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Der Publizist und freie Autor Christian Nürnberger ist von der Bibel begeistert. Ihm gefällt, dass in der Bibel die Grundzüge eines Sozialstaates greifbar werden.
„[Es heißt dort:] Wenn Du Deinem Nächsten irgendein Darlehen gewährst, so sollst du nicht in sein Haus gehen, um ihm ein Pfand abzunehmen, sondern draußen stehen bleiben. Der, dem Du borgst, soll das Pfand zu Dir herausbringen. [Heute sprechen wir vom] Recht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung.
Und in dem biblischen Satz,] einen fremden Untertan, der vor seinem Herrn bei dir Schutz sucht, sollst Du nicht ausliefern, [ist das] Asylrecht [verankert. Ja,] ich liebe das Alte Testament […], denn es enthält einen Bauplan für einen Garten des Menschlichen.“
Christian Nürnberger, Nachgefragt: Prominente: Was mir aus dem Alten Testament ans Herz gewachsen ist. Garten des Menschlichen
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37664Heute ist „Christi Himmelfahrt“- da erinnern sich Christinnen und Christen daran, dass Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist. Ein schönes Märchen? Der Theologe Andreas Knapp erläutert, welche kostbare Bedeutung die Himmelfahrt für ihn hat:
„Aufgefahren in den Himmel, das heißt das Kreuz wächst in den Himmel und alle Tränen aus überlangen Menschennächten tauen nach oben.
Keine Wunde der Welt wird vergessen oder gar schöngeredet und das Glück der Liebe versandet nicht einfach in der Wüste des Todes.
Vielmehr findet alles Gelebte nach Hause […], wo zwischen zerbrochenen Muschelschalen die kostbare Perle für immer leuchtet.“
Andreas Knapp, Aufgefahren in den Himmel in: Tiefer als das Meer
Die Zahl der Flüchtenden über das Mittelmeer steigt. Ende April sank vor der Küste Libyens erneut ein Boot - mindestens 55 Migranten starben. Mitglieder des Seenotrettungsdienstes „United4Rescue“ haben solche Situationen miterlebt. In einem Gottesdienst beten sie:
„Du, Gott des Lebens. Wir bitten Dich für alle, die aus Verzweiflung ihre Heimat verlassen. […] […]
Du siehst […] die Menschen in den Booten, […] ihr Schreien, […] ihr vergebliches Hoffen.
Du siehst ihre Familien […] und Freunde, die voll von Schmerz und Trauer sind. Die weiterleben und nicht wissen, wie ihr Herz den Verlust ertragen soll.
Du siehst die Menschen, die […] helfen. […] Die nicht aufhören werden, solidarisch zu sein, solange Menschen ihre Suche nach Schutz mit dem Leben bezahlen müssen. […]
Du siehst auch uns. Lass unser Gewissen nicht ruhig werden.
Schenke uns Hoffnung und Tatkraft zu helfen. […] Amen.
Autor*innen: Annika Schlingheider, Birgit Mattausch, Dietlind Jochims, Bärbel Greiler-Unrath, Thorsten Leißer, Fürbitten, in: United4Rescue (Hg.): Pfingsten/Weltflüchtlingstag. Liturgische Bausteine zu Seenotrettung & Flüchtlingsschutz
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37662Freude ist ein wichtiges Lebenselixier. Dietrich Bonhoeffer schreibt darüber:
„Sich recht freuen heißt in allem Gott sehen und seine Liebe, dort, wo es heiter und freundlich aussieht, aber auch dort, wo es einmal nicht so geht, wie Du es wohl wünschst. Das ist nicht immer leicht.
Es ist das Unbegreifliche und doch Wahre, Wirkliche und Lebendige, an dem Freude sich entzündet. Darum ist rechte Freude immer etwas Unbegreifliches, sowohl für die anderen als auch für den, der sie empfindet. Freude ist einfach da. […]
Ja, Du hast eine glückliche Anlage in Dir: Du kannst Dich freuen. Freue Dich so viel Du kannst; Freude macht stark. “
Dietrich Bonhoeffer, F wie Freude, In: Manfred Weber (Hg.), Freiheit zum Leben. Dietrich Bonhoeffer für Jugendliche
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37661Selbstvertrauen ist mehr als Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Was alles dazugehört zeigt der Philosoph Charles Pépin am Bild eines kleinen Mädchens, welches das Fahrradfahren lernt:
„Das kleine Mädchen auf dem Fahrrad kann uns Orientierung geben. Sein Vertrauen schöpft Kraft aus drei Quellen.
Die eine ist der Vater. Das Kind prescht nicht allein los, sondern mit ihm zusammen. Selbstvertrauen ist Vertrauen in den anderen.
Die zweite sind die eigenen Fähigkeiten. Das Kind hat die Ratschläge des Vaters, wie es in die Pedale treten und den Lenker halten soll, beherzigt und hat sich so sein Können erworben [….]. Selbstvertrauen ist Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Damit ist es aber noch nicht genug. Die Woge der Freude, die das Mädchen überkommt als es an Tempo zulegt, ist stärker als das befriedigende Gefühl Fahrrad fahren zu können. Diese Freude ist […] tiefer und hallt nach wie ein Dankeschön an das Leben. Selbstvertrauen ist Vertrauen in das Leben.“
Charles Pépin in: Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37660Sonntag - dem Schweizer Heilpädagogen Max Feigenwinter ist der Sonntag als Unterbrechung des Alltags wichtig. Zugleich bedeutet der Sonntag ihm aber auch eine Art Perspektivenwechsel. Er sagt:
„Gönne Dir Sonntag.
Lass es heute zu, dass Aufgaben nicht erfüllt,
Probleme nicht gelöst und Arbeiten nicht gemacht sind.
Lass es zu, dass andere mehr erreichen,
schneller vorwärts kommen,
höherer Ansprüche stellen.
Lass es zu, dass Du nicht im Zentrum stehst,
nicht zu den Ehrengästen gehörst,
in der Zeitung nicht erwähnt wirst.
Lass es zu: Lass heute manches einfach liegen.
Gönne Dir Sonntag.“
Max Feigenwinter, Gönne Dir Sonntag in: Martin Schmeisser (Hg.): Sonntäglich leben. Von der Muße und anderen Künsten des Lebens.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37659Der Autor Steve Kennedy Henkel kennt sich im Verkehrschaos aus. Er findet, dass es zwei Mentalitäten gibt, und zwar völlig unabhängig davon, welches Verkehrsmittel man selbst nutzt. Er schreibt:
Jeden Morgen und jeden Feierabend herrscht Krieg auf den Straßen der Stadt. Autofahrerinnen, Fußgänger und Fahrradfahrerinnen kämpfen um Platz und um ihre (…) Rechte. (…)
Es gibt eine SUV-Mentalität, die sagt: Ich setzte mich durch, auch wenn ich nicht im Recht bin. Von Rücksicht ist keine Rede. Der SUV der Antike ist das Pferd. (…) Wer das Pferd hat, setzt sich durch – ob er recht hat oder nicht.
Deshalb sagt es etwas aus, dass die Hauptdarsteller des Neuen Testaments mit Eseln unterwegs sind. Maria macht sich schwanger auf einem Esel auf den bekanntesten Road Trip der Weltgeschichte. Und Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem hinein.
Der Esel ist nicht die Rampensau unter den Reittieren. Mit Eseln brauchst du Geduld. (…)
Die Esel-Mentalität ist ganz anders als die SUV-Mentalität. Sie ist langsamer, achtsamer und geerdeter. (…)
Quelle:Henkel, Steve Kennedy: Rituale für Hipster & Heilige und alles dazwischen, Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 2022, S. 181f.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37638Anthony de Mello ist berühmt für seine oft komischen Geschichten mit überraschendem Ende. In dieser geht es um bedingungslosen Respekt. Er schreibt:
Der Meister und ein Schüler begegneten unterwegs einem Blinden, der am Straßenrand saß und bettelte. Sagte der Meister: „Gib ihm ein Almosen!“
Der Schüler warf eine Münze in den Hut des Bettlers.
Sagte der Meister: „Du hättest deinen Hut ziehen sollen als Zeichen des Respekts:“
„Warum?“ wollte der Schüler wissen.
„Man sollte es immer tun, wenn man Almosen gibt.“
„Aber der Mann war doch blind!“
„Man kann es nie wissen“, erwiderte der Meister, „vielleicht war er ein Schwindler.“
Quelle: de Mello, Anthony: Eine Minute Unsinn. Weisheitsgeschichten, Herder Verlag, 2005, S. 24
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37637Der tschechische Priester und Psychologe Tomáš Halík hat einen Trick entwickelt, wie er gut mit Wut umgehen kann. Er schreibt:
Mit den Gefühlen des Zorns, der Aggressivität und der Feindschaft kann ich wie mit den Gedanken während einer Zen-Meditation umgehen: Sie kommen und gehen, ich nähre sie aber nicht, (…) unterdrücke und verdränge sie aber auch nicht krampfhaft; ich lerne, sie teilnahmslos, wie von außen, zu beobachten:
Freilich werde ich auch weiterhin ab und an diese (…) Gefühle (…) verspüren, jedoch identifiziere ich mich nicht mit ihnen, bin nicht Zorn oder Feindschaft. Sie sind wie ein lästiges Insekt, das ich noch nicht völlig abschütteln konnte, das ich aber bestimmt nicht hochpäppeln (…) will. Ich sollte nicht (..) zu einem einladenden Dachstuhl für Hornissenneste(r) (..) werden, denn damit würde ich vor allem mir selbst Schaden zufügen.
Quelle: Halík, Tomáš: Ich will, dass du bist. Über den Gott der Liebe, Herder Verlag 2019, S. 191f
https://www.kirche-im-swr.de/?m=37636Der Schriftsteller Anthony de Mello erzählt eine Geschichte wie man effektiv kritisieren kann. Er schreibt:
Der Meister konnte sehr kritisch sein, wenn er glaubte, dass Kritik angebracht war.
Doch zum Erstaunen aller nahm ihm niemand seine Rügen übel. Als er einmal darauf angesprochen wurde, sagte er: „Es hängt davon ab, wie man es macht. Menschliche Wesen sind Blüten: offen und empfänglich für sanft fallenden Tau, verschlossen für kräftigen Regen.“
Quelle: de Mello, Anthony: Eine Minute Unsinn. Weisheitsgeschichten, Herder Verlag, 2005, S. 11
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