so wirkt, als würde sich alles zuspitzen, als gebe es jetzt und plötzlich all das, was es früher nicht gegeben hat: Unser Wohlstand ist in Gefahr, der Krieg scheint in der Nachbarschaft stattzufinden und die Menschen werden immer rauer und bösartiger.

Wie kommt das nur, dass es immer schlimmer wird?
Nun, es kommt gar nicht. Und darauf komme ich, weil ich in der Bibel Sätze gefunden habe, die 3000 Jahre alt sind. Und an denen sehe ich: Die Sorge, dass früher alles besser war, ist nicht besonders originell. Schon in der Bibel steht:

„Sag nicht: ‚Wie kommt es nur, dass früher alles besser war als jetzt?‘, denn ein Weiser fragt nicht so“ (Prediger 7,10).

Schon vor 3.000 Jahren waren manche der Meinung, es würde alles schlimmer und schlimmer! Wenn das wirklich die letzten drei Jahrtausende so gewesen wäre, dann wäre heute einfach nichts mehr von uns übrig! Aber wir leben noch. Und immer wieder hat sich die Menschheit besonnen, haben Kulturen sich verändert. Oder, wie ich es glaube und sage: Immer wieder hat Gott eingegriffen.

Wir sind nicht unbedingt besser geworden. Aber eben auch nicht völlig schlecht.

Mensch bleibt Mensch, so könnte man sagen: Es gibt die Normalen und es gibt auch immer ein paar, die schwierig sind. Es gibt die katastrophalen Auswüchse, Kriege und Diktatur, und es gibt die berührenden Zeichen der Liebe. Es gibt Zeiten, die schwer sind. Und es gibt Zeiten wie die letzten sieben Jahrzehnte, in denen wir in Deutschland zumindest so sicher und im Wohlstand gelebt haben wie nie zuvor in der Geschichte.

Ein Weiser, also jemand mit Lebenserfahrung, könnte fragen: Was ist anders als früher? Und welche Veränderung verschlechtert das Leben? Und schließlich: Was kann ich dafür tun, dass es besser wird?

Ein Beispiel: Ich persönlich denke manchmal, dass wir früher viel verlässlicher waren. Da hat sich etwas verändert. Wer in einem Verein, einer Kirchengemeinde, oder einer Partei engagiert war, hat über einige Jahre Aufgaben übernommen. Heute ist es schwer, jemand zu finden, der sich für mehr als eine kurze Zeit festlegt.

Ja, ich frage mich manchmal, wie es dazu gekommen ist. Da gibt es viele Antworten, aber keine bringt mich weiter. Besser ist die Frage, was ich dagegen tun kann. Auf diese Frage gibt es nämlich eindeutige Antworten.

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17APR2024
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Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie und ihr Mann auf einer Demo für Menschenrechte und Demokratie waren. „Seit dem Nato-Doppelbeschluss waren wir nicht mehr auf einer Demo“, sagt sie ärgerlich.

Das, was beim Masterplan-Treffen in Potsdam, in Büchern und sogar bei Reden im Bundestag geäußert wird, darf nach ihrer Ansicht nicht unwidersprochen bleiben. Sie will einstehen für die Menschenrechte und für die Menschenwürde.

Aber was ist das denn, „Menschenwürde“? Gibt es so etwas? Sind wir nicht alle nur Tiere? Zu 95% ist unser genetisches Erbgut baugleich mit dem vom Schwein. Ein Kabarettist hat einmal gesagt: „Ich denke immer, wenn ich in eine Metzgerei gehe, dass es ein reiner evolutionärer Glücksfall ist, dass ich auf dieser Seite der Theke stehe“ (Dieter Nuhr).

Ich würde wahrscheinlich ähnliche Sprüche von mir geben, wenn ich nicht an einen Gott glauben könnte, der jeden einzelnen Menschen im Blick hat. Ich glaube an den Gott, der selbst Mensch wurde, um uns Menschen das zu zeigen. Dieser Mensch, Jesus, zeigt den Gott, der nicht nur „die“ Menschen allgemein, sondern jeden einzelnen von uns liebt.

Jesus erzählt deshalb all die Geschichten von der Unersetzlichkeit des Einzelnen. Das verlorene Geldstück ist so eine Geschichte, der verlorene Sohn – und natürlich die Geschichte von dem Schäfer, der 100 Schafe hatte, aber eines kam ihm abhanden.

Da lässt er die 99 anderen im sicheren Gehege zurück und sucht so lange, bis er das verlorene Schaf gefunden hat. Und die Freude darüber ist riesig! So, sagt Jesus, freut sich der Himmel über jeden einzelnen Menschen, wie gut oder schlecht er auch ist. Er hat Würde.

Ich weiß nicht, wie ich die Würde „des Menschen“ sonst begründen sollte. Das genetische Material ist es nicht. Das Verhalten ist es nicht. Der Intellekt kann es auch nicht sein, sonst wären Viele würdelos.

Die Würde liegt begründet darin, dass es einen gibt, der sie uns gab. Sie ist – von außen – in uns hineingelegt. Und genau deshalb ist die Würde des Menschen unveränderlich.

Meine Freundin hat recht, dafür einzustehen und zu demonstrieren. Wer diese Würde nicht allen Menschen gleichermaßen zuspricht, muss andere Kriterien anlegen. Solche Menschen unterscheiden automatisch zwischen besseren und schlechteren Menschen, ziehen einen Graben zwischen „wir“ und „die“. Aber die Würde des Menschen ist unantastbar. Denn sie kommt von Gott.

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16APR2024
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Vor gut 20 Jahren wurde ein neuer Film über das Leben Martin Luthers gedreht. Er wurde zuerst in den Kinos gezeigt. Dort kam es bei den Premieren zu ganz außergewöhnlichen Situationen. Als die Vorführung zu Ende war, standen Kinobesucher auf und klatschten. Auf Nachfrage erklärten sie, es habe sie bewegt, dass da einer zu seiner Überzeugung steht. Auch durch hohen Druck von oben ließ er sich nicht beirren. Er beharrte auf den Überzeugungen, die er in intensiven Forschungen und Bemühungen gewonnen hatte. Der Reichstag in Worms 1521 hatte ja den einzigen Sinn, Martin Luther zum Widerruf seiner veröffentlichten Schriften zu zwingen, unter Androhung härtester, sein Leben bedrohender Strafen. Aber er beendete seine Antwort wohl mit dem berühmt gewordenen Satz: Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.

Das hat Menschen 500 Jahre später angesprochen und bewegt.
Da knickt jemand vor der Obrigkeit nicht ein. Da lässt er sich nicht einschüchtern, wenn er etwas als wahr und richtig erkannt hat. Da hat jemand den Mut, aufzustehen und stehenzubleiben.

Ich gestehe, dass mich das auch berührt. Vielleicht auch deswegen, weil ich eher feige bin. Ich hätte sicher eher Angst vor den Konsequenzen und würde klein beigeben. Umso mehr überzeugt es mich, wenn jemand sagt, was er für richtig hält. Und unter allen Umständen dazu steht, nicht nachgibt, wenn Menschen mit Macht Strafe androhen. Vielleicht haben viele von denen, die in den Kinos waren und nach dem Film geklatscht haben, die gleiche Angst wie ich. Vielleicht trauen sie sich auch nicht, zu ihren Überzeugungen zu stehen, wenn das unangenehm werden könnte. Und haben den bewundert, der es getan hat.

Martin Luther hat seine abschließende Antwort auf dem Reichstag in Worms übrigens mit dem Zusatz beendet: So wahr mir Gott helfe. Es war nicht sein Mut, der ihn zu seinem Verhalten geführt hat. Sondern es war sein Gottvertrauen, das ihn standhaft bleiben ließ. Davon möchte ich in allen Situationen, in denen ich feige und unsicher bin, obwohl ich eine Überzeugung und einen Glauben habe, gerne lernen.

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15APR2024
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Woran sparen Sie, wenn es finanziell eng wird? Worauf verzichten Sie, wenn Sie nicht mehr genug Geld haben, um sich alles wie gewohnt leisten zu können? Sicher machen es viele wie ich. Die Entscheidung fällt zwischen dem, was sein muss und dem Luxus. Dann geht es im Urlaub doch nicht in ein Hotel oder eine Ferienwohnung, sondern wir zelten.  Wir gehen doch nicht ins Restaurant, sondern kaufen ein und kochen selbst. Die geplante Anschaffung von neuen Möbeln wird noch einmal um ein paar Monate aufgeschoben.

Als das Bundesverfassungsgericht kürzlich eine Finanzplanung der Regierung ablehnte, musste plötzlich gespart werden. Nicht alles, was geplant war, durfte nun umgesetzt werden.

Mich persönlich hat es sehr verunsichert, als Vorschläge kamen, im sozialen Bereich zu sparen, also bei den Zuwendungen für die Ärmsten in der Gesellschaft.

Warum eigentlich? Ist es Luxus, sich um sie zu kümmern? Macht eine Gesellschaft das nur, wenn sie es sich leisten kann?

Der heutige 15. April ist der Gedenktag von Karoline Fliedner. Ich freue mich, dass an sie erinnert wird. Sie stammte aus einer wohlhabenden Hamburger Bürgerfamilie und gehörte zur Oberschicht der Stadt. Aber ich beruflicher Weg führte sie in die Diakonie. Ihr Leben wurde vor allem ein Dienst für kranke und benachteiligte Menschen. Sie war Oberaufseherin im Hamburger Krankenhaus St. Georg. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Theodor Fliedner kennen.

Später wirkte sie für insgesamt 40 Jahre verantwortlich in der Diakonissenanstalt Kaiserswerth bei Düsseldorf.

Wenn ich heute an sie erinnere, dann bedeutet es für mich, auch daran zu denken, was für eine Gesellschaft wichtig ist. Nicht nur das Wirtschaftswachstum für wichtig zu halten oder steigende Börsenkurse. Sondern dass an die gedacht wird, die benachteiligt sind, die immer zu wenig Geld haben und verzichten müssen, die krank sind und am Leben nur sehr eingeschränkt teilnehmen können.

Wer weiß, vielleicht gerate ich ja selbst einmal in die Lage, dass andere an mich denken und mir helfen, wen ich es selbst nicht mehr kann.

Es ist gut zu wissen, dass es Menschen wie Karoline Fliedner gab. Und dass es auch heute Menschen gibt, die an andere denken und für sie da sind. Ich meine, dass das einer Gesellschaft guttut und dass an solchen Investitionen nicht zuerst gespart werden sollte.

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12APR2024
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„Geht hin, ihr seid gesendet“. Mich begeistert dieser kurze Satz immer wieder. Das ist früher das Ende jedes Gottesdienstes gewesen: „Ite, missa est.“ Und das heißt: „Geht, seid gesendet!“ Mit diesen Worten hat auch Jesus selbst seine Schülerinnen und Schüler hinaus in die Welt gesendet. Sie sollen das, was sie von Jesus gelernt und erfahren haben, nicht für sich behalten. Sie sollen es weitergeben, andere davon begeistern.

Ich erinnere mich noch gut an meine Ausbildungs- und Studienzeit. Da habe ich viel gelernt. Und mit dem Abschluss habe ich dann die Aufgabe bekommen, es nicht für mich zu behalten, was ich gelernt habe. „Geh, du bist gesendet!“ Vielleicht denken Sie jetzt, na klar, der ist ja Pfarrer geworden, da muss er das ja auch. Ich bin davon überzeugt, dass das für die meisten Berufe gilt. Und je freudiger sich Menschen auf den Weg machen, desto besser werden sie den Draht zu den Menschen finden, denen sie gerade begegnen.

Sicher, es gibt immer wieder Situationen, wo das nicht so gut gelingt. Da hören die anderen gar nicht zu. Haben so viel anderes zu tun, dass sie sich gar nicht die Zeit nehmen. Oder lehnen sogar ganz ab. Das kann ziemlich entmutigen.

Da braucht es Mut und Zuversicht, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Vielleicht mit anderen zusammen. Gemeinsam lassen sich Rückschläge leichter verarbeiten.

Jesus weiß das. Deshalb hat er seine Jüngerinnen und Jünger mindestens zu zweit auf den Weg geschickt. Und er hat ihnen eine Zusage mit auf den Weg gegeben: Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das gibt Mut und Kraft auch in katastrophalen Zeiten, die wohl zu unserem Leben dazugehören. Ich glaube fest daran: Jesus legt auf diesem Weg jedem die Hände auf die Schultern und sagt leise: Du bist nicht allein, du bist geliebt. Halte durch.

Jesus sendet uns, jeden Tag neu. Um den Menschen Hoffnung zu bringen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Eine Welt zu bauen, die innere Leere nicht mehr mit Geld oder Drogen ausgleicht. Eine Welt mit erfüllendem Miteinander, mit dem Einzigen, das unsere Sehnsucht wirklich stillen kann: gelebte Liebe.

Ich höre Jesus sagen: Leute, wir sind alle eins. Eins mit Gott und eins mit allen anderen hier. Macht keine Unterschiede zwischen den anderen Menschen und schon gar nicht untereinander. Bei euch soll es nicht so sein.

Und jetzt: macht euch auf die Socken. Geht hin, ihr seid gesendet.

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11APR2024
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Hat das jetzt unbedingt sein müssen? Ich habe mich das schon oft gefragt, wenn Dinge passiert sind, die meine ganze Planung durcheinanderbringen. Es hätte doch so schön sein können.

Das haben sich die Jünger bestimmt auch gefragt, nachdem Jesus gestorben war. Er ist zwar auferstanden, das hat wieder Hoffnung gegeben. Aber trotzdem müssen die Jünger sich jetzt alleine auf den Weg machen. In der Bibel lese ich, wie sie zum Tempel gehen. Dort erzählen sie von Jesus. Und von Gott. Sie wissen, dass Jesus lebt. Das gibt ihnen Kraft, Mut und Zuversicht. Jeden Tag lassen sich tausende Menschen taufen. Begeistert sind sie. Was für eine wunderbare Ausstrahlung haben diese Jünger gehabt.

Den religiösen Führern und Priestern ist das suspekt. Sie fürchten, dass sie bald keine Bedeutung mehr haben könnten. Schließlich sehen sie sich als einzig wahre Hüter des Glaubens. Deshalb verbieten sie den Jüngern mit Strafen, diese Botschaft von Jesus weiter zu erzählen.

Aber die lassen sich nicht einschüchtern, und die Zahl der Begeisterten wächst weiter. Es heißt ja, nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Jesus ist nicht nur eine Idee, sie kennen ihn persönlich. Seine Botschaft heißt Liebe. Und diese Liebe ermöglicht Leben auf eine ganz neue Art, helfen und füreinander da sein. Das spüren die Menschen und wollen auch so leben.

Deshalb versuchen die religiösen Führer, die Jünger und Anhänger Jesu zu verfolgen, sie ins Gefängnis zu bringen, zu foltern und umzubringen. In der Hoffnung, die Angst vor solchen Mitteln stoppt die Botschaft Jesu.

In vielen Ländern unserer Erde, beherrscht von autoritären Führern, ist solch ein Vorgehen bis heute an der Tagesordnung. Alexei Nawalny in Russland ist ein ganz aktuelles Beispiel dafür. Die Hoffnung soll gebrochen werden, denn sie setzt große Kräfte frei. Und vor diesen Kräften haben die Herrscher Angst.

Ich hoffe sehr, dass den Gefängnisaufsehern es auch heute nicht gelingt, den Widerstand gegen solche Führer zu brechen. Dass die Hoffnung überlebt.

Eine Szene im Film „Der Herr der Ringe“ scheint mir hier ganz gut zu passen. Da sagt der arg gebeutelte Held Frodo zum Zauberer Gandalf: „Ich wünschte, all das wäre nie passiert.“ Und Gandalf antwortet ihm: „Das tun alle, die solche Zeiten erleben. Aber es liegt nicht in ihrer Macht, das zu entscheiden. Du musst nur entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist.“

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10APR2024
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Angst – plötzlich ist sie da. Weil es dunkel wird. Weil ich eine wichtige Entscheidung treffen muss und nichts falsch machen will. Weil die Welt so trostlos erscheint. Angst kann lähmen. Dann fällt es immer schwerer, etwas zu tun. Und genau das will ich nicht.

Die jüdische Dichterin Mascha Kaléko drückt es wunderbar aus in ihrem Gedicht „Rezept“: „Zerreiß deine Pläne. Sei klug. Und halte dich an Wunder. Sie sind lange schon verzeichnet im großen Plan. Jage die Ängste fort. Und die Angst vor den Ängsten.“

Die Angst der Jünger vor 2000 Jahren ist groß. Weil alle ihre Hoffnungen mit Jesus von Nazareth am Karfreitag am Kreuz gestorben sind. Zu bedrohlich scheint die Macht ihrer Verfolger. Wie sollen sie jetzt weitermachen, wo Jesus nicht mehr als Mensch unter ihnen ist.

Da gibt ihnen Maria von Magdala ein wenig Halt zurück. Sie ist dem auferstandenen Christus begegnet und berichtet ihnen davon. Es ist wirklich so, wie er gesagt hat. Der Tod ist nicht das Ende. Aber diese Botschaft muss erst einmal bei ihnen ankommen. Das stellt alles auf den Kopf. Das müssen sie erst einmal begreifen. Jesus weiß das. Er hilft ihnen, indem er sich ihnen immer wieder zeigt.

Auch in meinem Leben gibt es Situationen, wo ich meine Pläne zerreißen muss. Eine Krankheit, die mich ins Bett zwingt. Ein Blechschaden am Auto, der einen Werkstattbesuch unausweichlich macht. Das fällt mir nicht leicht. Schließlich scheint doch alles so perfekt organisiert.

Uns Menschen fällt die unsichere Situation in unserer Welt schwer. Es macht vielen Angst vor der Zukunft. Das ist wie ein Weg durch eine dunkle Zeit.

Jeder hofft, dass bald das Ende erreicht ist. Am liebsten wäre vielen ein Wunder. Das ihnen die Angst nimmt und wieder Zuversicht gibt.

Da spüre ich. Ostern hat mir wieder Kraft und Zuversicht gegeben. So kann ich  durch die Welt gehen und sagen: Ja, es sieht schlimm aus in der Welt, aber wo immer ich bin, ist Gott. Wo Hoffnung und Mut fehlen, werde ich versuchen, Licht zu sein. Osterlicht. Und das Licht, das durch mich scheint, wärmt mich selbst gleich mit. Gott ist mein Wunder.

Daran halte ich mich - gegen alle Angst.

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09APR2024
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Jesus ist von den Toten auferstanden. 50 Tage lang feiern wir in den Kirchen Ostern. Auferstehung – ist das nicht krass und zu schön, um wahr zu sein? Das kann doch gar nicht sein. Das soll ich glauben – ist doch total abgefahren, oder?

In der Bibel ist es Thomas, der das nicht so recht glauben kann. Die anderen Jünger erzählen ihm, dass Jesus auferstanden ist und lebt. Und dass sie ihn gesehen haben. Aber er, er kann das nicht glauben….

Ich hätte das in dieser Situation bestimmt auch nicht so einfach geglaubt. Und ich verstehe Thomas. Er hat so gezweifelt, dass er erst die Wundmale der Nägel sehen will. Er will Beweise! Sonst kann er nicht glauben.

Acht Tage später erscheint Jesus seinen Jüngern erneut. Er lädt Thomas ein: „Komm, leg deine Hände in die Wunden.“ Ich frage mich, was Thomas wohl in dem Moment empfunden hat: Das muss ihn doch zutiefst verstören. Was nicht sein kann, geschieht hier. Der gekreuzigte Jesus steht lebendig vor ihm, hält ihm seine Wundmale hin. Gibt ihm die Beweise, die er haben will.

Thomas sagt, dass er nun glauben kann. Woraufhin Jesus sagt: „Weil du gesehen hast, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. Also alle, die nicht in die Wunden Jesu fassen können, die seine Wundmale nicht sehen können. Alle, auch wir im Jahr 2024.

Der Zweifel bleibt. An manchen Menschen nagt er besonders, wenn sie an den eigenen Tod denken und an das mögliche Leben danach: Mag sein, dass Jesus dieses Wunder erfahren hat. Mag sein, dass die Jünger ihn gesehen haben.

Aber wird Gott auch mich auferwecken? Wird er alle retten und zu sich holen, die heute in den Schrecken des Krieges, bei Unfällen oder am Ende ihres Lebens sterben? Nicht immer kann ich das glauben, auch wenn ich es gern würde. Manchmal quält mich die Frage, wie diese Zukunft wohl sein wird. Ich habe kein klares Bild von ihr, ich kann sie nicht sehen. Mir fehlt die Fantasie, um mir dieses ewige Leben bei Gott irgendwie vorzustellen.

Der Zweifel bleibt. Manchmal ist er ein Ausdruck der Sehnsucht, zu glauben. Jesus lässt den skeptischen Thomas schauen, er verurteilt ihn nicht für seinen Zweifel. Damit würdigt er diese Sehnsucht. Thomas braucht sich für seinen Zweifel nicht zu schämen. Und wir auch nicht. Denn Jesus nimmt uns an wie wir sind. Und da gehören Zweifel dazu. Wenn wir sie zulassen, durchdringen, kommen wir zu neuen Einsichten. Und manchmal auch zu neuem Glauben.

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08APR2024
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Ist der Hirte weg, zerstreut sich die Herde. Diese alte Erfahrung der Hirten machen sich Menschen auch heute noch zunutze. Sie versuchen, die Kraft einer Gemeinschaft zu zerstören. In Kriegen wird deshalb fieberhaft versucht, die charismatischen Anführer so schnell wie möglich auszuschalten. Damit die Kampfmoral des Volkes untergeht.

Vor 2.000 Jahren wird in Judäa ein Hirte aus dem Weg geräumt. Die religiösen Führer wollen keinen neuen Glauben. Deshalb fordern sie von Pilatus, dass er Jesus kreuzigen und damit töten soll. Sie haben Angst davor, dass der Wanderprediger Jesus zu viel Einfluss bekommt. Deshalb wird er zügig beseitigt. Ohne ihn erscheint der neue Glaube kopflos.

Tatsächlich verlassen zwei seiner engsten Jünger mutlos geworden Jerusalem. Doch der Totgeglaubte stößt als unbekannter Reisender zu ihnen. Er lässt sich zuerst ihre Geschichte erzählen. Dann erklärt er ihnen, dass eben diese Geschichte ganz und gar nicht zu Ende ist.

Und als die Jünger ihn schließlich erkennen, ist er nicht mehr zu sehen. Aber er hat wieder Platz genommen in ihren Herzen. Diesmal für immer.

Sie sind ermutigt durch das, was sie an diesem Tag auf dem Weg mit Jesus erfahren haben. So kehren sie nach Jerusalem zurück. Dort erzählen sie, was sie mit Jesus erlebt haben. Das macht alle froh und zuversichtlich. Entschlossen beginnen sie, ihre wunderbare Botschaft der Liebe in die Welt zu tragen.

Dabei stehen ihre Chancen vermutlich nicht besonders gut. Sie

bewegen sich weiterhin in einem besetzten Land. Die Sicherheitskräfte ersticken jede Unruhe im Keim. Dazu ihre Verfolgung durch fanatische Religionswächter.

Aber irdische Maßstäbe sind zweitrangig, wenn Gott anderes vorsieht. Die Jünger erfüllen mit ihrer Mission uralte Prophezeiungen. Sie verkünden die Botschaft von Jesus, der auferstanden ist von den Toten. Das hat Menschen Kraft und Hoffnung gegeben. Sie verstehen, dass der Tod vermutlich gar nicht das letzte ist. Und 2000 Jahre später lebt diese Botschaft genauso und wir sind die, die jetzt verkünden und sie weitererzählen.

Ist der Hirte weg, zerstreut sich die Herde. Doch der Hirte ist nicht weg.

Jetzt nach Ostern ist Jesus überall. Und ganz besonders in seiner Herde.

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