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Menschen stellen sich Gott auf unterschiedlichste Art und Weise vor. Die Autorin Birgit Mattausch erzählt, wie vielfältig Gott für sie ist:
„Manchmal stelle ich mir vor, dass G*tt eine alte Frau ist. Sie hat langes weißes Haar, nicht mehr alle Zähne, aber dafür tausend Fältchen um die dunklen Augen.
Ihre Brüste sind weich und schwer. Ihre Zehen krumm. Ihre Hände arthritisch.
Sie weiß alles über Vögel, wilde Orchideen und Quantenphysik.
G*tt macht die besten Brioches der Welt. Und das beste Lahmacun.
Manchmal stelle ich mir vor, dass G*tt in den Tulpen ist, die noch abgeschnitten weiter wachsen. In der Saatkrähe hoch oben im Nest, die ihre frisch geschlüpften Küken wärmt.
G*tt ist die Kraft der Regeneration. Ist Heilen. Und Neu-Werden.
Manchmal stelle ich mir vor, dass G*tt lächelt, leuchtet und wird. Mir ein Stück Brioche gibt und sagt: Nimm und iss. Leuchte. Es wird.“
Birgit Matausch, Evangelisch.de: Spiritusblog vom 8. April 2024
Manchmal stell ich mir vor | evangelisch.de
Lena Müller ist Pfarrerin. Wenn sie andere segnet, wirft sie manchmal Glitzer, um zu zeigen, dass Gottes Liebe bunt und glitzernd ist. Als Lena das erste Mal selbst unterm Glitzersegen stand, stellte sie fest, es ist noch viel mehr als das:
„Der Segen ließ mich nicht los - buchstäblich - und so habe ich ihn in meinen Alltag: in die S-Bahn, ins Büro und nach Hause getragen.
Immer dann, wenn ich schon wieder fast vergessen hatte, dass ich gesegnet bin, rieselte ein bisschen Segensglitzer auf meinen Schreibtisch, den Toilettenfußboden oder mein Kopfkissen.
Der Segen geht mit. Und den ganzen Tag lang haben Menschen gesehen, dass ich gesegnet bin, und wollten auch. Und ich habe gerne geteilt.
In der Bibel steht geschrieben: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein."
Ich kenne diesen Vers schon sehr lange, aber ich habe ihn noch nie so sehr gefühlt.“
Lena Müller, Instagram: @metablabla Post vom 2. Juni 2022
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40379Wer schon mal geflogen ist kennt das: Im Notfall soll man sich erstmal selbst die Sauerstoffmaske anlegen, bevor man seinen Kindern oder anderen hilfsbedürftigen Personen hilft. Pfarrerin Julia Schnitzlein hat sich Gedanken darüber gemacht, warum das so ist:
„Wer selbst nicht genug Sauerstoff hat, kann niemandem anderen helfen. Die Anweisung, sich selbst zuerst zu retten, macht Sinn. Denn nur wer auf sein eigenes seelisches Gleichgewicht achtet, kann auch für andere da sein, ohne auszubrennen. Nur wer selbst innerlich gut aufgestellt ist, kann zur Stütze für andere werden. Ruhepausen und Selbstfürsorge sind daher auch kein Nice to have!
Schon die Bibel verordnet uns per Gebot Ruhepausen. Also legt zuerst mal eure eigene Maske an, bevor ihr nach allen anderen schaut. Sagt einfach manchmal Nein.
Holt Luft, tankt Kraft, damit ihr nach dem Sommer von dieser Kraft zehren und anderen etwas abgeben könnt.“
Julia Schnitzlein, Instagram: @juliandthechurch Post vom 25. Juni 2024
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40378Emilia Handke, Theologin und Ideen-Schmiederin, ist überzeugt, dass Gott ein Freigeist ist, von dem wir eine Menge lernen können:
„Der Gott des Anfangs war ein Flimmern und ein Flüstern.
Der Gott des Anfangs war ein Schweben in der Dunkelheit.
Der Gott des Anfangs war vor allem aber: ein kreatives Genie.
Ich glaube, es geht im Leben darum, diesem schwebenden, flüsternden und flimmernden göttlichen Geist nachzujagen. Die Hand nach ihm auszustrecken oder ihn mit der Zunge wie eine schwebende Schneeflocke einzufangen. Dieser schwebende göttliche Geist ist wie die Luft zum Atmen. Er hilft uns, nicht zu erstarren, sondern schöpferisch tätig zu werden und uns selbst und diese Welt zu verwandeln. Diesen Freigeist feiere ich.“
Emilia Handke, Instragram: @handgemachtes Post vom 18. Mai 2024
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40377Was ist für Gott denn wirklich wichtig? Das ist der Priester und Professor Jan Loffeld gefragt worden. Er sagt:
Ich glaube [Gott ist wichtig,] dass wir wir selbst werden. (…) Und da ist die erste Priorität, dass er uns als ganze Menschen, als heile Menschen möchte. Es geht ihm nicht um sich selbst, sondern es geht ihm um uns. (…)
Und ich glaube, dass Gott (…) uns wirklich lässt und die Chance gibt, dass wir uns auf uns selbst hin entwickeln können – und das kann man dann vielleicht Berufung nennen.
Quelle: Prof. Loffeld, Was können Sie von Gott lernen? Von der Kunst, loslassen zu können und nicht makellos sein zu müssen. Interview mit Interview mit Jan Loffeld online auf:
https://www.erzbistum-paderborn.de/news/prof-loffeld-was-koennen-sie-von-gott-lernen/
Die Fragen stellte die Redaktion
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40347Wie rechtfertige ich es als aufgeklärter Mensch, wenn ich glaube? Der Theologe Fulbert Steffensky hat eine klare Antwort. Er sagt:
Ich rechtfertige es überhaupt nicht. Der (..) Glaube ist schön (…) Schönheit braucht sich nicht zu rechtfertigen. Schönheit schämt sich nicht (…) Schönheit lacht über die kümmerliche Frage: War das Grab [Jesu] wirklich leer? (…)
ich [frage] nicht nach der historischen Korrektheit (…) Ich frage nach (..) Schönheit und (..) Würde.
Diese Schönheit und Würde machen [den Glauben] (..) glaubwürdig.
Quelle: Steffensky, Fulbert: Das große Spiel der Hoffnung. In Publik Forum Nr. 6, 22.03.2024, Publik-Forum Verlagsgesellschaft, S. 16.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40346Was ist am Fest „Mariä Himmelfahrt“ so besonders? Das ist der Pfarrer Rainer Maria Schießler gefragt worden. Er sagt:
Am kürzesten beschrieben ist es mit dem Satz „(..) Ostern im Hochsommer“, also dasselbe, was wir an Ostern feiern, nur in den Hochsommer verlegt. (…)
Es braucht jetzt nur noch die Ostererfahrung, was am Ostermorgen geschehen ist, nämlich Aufbruch, Neuanfang, raus aus den verschlossenen Räumen, in eine Zukunft hinein gehen. Das möchte man heute in unserer Verkündigung ein bisschen den Leuten nahebringen.
Quelle: „Ohne Frauen keine christliche Keimzelle“. Pfarrer Schießler fordert mehr Frauenrecht in der Kirche: Interview mit Rainer Maria Schießler online auf:
https://www.domradioa.de/artikel/pfarrer-schiessler-fordert-mehr-frauenrechte-der-kirche
Die Fragen stellte Tobias Fricke.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40345Es lohnt sich, an das Gute im Menschen zu glauben. Davon ist der Journalist Rutger Bregman überzeugt. Er sagt:
Wenn wir davon ausgehen, dass die meisten Menschen egoistisch sind, dann werden wir eine Gesellschaft schaffen, in der die Menschen sehr egoistisch sein werden, weil wir alles darum herum entwerfen. (…)
Wenn man das nun umdreht, wenn man davon ausgeht, dass die meisten Menschen tief im Inneren recht anständig sind und dass es etwas gibt, das man zum Beispiel „survival oft the friendliest“ nennt, [also Überleben der Freundlichsten], dann könnte das tatsächlich wahr werden, (…) Es geht (..) darum, was passieren kann, wenn wir es tatsächlich glauben und dass es sogar noch wahrer werden könnte, sobald wir diese Idee umsetzen.
Quelle:
Bregman, Rutger: Warum sollten wir an der Gute im Menschen glaubne? (EN) Online unter: https://sinneswandel.art/2021/01/26/rutger-bregman/ Die Fragen stellte Marilena Berends.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40344Der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan hat im Bosnien-Krieg viel Grausamkeit erlebt. Und auch deshalb wäre ihm am liebsten gewesen, gar kein Mensch zu sein. Er sagt:
Ein einziges Mal in meinem Leben war ich wirklich froh, ein Mensch zu sein: als ich im Fernsehen sah, wie in München Tausende von Menschen kamen, um für Flüchtlinge Nahrungsmittel, Kleidung zu bringen. Willkommen!
Da dachte ich, fühlte ich: Es ist doch gut, ein Mensch zu sein.
Quelle:
Wenzel, Tobias: Dževad Karahasan wird 70. Blick für das Schöne im Schrecklichen. Dževad online unter:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/dzevad-karahasan-autor-bosnien-100.html
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40343Eckhart von Hirschhausen über das, was ihm im Leben wirklich wichtig ist. Er sagt:
Wie viele Menschen fühlen sich heute schlecht und ausgebrannt (…), weil sie denken, sie müssten anders sein. Doch andere gibt es doch schon genug. Alle müssen irgendwie schöner sein und sie müssen mehr Sport machen, [und und und]
Diese Ideologien unseres Turbokapitalismus‘ machen alle Menschen fertig. Und dann kommt einer und sagt: „Darum geht es gar nicht!“
[das steht] in der Bibel (..), weil es der Kern der Botschaft von Jesus war.
Alle Menschen sehnen sich nach einer Liebe, die einen annimmt und die bedingungslos ist. (…) Das hat eine unglaubliche therapeutische Kraft – und ich würde mir wünschen, dass viele Menschen heute davon hören.
Quelle:
Hirschhauen, Eckart von: Du bist okay, wie du bist. Interview auf:
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40342