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SWR3 Worte

12FEB2025
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Was würde ich im nächsten Leben anders machen? Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges hat mit 85 Jahren ein Fazit gezogen und ist zu folgendem Schluss gekommen:

 

Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte (…) würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bisschen verrückter (…). Ich würde nicht so gesund leben. Ich würde mehr riskieren, (…) mehr reisen, Sonnenuntergänge betrachten, mehr bergsteigen ()und mehr in Flüssen schwimmen. (…)

 

(…) Ich würde versuchen, mehr gute Augenblicke zu haben. Falls du es noch nicht weißt, aus diesen besteht nämlich das Leben.

 

Quelle

Andere Zeiten e.V.: Freude, Andere Zeiten e.V. Hamburg 2014, S. 68

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41536
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SWR3 Worte

11FEB2025
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Miteinander im Gespräch zu bleiben – das war dem deutschen Philosophen Hans-Georg Gadamer ein besonderes Anliegen. Er sagt:

 

Wir müssen endlich wieder lernen, wie man ein richtiges Gespräch führt. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe (…). Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte

 

Quelle

https://de.wikiquote.org/wiki/Hans-Georg_Gadamer (28.01.2025)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41535
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SWR3 Worte

10FEB2025
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Warum sollte das Leben ein Wunder sein? Der Wissenschaftler und Schriftsteller Bill Bryson sagt:

 

Was das Leben sonst auch sein mag, auf der Ebene der Chemie ist es erstaunlich profan: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, ein wenig Calcium, ein Schuss Schwefel, eine kleine Prise von ein paar anderen ganz gewöhnlichen Elementen – nichts was man nicht in jeder normalen Apotheke finden würde -, das ist alles, was man braucht.

 

Das einzig Besondere an den Atomen, die die Elemente bilden, besteht darin, dass sie sie bilden. Und das ist (…) das Wunder des Lebens.

 

Quelle:
Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem, Goldmann Verlag, S. 12

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41534
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SWR3 Worte

09FEB2025
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Wer andern eine Grube gräbt – dieses Sprichwort ist bestens bekannt. Eine neue, viel schönere Variante hat der Theologe und Autor Jan Frerichs gefunden. Er sagt: …

 

Wer andern eine Blume sät, blüht selber auf.

 

Quelle:
https://www.barfuss-und-wild.de/seelenfutter-2233  (24.01.2025)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41533
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SWR Kultur Wort zum Tag

30JAN2025
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Ein Kollege von mir joggt morgens immer ins Büro. Noch ziemlich verschwitzt hält er mir einen gelben Zettel unter die Nase, darauf steht eine Frage: „Tut es gut, was du machst?“ Auf dem Weg zur Dusche ruft er mir noch zu: „Das hat an einem Laternenmast geklebt.“ Ein bisschen verwirrt lässt er mich zurück – und auch nachdenklich, denn die Frage wirkt nach: „Tut es gut, was du machst?“

Manche Sachen tun vielleicht nur mir selbst gut: Ein Buch lesen, schwimmen gehen oder ein Feierabendbier trinken zum Beispiel. Aber es gibt auch Dinge, die anderen gut tun: Tischtennis mit meinen Jungs spielen, wenn ich als Seelsorger Menschen in einer Krise beistehen kann. Oder wenn das, was ich im Radio zu sagen habe, auf offene Ohren trifft. Und manches tut wahrscheinlich auch gar nicht gut: Laute Musik bis spät in die Nacht hören, Billigklamotten kaufen oder noch gute Lebensmittel wegwerfen. Wahrscheinlich ist es wichtig, da eine gute Balance hinzukriegen.

Als mein Kollege frisch geduscht am Schreibtisch sitzt, recherchieren wir ein bisschen. Denn ganz klein steht am unteren Rand des Zettels „die Erinnerungsguerilla“. So nennen sich die Leute, die überall diese kleinen gelben Zettel hinkleben. Sie können rückstandsfrei entfernt werden, was mein Kollege ja schon ausprobiert hat. Und auch woanders wieder hingeklebt werden. Das habe ich gleich gemacht, und die Frage prangt jetzt an meiner Pinnwand.

Man kann auch Teil der Erinnerungsguerilla werden und Klebezettel mit Fragen bestellen: auf Spendenbasis und immer in 25-er Blöcken. Das sind dann Fragen wie: „Wann singt dein Herz?“, „Wie viel ist Dir genug?“ oder „Was ist Dir wirklich wichtig?“

Die „Erinnerungsguerilla“ schreibt, sie glaubt an die Kraft der Fragen. Stimmt, bei mir hat es auf jeden Fall gewirkt. Und deshalb kleben diese Leute ihre Fragen an Fahrradlenker, Bushaltestellen, Bankautomaten, Mülleimer, Ampeldrücker oder Fensterläden. Und dann kann es sein, dass mich beim Joggen oder beim Brot holen oder beim Busfahren oder beim Rauchen ganz unvermittelt eine Frage trifft. Zum Beispiel die hier: „Was bleibt wenn du gehst?“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41452
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SWR Kultur Wort zum Tag

29JAN2025
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„Kann man Gottes Liebe spüren?“ Das hat mich Ronja über facebook gefragt. Kein leichtes Thema – und schon gar nicht über facebook. Ich hab einfach mal zurück geschrieben, und daraus hat sich ein kleiner Dialog entwickelt. Überschrift eben: „Kann man Gottes Liebe spüren?“

In meiner ersten Antwort habe ich geschrieben,  dass man Gottes Liebe am besten durch andere Menschen spüren kann. Wenn mir jemand genau die richtigen Worte zur richtigen Zeit sagt. Wenn mich jemand aufbaut oder mir aus einer Misere hilft: Starterkabel, Müsliriegel, Kleingeld. Ronja hat geantwortet: „Ja, aber ist das denn die Liebe Gottes?“

Ich hab nochmal nachgedacht und geschrieben: „Hast Recht, Gottes Liebe kann ich auch direkter spüren. Vielleicht in den seltenen Momenten, wo ich ganz mit Glück erfüllt bin: Wenn´s draußen schneit, wenn unsere Katze auf meinem Bauch liegt und schnurrt, wenn mich Musik wie ins Mark trifft, in einer Kirchenbank, wenn im Gegenlicht Weihrauch aufsteigt, wenn mich so ein tiefes friedliches Gefühl erfüllt, dass ich geborgen bin.“

Dann Ronja wieder: „OK, das sind aber alles interpretierte Eindrücke von dir. Eine schnurrende Katze muss nicht gleich die Liebe Gottes verkörpern.“ Da hat sie natürlich Recht. Aber dann ist mir zum Glück etwas eingefallen, womit sie vielleicht zufrieden sein könnte. Und das war gleichzeitig mein letzter Eintrag zu diesem Thema. Ich habe geschrieben: „Es ist eigentlich wie bei der Liebe unter Menschen auch. Ein Blick, eine Berührung, ein lieber Satz – alles könnten auch nur interpretierte Eindrücke sein. 100% sicher sein kann ich nie. Aber ich werd ja verrückt, wenn ich die Liebe in jeder Minute anzweifle. Viel schöner ist es, wenn ich mich auch mal in die Liebe fallen lassen kann. Letztlich ist es mit der Liebe Gottes nicht anders als mit der Liebe unter Menschen: Ich kann sie spüren, ihr vertrauen, darauf bauen und mich in ihr geborgen fühlen. Aber in dem Moment, wenn einer Beweise verlangt, da geht was kaputt.“

Ronja hat nicht mehr geantwortet. Vielleicht war sie zufrieden, aber wahrscheinlich ist sie einfach weiterhin auf der Suche – so wie ich auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41451
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SWR Kultur Wort zum Tag

28JAN2025
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Wie fängt man einen Affen? Eine Methode aus den ländlichen Gebieten Indiens funktioniert mit einem ausgehöhlten Flaschenkürbis. Er wird an einen Baum gebunden und hinein kommt ein Stückchen Banane. Der Flaschenhals ist gerade so dick, dass ein Affe mit offener Hand hineingreifen kann. Drinnen greift er nach der Frucht und freut sich. Aber die Faust mit dem Stück Banane drin ist zu dick, um wieder aus dem Flaschenhals rauszukommen. Das Äffchen war zwar so schlau, die Frucht zu erreichen, aber es ist nicht schlau genug, um aus der Falle wieder rauszukommen. Dabei wäre es so einfach: Es müsste nur die Banane wieder loslassen und die offene Hand rausziehen. Das macht es aber nicht, weil es zu gierig ist.

Wir Menschen stammen ja vom Affen ab. Und vielleicht ist deshalb das Problem mit der Affenfalle auch unser Problem. Wir wissen genau, dass dicke Autos schädlich fürs Klima sind. Und trotzdem produzieren und kaufen wir weiterhin welche. Die meisten ahnen zumindest, dass die Kombination Chips, Cola und Sofa alles andere als gesund ist, und trotzdem ist sie so beliebt. Zu viel Sonne, zu viel Qualm, zu viel Sitzen, zu viel Tabletten, zu viel Handyzeit – alles schädlich, aber egal, wir tun´s. Irgendwie stecken wir damit auch in einer Art Affenfalle.

Jetzt haben Forscher folgendes herausgefunden: Affen, die andere dabei beobachtet haben, wie sie verzweifelt mit der Faust im Kürbis feststecken, fallen nicht mehr auf diesen Trick rein. Und es spricht sich sogar unter Affen herum – das heißt, sie kommunizieren diese Gefahr im Rudel.

Also vielleicht doch gut, dass wir vom Affen abstammen. Das heißt nämlich: es gibt auch eine Chance für uns Menschen, aus dieser Habgier-, Gewohnheits-, Ungesund-Falle herauszukommen oder erst gar nicht reinzutappen. Die Lösung heißt: loslassen, bevor mir etwas zum Verhängnis wird. So kann mir die Falle nichts mehr anhaben. Und: anderen davon erzählen – was hiermit getan wäre.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41450
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SWR Kultur Wort zum Tag

27JAN2025
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Ein Bekannter von mir, hat ein echtes Wunder erlebt. Jo war mit einer ganzen Horde Jugendlicher unterwegs auf dem Jakobsweg in Spanien. Mein Respekt, wenn ich bedenke, wie schwer meine Kinder schon zum Spazierengehen zu bewegen sind.

Jo hatte auch seine Mühe die Gruppe am Laufen zu halten. Vor allem an dem Tag, als das Wunder geschehen ist. Es hat den ganzen Tag nur geregnet, und alle waren nass und schlecht gelaunt. Um sie zu motivieren hat Jo in einem Anfall von Leichtsinn gesagt: „Heute Abend in Santa Cilia lade ich euch alle in eine Kneipe zum Essen ein, versprochen!“ Das wirkt. Die Laune steigt und das Marschtempo auch. Vor dem geistigen Auge der Pilgergruppe taucht eine gemütliche spanische Gaststube mit einer großen Paella auf.

Doch in Santa Cilia angekommen platzt das Traumbild wie eine Seifenblase. Die einzige Dorfpinte hat geschlossen, und zudem sind alle Pilgerherbergen voll bis unters Dach. Eine Idee hat Jo noch: Er klingelt nass und ausgehungert am Pfarrhaus. Glück im Unglück, dass der Pfarrer die Gruppe im Gemeindesaal schlafen lässt, aber die Mägen knurren, und die Jugendlichen murren.

Und so sitzen sie alle frustriert im Kreis, in der Mitte ein paar Äpfel, Trauben und Müsliriegel. Plötzlich streckt eine freundliche Spanierin den Kopf zur Tür rein und fragt, ob sie noch Hunger hätten. Eifriges Nicken. Sie lacht und sagt: „Prima, wir sitzen nämlich im Stockwerk über euch und haben noch so viel übrig. Nicht mal die Hälfte von uns ist gekommen, und jetzt quälen wir uns mit dem Essen rum.“ Kurze Zeit später werden eine riesige Paellapfanne und Rotweinkaraffen hereingetragen, und die Spanierin sagt: „Lasst es euch schmecken, ihr seht aus, als ob ihr es brauchen könnt.“

Erst mal ist Jo froh, dass die Meuterei abgewendet ist. Und im zweiten Nachdenken kann er es nicht fassen, was für ein Glück sie doch gehabt haben. Und da Jo ein spiritueller Mensch ist, schreibt er die Unterkunft, die Paella und den Rotwein nicht nur dem Glück zu.

Er beschließt, das Abendgebet heute sausen zu lassen, denn heute haben sie alle Gott live in Aktion erlebt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41449
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SWR3 Gedanken

04JAN2025
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Wie kommt das Böse in die Welt – all die Gräuel und Verletzungen, die Menschen sich antun? Ich habe etwas dazu gelesen, was mir ganz gut gefällt. Es stammt von Wladimir Kaminer, einem deutsch-russischen Kolumnisten aus Berlin. Er sagt mit einem Augenzwinkern: „Schuld (am Bösen) sind Adam und Eva. Seit ihrem Frühstück unterm Baum (…)  kann der Mensch Gut und Böse, Sinn und Schwachsinn nicht mehr richtig auseinanderhalten. Seit dem Sündenfall gibt es das Gute auf der Welt nicht mehr in reiner Form. Das Gute ist mit dem Bösen gestreckt.“

Mit der Erzählung von Adam und Eva haben die Menschen in biblischer Zeit versucht, sich zu erklären, wie das Böse in die Welt gekommen ist. Für sie war klar: Gott kann es nicht erschaffen haben, denn im Urzustand war die Schöpfung gut. Und dann wurde eben „das Gute mit dem Bösen gestreckt“, wie es Wladimir Kaminer ausdrückt.

Wäre es wohl möglich, das Rad wieder ein bisschen zurückzudrehen, in Richtung friedlichem Urzustand? Eine Idee, wie das klappen könnte, hat Gott für uns: Er hat uns als großes Beispiel Jesus vor Augen gehalten. Wenn alle so leben würden wie er, dann könnte es klappen: Gott lieben, die Nächsten lieben, mich selbst lieben. Aber so leben wie Jesus - das sind ziemlich große Fußstapfen. Vielleicht wäre es ein Anfang, erst mal ein paar Schritte in den Schuhen von ihm zu versuchen. Das Böse wäre damit noch lange nicht aus der Welt, aber wir könnten es mit dem Guten strecken.

Zitat aus: Wladimir Kaminer: Coole Eltern leben länger, Goldmann Verlag, München 2016.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41320
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SWR3 Gedanken

03JAN2025
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Hier ist die Geschichte von Mister Miesepeter, und manchmal habe ich das Gefühl, es könnte auch meine Geschichte sein. Sie heißt: Ein ganz mieser Tag.

Um sechs wecken mich die lärmenden Kinder. In der Wohnung herrscht das übliche Chaos, draußen regnet´s wie aus Eimern. Und dann verpasse ich auch noch den Bus. Bei der Arbeit bekomme ich wieder mal eine Aufgabe nach der anderen aufs Auge gedrückt. Und auf dem Heimweg muss ich auch noch den täglichen Einkauf erledigen. Abends bin ich so fertig, dass ich völlig erschöpft ins Bett falle. Das war´s dann für diesen Tag.

Für alle, die solche Tage kennen, gibt es eine gute Nachricht: Wenn ich die Dinge mit anderen Augen anschaue, dann ändert das alles, vor allem meine Laune. Die gleiche Geschichte hört sich aus der Perspektive von Herr Dankbar nämlich ganz anders an. Sie heißt: Ein Tag voller Leben.

Wie schön, dass ich so lebendige Kinder habe, und das sogar schon am frühen Morgen. Die Unordnung in der Wohnung stört mich gar nicht, viel wichtiger ist doch, dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Draußen tränkt der ergiebige Regen die Natur. Hätte ich den frühen Bus erwischt, dann wäre mir nicht die Zeit an der Haltestelle geschenkt worden, in der ich einfach nur dasitzen und Menschen beobachten konnte. Mein Chef traut mir etwas zu und erteilt mir heute wieder verantwortungsvolle Aufträge. Beim Bezahlen im Supermarkt schaue ich auf den vollen Korb und denke: gut, unsere Versorgung ist gesichert. Wenn ich am Abend dann müde ins Bett falle, dann bin ich mir sicher: es war ein Tag voller Leben.

Eine Geschichte, zwei Perspektiven. Und wie schauen Sie aufs Leben?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41319
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