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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

von Gottes Erbarmen, Güte und Treue.

Woran denke ich nach dem Aufstehen? Wenn ich geduscht habe, beim Frühstück sitze, meinen Tee und mein Müsli genieße? Manchmal denke ich dann gar nichts, weil alles so schnell gehen muss. Aber wenn ich dann in der Bahn sitze und auf dem Weg ins Büro bin, geht mir manchmal Vieles durch den Kopf. Ich hoffe, ohne längere Verzögerung oder Unfall zum Arbeitsplatz zu kommen. Oft gehe ich nach einem erholsamen Wochenende gern wieder zur Arbeit und freue mich auf die Begegnungen mit Menschen. Oder ich befürchte, wieder in die Tretmühle der Vorwoche zu geraten. In solchen Momenten habe ich schon entdeckt: Jetzt bietet sich die Möglichkeit für ein Gebet. Mir tut das einfach immer wieder neu gut, meine Hoffnungen und Wünsche einmal laut oder halblaut auszusprechen. Das geht manchmal sogar auf dem Weg zur Arbeit. Und Gott ist ein guter Zuhörer – auch wenn manche Antwort oder Gebetserfüllung auf sich warten lässt.

Vor kurzem bin ich auf ein sehr schönes, kurzes Gebet, geradezu einen Stoßseufzer gestoßen. Gefunden habe ich ihn im Gebetbuch der Bibel, den Psalmen. Da bittet König David: „Herr, du wirst mir dein Erbarmen nicht entziehen. Deine Güte und Treue werden mich stets bewahren“ (Ps 40,12). Mir gefällt dieses Gebet, weil König David nicht um Erfolg oder Zufriedenheit im Job bittet. Vielmehr bittet er Gott um ein Leben, das von Erbarmen, Güte und Treue geprägt ist. Auch ich wünsche mir oft insgeheim einen barmherzigen Umgang mit mir und meinen Mitmenschen. Ich wünsche mir immer wieder etwas mehr Güte und Treue – im Miteinander am Arbeitsplatz und in meiner Familie.

Was mir an dieser Königsbitte besonders gefällt, ist die vertrauensvolle Stimmung des Stoßseufzers. David spricht sehr zuversichtlich mit Gott. Er vertraut darauf, dass Gott ihn nicht allein lässt – auch nicht in schweren Momenten und Augenblicken. Das Gebet Davids geht übrigens noch weiter. Er bittet: „Ich bin arm und elend; Gott aber vergisst mich nicht. Du bist doch mein Helfer und Erretter. Mein Gott, lass mich nicht länger warten!“

Mir tun solche Worte gerade am Wochen- oder Tagesbeginn richtig gut. um Barmherzigkeit, Güte und Treue zu bitten. Dies Gebet taugt sogar zum „Twittern“. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen von Erbarmen, Treue und Güte geprägten Tag.

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Anstöße sonn- und feiertags

Am vergangenen Sonntag durfte gejubelt werden. In Frankreich bejubelten die Menschen den Sieg des neuen Staatspräsidenten Macron und die norddeutschen CDU-Wähler ihren Wahlsieg. Und hierzulande bejubelten die VfB-Fans den Sieg „ihrer Roten“ sowie den fast schon sicheren Wiederaufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga. Und selbst in den Kirchen feierten die Menschen den besonderen Sonntag „Jubilate“, also „Jubelt!“ Jubeln und Lachen gehören einfach eng zusammen. Es ist schön, fröhliche Menschen in seinem Umfeld zu haben.

Am heutigen Sonntag feiern evangelische Christen ihren Sonntagsgottesdienst unter dem Stichwort „Singet“. Jubeln, Lachen, Singen tun mir immer wieder gut – egal ob auf dem Fußballplatz oder in der Kirche. Singen kann man allerdings nur mit dem ganzen Körper. Für Martin Luther war „Frau Musica sogar eine wichtige Trösterin“. Deshalb singe auch ich immer wieder gern – manchmal nur unter der Dusche, viel lieber aber mit anderen zusammen.

Oft sind das Kirchenlieder, aber es können auch gern alte Kinder- oder Jugendlieder sein. So erlebte ich es vor einigen Tagen: Wir waren als Gemeinde auf einer Freizeit und sangen an einem Abend zum Abschluss einer Fackelwanderung beim Lagerfeuer – nur mit Gitarrenbegleitung und unseren Stimmen. Die Liedauswahl findet man so in keinem Gottesdienst, denn sie reichte von „Die Affen rasen durch den Wald“ bis hin zu „In einen Harung jung und schlank, zwo drei vier…“ Aber die Stimmung beim Singen war fröhlich. Vielen Älteren bereitete es großen Spaß, solch alte Fahrtenlieder in die Nacht hinauszusingen. Und die Jüngeren waren verdutzt, welche Lieder die Älteren kennen und ließen sich von deren Sangesfreude anstecken. Natürlich sangen wir während der Freizeit auch Kirchenlieder. Auch sie taten uns gut. Aber wichtig war uns dabei, zu spüren: Alles Singen tut gut. Sogar uralte Fahrtenlieder aus der „Mundorgel“ können so zum Lobgesang für Gott werden.

Vor allem jedoch braucht das Singen die Gemeinschaft: im Gottesdienst, im Chor, in Jugend- und Seniorengruppen, sogar auf Beerdigungen. So lasse ich bei Beerdigungen oft Lieblingslieder der Verstorbenen singen. Manche Menschen singen fast gar nicht – das ist schade. Denen wünsche ich, dass sie das Singen wieder neu für sich entdecken – gern auch in einem der vielen Gottesdienste heute Morgen. Nur Mut, denn Singen tut gut!

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie halten Sie es mit Alltags-Geboten? Dass Sie vor roten Ampeln halten, glaube ich Ihnen sofort. Aber halten Sie auch an alle innerstädtischen Geschwindigkeits-Begrenzungen ein? Und lassen Sie während des Fahrens Ihr Handy liegen? Konzentrieren Sie sich als Fußgänger auf den Verkehr, queren bei „Grün“ die Straße und beachten die Warnlichter von Stadt- und Straßenbahn? Was für den Straßenverkehr gilt, betrifft auch andere Lebensbereiche. So gibt es Alltags-Gebote, die ich sehr wohl einhalte. Und andere ignoriere ich großzügig. Nun muss ich bei meinen Übertretungen nicht sofort mit „dem Schlimmsten“ rechnen. Ich bezahle nicht jede Übertretung mit meiner Gesundheit oder meinem Leben. Manchmal kostet mich eine Übertretung nur ein „Nasenwässerle“…

Doch Gebote wollen nicht nur mein alltägliches Leben regeln und reibungsloser machen. Sondern Gebote prägen auch meine Beziehung zu Gott stets neu. Deshalb gab Gott Seinem Volk Israel die sogenannten Zehn Gebote, die auch die Christen praktizieren. Und als Jesus von Nazareth mit Seinen Jüngern zusammen war, gab Er ihnen vor allem ein Gebot: „Sie sollen sich untereinander so lieben, wie Er sie geliebt hat“ (Johannes 15,12). Aber kann man „Liebe gebieten“? Ist das kein Widerspruch in sich selbst? Ja, gebotene Liebe ist ein Widerspruch, wenn es um die Liebe zwischen zwei Ehepartnern geht. Hier kann man Liebe nicht gebieten!

Aber wenn es um das Miteinander einer größeren sozialen Gruppe geht, ist es sogar weise, Liebe zu gebieten. Denn Liebe lebt vor allem von einen Impuls: Sie tut dem Mitmenschen nichts Böses, sondern möchte, dass es ihm gut geht. Dann sind bereits kleine Aufmerksamkeiten „Liebes“-Zeichen. Ich gehe nicht mehr bei „rot“ über die Straße, weil ich Autofahrer nicht zu einer Notbremsung zwingen will. Ich beachte die Warnzeichen an Bahnübergängen, um den Zugführer nicht unnötig zu stressen. Ich telefoniere beim Autofahren nicht mit dem Handy, um den fließenden Verkehr aufmerksam zu beachten. Ich halte jemandem, der beide Hände voll hat, eine Ladentür auf und lasse sie nicht achtlos hinter mir zufallen. Ich räume meinen Müll selbst weg und lasse ihn nicht achtlos liegen oder auf den Weg fallen. All diese alltäglichen Zeichen der Liebe erleichtern, verbessern das Miteinander. So wünsche ich Ihnen für diesen Tag überraschende Erlebnisse der kleinen, sozialen Wohltaten, Liebe genannt.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

..mit dem lebendigen Gott

Vielleicht treffen Sie heute auf unbekannte Menschen und stellen sich ihnen vor: „Gestatten, mein Name ist…!“ Oder der Unbekannte stellt sich Ihnen vor: „Ich heiße …“ Manchmal denken Sie vielleicht: „Der Name passt“ oder „ er passt überhaupt nicht zur Person“! Auch ihr Gegenüber kann sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung von Ihnen und Ihrem Namen denken. So ist das. „Namen sind nicht nur Schall und Rauch“, sondern sagen manchmal viel über den Namensträger. Doch eigentlich kann ich für meinen Namen nichts. Ich suchte ihn mir nicht selbst aus – und ihn nachträglich verändern geht kaum. Und manche Menschen leiden unter ihren Vornamen so sehr, dass sie ihn am liebsten los würden. Aber andere Menschen mögen ihren Vornamen, weil sie sich mit ihm identifiziert haben. Doch all unsere festgelegten Namen bieten nur wenig Spielraum für neue Entdeckungen oder Erfahrungen.

Bei einem Namen jedoch ist das anders! Diesen Namen lernt ein Mensch der Bibel –Mose – in einer außergewöhnlichen Situation kennen. Als Hirte in der Wüste entdeckt er eines Tages ein merkwürdiges Phänomen: Er sieht einen brennenden Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt. Dies Phänomen erregt seine Aufmerksamkeit. Er tritt auf den Dornbusch zu und noch beim Herankommen wird er aufgefordert, seine Sandalen auszuziehen, denn er befindet sich auf „heiligem Grund“. Er gehorcht und nähert sich dem Phänomen.

Plötzlich hört er wieder eine Stimme und vernimmt den Auftrag, das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten führen. Mose lehnt ab. Aber die Stimme gibt nicht nach. Daraufhin fragt Mose die Stimme, die sich als „Gott“ kenntlich gemacht hat, nach ihrem Namen.

Gott antwortet: „Mein Name lautet: Ich werde sein, der ich sein werde!“ (2Mose 3,14). Manchen ist noch die Übersetzung „ich bin, der ich bin“ im Ohr. Beide Übersetzungen sind korrekt und drücken aus, dass Gott sich mit Seinem Namen nicht festlegt. Sein Name kennzeichnet Ihn als einen lebendigen Gott! Wer mit diesem Gott sein Leben wagt, hat einen stets neuen, überraschend lebendigen Gott an seiner Seite.

Dieser Gott geht mit mir mit – in meinen schönen oder traurigen Alltag. Dieser Gott ist bei mir in der Schule oder bei der Arbeit. Dieser Gott ist bei mir, wenn es mir gut geht oder auch nicht so gut geht. Deshalb finde ich diesen offenen Gottesnamen wirklich spannend, denn ich darf täglich neue Erfahrungen mit Ihm machen.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Was tun Sie heute am Sonntag, dem letzten Tag der Pfingstferien? Werden Sie nach dem Aufstehen gemütlich duschen und frühstücken? Unternehmen Sie bei angenehmem Wetter etwas – mit der Familie oder Freunden? Wandern oder Radeln? Bummeln durch die Fußgängerzone oder durchs Museum? Einerlei: Ich wünsche Ihnen für diese Zeit der Muße viel Freude und Erholung.

Aber Sie könnten natürlich auch – vermutlich warten Sie schon längst auf diesen Tipp – in einen der vielen Sonntagsgottesdienste gehen. In vielen Kirchen können Sie mitfeiern, in anderen aufatmen – je nachdem, wie die Gottesdienste gestaltet sind. Vor allem jedoch können Sie in dieser Zeit darauf gespannt sein, wie Gott Ihnen begegnen wird. Denn das ist das Entscheidende in einem Gottesdienst: Nicht der Mensch dient Gott – mit gesungenen Liedern, gesprochenen Gebeten oder der gehaltenen und gehörten Predigt. Sondern im Gegenteil: Gott dient mir! Weil mir Gott im Gottesdienst dient, bin ich darauf gespannt, wie Er mir begegnet. Vielleicht erhalte ich einen Hinweis darauf, wie ich eine bestimmte Entscheidung treffen soll. Vielleicht höre ich einen Bibeltext, der mir in Ohr und Herz fällt und mich begleitet. Oder ich singe eine Liedstrophe, die mich anspricht und mir zum „Ohrwurm“ wird. Oder Sie feiern mit anderen gemeinsam das Abendmahl – und der Zuspruch der Vergebung tut Ihnen einfach nur gut. All das kann Ihnen in einem Gottesdienst passieren.

Mehr noch. Sie haben sogar die Möglichkeit, den Gottesdienst aktiv zu nutzen. Sie könnten sich so verhalten wie jener Mensch, der in einem Gebet Gott so anredet: „Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land“ (Psalm 143,6). Wer sich im Gottesdienst so verhält, macht deutlich: Er ist mit seinen leeren Händen völlig aufs Empfangen eingestellt. Er braucht neue Lebensmittel oder Lebensmöglichkeiten. Wer leer, ausgedörrt in den Gottesdienst kommt, erhofft sich von Gott neue, ermutigende Lebenskraft. Genau das kann ich im Gottesdienst empfangen. Ich höre und erlebe, was mir neuen Lebensmut gibt. Zuletzt empfange ich im Gottesdienst den Zuspruch göttlichen Segens. Mit dieser Zusage, dass Gott mich in der neuen Woche begleitet, habe ich nicht nur den Sonntag, sondern sogar die vor mir liegende Woche mit einen hilfreich-lebensfreundlichen Vorzeichen versehen. So wünsche ich Ihnen heute einen gesegneten Sonntag.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie reden Sie über Ihre Kollegin oder Ihren Chef? Und: Wie beurteilen Sie als Vorgesetzte Ihre Mitarbeitenden? Das sind heikle Fragen. Denn oft läßt man an denen, mit denen oder für die man arbeitet, „kein gutes Haar“. Man geht ruppig miteinander um, verletzt durch Worte oder Gesten. Man macht Stimmung gegen Kollegen. Es mangelt oft an gegenseitiger Wertschätzung – für das, was jemand tut ebenso wie für das, was jemand ist. Wie wenig es braucht, um mangelnde Wertschätzung auszudrücken, zeigte der Managerkrimi der letzten Wochen. Dieser Krimi ist ein Lehrstück, wie Menschen auf allerhöchstem sozialem Niveau miteinander umgehen. Solch ein Umgang macht mich nachdenklich und ratlos.
Weil aber momentan die wirtschaftlichen Umgangsformen viele Bereiche unseres Miteinanders prägen, wird der Ton sogar in Familien, Vereinen, Gemeinschaften und Kirchen immer rauer. Man erwartet Spitzenleistungen, wünscht „Perfektion“. Doch Perfektion ist keine Kategorie mitmenschlichen Bewertens. Wer kann schon sagen, wie ein Mensch „perfekt“ erzogen ist; ein Schüler „perfekt“ unterrichtet wird; ein Arbeiter „perfekt“ mitarbeitet; ein Christ „perfekt“ lebt? Niemand kann das verbindlich für andere festlegen. Es gibt keine perfekten Menschen.
Ich kenne viele Menschen mit Begabungen und Möglichkeiten, mit Fehlern und Unzulänglichkeiten. Sind diese mit sich, ihren Stärken und Schwächen im Reinen, begeistert mich das. Ich mag unwiderstehlich-echte Zeitgenossen. Ich mag zuverlässig-selbstlos handelnde Menschen. Ich liebe Menschen, die mit ihren Mitmenschen achtsam umgehen. Selbstlos-umsichtige Zeitgenossen machen die Gesellschaft lebenswerter.
Wer freundlich, mitmenschlich und wertschätzend lebt, verändert sogar sein eigenes Umfeld. Denn auch dies wird freundlicher und mitmenschlicher. Ein lebenswert-mitmenschliches Umfeld ist erstrebenswert. Achten Sie also heute auf Mitmenschen, die Ihnen zuvorkommend, mit Achtung und Wertschätzung begegnen – und freuen Sie sich an Ihnen. Und lassen Sie sich ruhig auch einmal selbst zu solch positiv-zuvorkommendem Verhalten hinreißen. Ich wette: Es lohnt sich – für Sie und Ihre Mitmenschen. 

 
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Haben Sie auch schon so eine Kontroll-Uhr? Eine Uhr, die Ihre Schritte zählt und ihren Kalorienverbrauch kennt? Eine Uhr, die Ihre Mahlzeiten kaloriengenau berechnet? Eine Uhr, die Ihnen sagt, ob Sie zu viel oder zu wenig arbeiten? Eine Uhr, die Ihnen anzeigt, wer via Facebook, Twitter oder Email an Sie denkt und in Kontakt mit Ihnen tritt? Ich besitze noch keine solche Uhr und werde sie mir auch nicht kaufen.
Obwohl ich auch eher kontrolliert lebe. Ich bewege mich jeden Tag. Ich treibe mindestens einmal in der Woche Sport – momentan spiele ich in meiner Freizeit Volleyball. Betrete ich ein Haus mit mehreren Etagen, meide ich den Fahrstuhl und nehme die Treppe. Und an warmen, sonnigen Tagen fahre ich statt mit der Stadtbahn mit dem Rad ins Büro. Zudem versuche ich nicht mehr zu essen, als mir guttut. Aber: Zu all dem brauche ich keine Uhr, die mir meinen Alltag diktiert – und dabei nur auf Äußerlichkeiten achtet.
Ich fände es mindestens ebenso wichtig, auch auf unsere inneren Werte und unser Innenleben zu achten. Da stellt sich mir heute oft die Frage, nach den allgemein akzeptierten Werten fürs gemeinschaftliche Leben!? Und es stellt sich mir eine weitere Frage: Wären wir bereit, an unserer inneren Schönheit ebenso zu arbeiten wie an unserer äußeren? Versorge ich, meine Seele, meinen Geist mit positiven Gedanken und Erlebnissen? Sind mir Seele und Geist eine positive Anstrengung wert? Und wenn ja, welche?
Da findet sich bei einem biblischen Schriftsteller die Bitte: „Arbeitet an euch selbst …, damit euer Leben heil wird. Ihr könnt es, denn Gott selbst bewirkt in euch das Wollen und das Vollbringen“ (Phil 2,12f). Ich finde, dies ist eine ebenso gute Lebensaufgabe, wie die, körperlich fit zu sein. Es gibt viele Möglichkeiten, mein Leben und Denken mit hilfreichen Impulsen zu versorgen. Das können gute, wertevermittelnde Bücher sein oder erhellende Zeitungsartikel. Und für manche Menschen ist es immer noch die Bibel, die ihr Denken und Fühlen in positiv-mitmenschlicher Weise prägt. So wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag eine geistige Erfahrung der Selbstoptimierung – und sei es auch nur die, dass Sie ins Nachdenken über Ihr Leben kommen. 

 

 
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Kennen Sie solche Situationen? Da erzählt jemand von sich selbst. Sie kennen die erzählende Person recht gut und staunen: Denn je länger Sie zuhören, umso unsicherer werden Sie, ob sie wirklich von sich erzählt. Sie kennen deren Fähigkeiten und Begabungen, aber so wie die Person sich darstellt, meinen Sie, einen anderen Menschen vor sich zu haben. Da werden bestimmte Fähigkeiten plötzlich riesengroß. Sie staunen und denken: „Merkwürdig, so habe ich dich noch nie erlebt.“ Sie spüren, dass hier jemand besonders „dick“ aufträgt und sich zur Schau stellt. Dies Verhalten ist zwar problematisch, aber solange sich jemand nur selbst „aufplustert“ und dies nicht auf Kosten anderer tut, kann ich es noch ertragen.
Umgekehrt könnte es auch sein, dass es anderen, die mir zuhören ebenso geht. Es ist oft nicht leicht, realistisch zu bleiben. Manchmal verfalle ich dann darauf, mich eher weniger „groß darzustellen“. Ich versuche eher, tief zu stapeln.  Ich lasse nicht all mein Können aufblitzen, denn ich finde Tiefstapelei und „Understatement“ angenehmer als Angeberei.
In der Bibel, genauer im Neuen Testament findet sich zur „vernünftigen Selbstwahrnehmung“ ein interessanter Tipp. Er lautet: „Seid bescheiden und achtet den anderen mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen“ (Phil 2,3f). Das ist eine spannende Aussage – doch vermutlich wendet sogleich jemand ein: „Bescheidenheit ist eine Zier – doch weiter kommt man ohne ihr…“ Das mag stimmen und in der alltäglichen Wahrnehmung oft so sein. Und vielleicht erscheint es manchem sogar als Torheit, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein.
Aber wer unbescheiden immer nur sich selbst ins Rampenlicht stellt, ist nicht überall wohlgelitten. Er wird gemieden, manchmal sogar verspottet. Mir zumindest sind Zeitgenossen sympathisch, die nicht ständig angeben. Ich mag Typen, die bescheiden und selbstbewusst zugleich sind. Ich mag Zeitgenossen, die etwas können und sich auskennen, aber es mir nicht unbedingt sofort auf die „Nase binden“. Vor allem jedoch können solche Zeitgenossen mich immer noch positiv überraschen! Und: Solch positive  Überraschungen liebe ich. 

 
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Das Eigenschaftswort klug hat eine schillernde Bedeutung. Es bedeutet „gescheit und begabt“ ebenso wie „schlau, überlegt, geschickt, diplomatisch“. So unterschiedlich setzen es auch Sprichworte ein. „Der Klügere gibt nach“ – so heißt es – und als Schüler ergänzten wir: „damit die Dummen über uns bestimmen!?“

Oder man hört oft, dass „der kluge Mann vorbaut“ – das heißt: Er rechnet damit, dass nicht all seine Vorhaben wie gewünscht gut aus- oder problemlos vonstattengehen. Und eine große deutsche Tageszeitung wirbt mit:„Dahinter steckt immer ein kluger Kopf‘“. So facettenreich wird Klugheit und Klug-Sein verwendet.

Auch Jesus spricht einmal von einem „klugen Kopf bzw. Mann“. Er sagt: „Wer meine Rede hört und tut sie, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute“ (Mt 7,26). Jesus fragt mich hier, worauf ich mein Leben gründe. Richte ich mein Leben nur an Regeln aus, die ich mir selbst erdacht habe? Oder höre ich auf Ihn und Seine Worte? Lebe ich zum Beispiel nach der „goldenen Regel“, die mich dazu einlädt, meinen Mitmenschen das an Gutem zu tun, was ich mir selbst auch wünsche? Oder missachte ich die hilfreichen Lebensregeln der Bibel, zu denen ich auch die Zehn Gebote zähle? Jesu Satz hat noch einen Gegen-Satz. Da spricht er vom „törichten Menschen“, der sein Haus auf Sand baute. Als das Lebenshaus dieses Menschen bedroht wurde, hielt es nicht stand, sondern krachte zusammen.

Sand oder Fels – worauf gründe ich mein Leben? Was ist klug? Seit ich diesen Satz Jesu kenne, möchte ich klug, im Sinne von „weise“ sein.Ich möchte mein Leben auf ein tragfähiges Fundament stellen und im Vertrauen auf Gottes Gegenwart und Liebe leben. Ich brauche eine Grundlage in meinem Leben, die mich auch in schweren Situationen trägt. Ob mir das immer gelingt und gelungen ist, kann ich nicht sagen. Manche Entscheidung stellt sich auch erst später als gut und richtig heraus; ebenso wie manche Entscheidungen sich erst im Nachhinein als falsch herauskristallisieren.

Aber ich brauche ein festes Lebensfundament, von dem aus ich immer wieder neue Schritte wagen kann. In meinem Leben erwies sich mein Glaube an Gottes Liebe oft als gute, tragfähige Ausgangsbasis. Ich bin froh, dass mein Glaube an Gott meinem Leben immer wieder – auch in schwierigen Situationen – Halt gegeben hat.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Haben Sie heute Morgen schon jemandem gedient? Oder wurde Ihnen bereits gedient? Vielleicht in der Weise, dass Ihnen jemand den Frühstückstisch gedeckt oder einen Kaffee gekocht hat? Oder sind Sie darüber erschrocken, dass ich solch ein Tun nun mit dem Wort Dienst etikettiert habe? Dienst charakterisiert ja eine Lebenshaltung, die es heute kaum noch gibt.

Nur der kirchliche Sprachgebrauch verwendet ganz unbefangen das Wort Dienst – und zwar jedes Mal wenn vom Gottes-Dienst die Rede ist. Ich liebe Gottes-Dienste, nicht nur weil ich sie selbst feiere und gestalte. Sondern weil mir dabei etwas Wichtiges mitgeteilt wird. Denn im Gottesdienst geht es nicht in erster Linie darum, dass ich „Gott diene“, indem ich bete und Lieder singe.

Im Gegenteil: Gerade in dieser Stunde am Sonntagmorgen bin nicht ich mit meiner Dienst-Leistung für Gott gefragt. Sondern: In dieser Zeit erwarte ich, dass Gott mir dient. In dieser Zeit lege ich meine Sorgen und Lasten ab und vertraue sie Gott an. In dieser einen Stunde am Sonntagmorgen spricht mir jemand die „gute Nachricht“ zu und sagt mir, dass Gott mich liebt. In dieser Zeit kann ich sogar am Abendmahl teilnehmen, Brot und Wein zu mir nehmen und so tief in mir selbst spüren, wie Gott mir nahekommt. Im Gottesdienst „dient Gott mir“ und teilt sich mir mit.

Erst danach beginnt mein „Gottes-Dienst“ – und zwar dadurch, dass ich mir überlege, wem ich auf welche Weise im Alltag „dienen“ möchte. Ich kann mit meinen Begabungen und Fähigkeiten, anderen Menschen helfen – sei es im Beruf oder in meiner Freizeit. Die einen arbeiten in Krankenhäusern und Altenheimen: sie pflegen Menschen oder möchten ihnen wieder auf die Beine helfen. Wieder andere sind technisch begabt und halten die Kommunikation und vieles andere am Laufen. Und in der Freizeit helfen Erwachsene Kindern und Jugendlichen beim Erlernen einer Sportart oder eines Instruments. Andere machen Besorgungen für Kranke und Alte. Wieder andere singen im Chor… Wer seine Begabung als „Dienst für andere einsetzt“, wird spüren: Es macht demjenigen der „dient“ ebenso viel Freude wie demjenigen, dem „gedient“ wird. Diese gute, wechselseitige Erfahrung wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag.

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