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SWR4 Abendgedanken

25APR2023
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Da sage nochmal einer, dass sich Freundlichkeit nicht auszahlt! Eine Französin hat ihr gesamtes Vermögen an etwa 200 ziemlich fremde Menschen vererbt. Diese haben nur eines gemeinsam: sie waren irgendwann mal freundlich zu ihr.

Die Frau war 86 Jahre alt und hieß Jeannine. Sie hat im nordfranzösischen Städtchen Dieppe an der Atlantikküste gelebt. Als sie beerdigt wurde waren keine zehn Trauergäste da, denn sie war weder verheiratet, noch hatte sie Kinder oder Geschwister. Und obwohl sie ganz bescheiden in einer Wohnsiedlung gelebt hat, hatte sie stolze 280.000 Euro beiseitegelegt.

Für den zuständigen Notar war es eine ganz schöne Detektivarbeit, bis er das handgeschriebene Testament von Jeannine entziffert hatte. Es standen ungefähr 200 Namen darin. Über ein Jahr hat er gebraucht, bis er diese Menschen mit Hilfe von Befragungen oder Telefonbuch gefunden hat. Auf Jeannines Liste standen nämlich meist nur die Vornamen oder nur kurze Beschreibungen. Beschreibungen von Menschen, die ihr irgendwann einmal behilflich waren, die ihren Seniorenalltag erleichtert haben, oder die einfach nur nett zu ihr waren.

Sie hat zum Beispiel in ihr Testament geschrieben: „Der nette Busfahrer Georges, der für mich auch mal zwischen zwei Haltestellen angehalten hat“. Oder: „der Briefträger Julien, der mir die Post immer direkt vor die Wohnungstür gelegt hat“. Auf Jeannines Erbenliste standen auch eine Kassiererin aus dem Supermarkt um die Ecke, ein Apotheker, ein Metzger und verschiedene Krankenpfleger, die sie gepflegt haben. Es reichte jeweils aus, etwas Freundliches zu sagen, eine kleine Hilfestellung zu leisten oder die alte Dame besonders nett zu bedienen. Und alle von ihnen erhielten ca. 1.200 Euro.

Jeannine hat in ihrem Testament geschrieben: „Falls sich einer der Erben nicht an mich erinnert: ich bin die alte Dame mit dem weißen Regenmantel und den zwei Gehstöcken.“ Nachdem der Notar alle Wohltäter gefunden hatte, meinte er: „Das ist zwar eine schöne Geschichte, aber nicht für mich, denn das war richtig anstrengend.“

Ich finde Jeannines Idee toll. Dass sie so großzügig war zeigt mir, wie sehr sich manche Menschen über Kleinigkeiten freuen, auch wenn sie mir selbstverständlich erscheinen. Und auch wenn ich für einen kleinen Gefallen nicht gleich erbe, Freundlichkeit zahlt sich meistens aus. Und manchmal sogar anders, als ich denke.

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SWR3 Worte

24APR2023
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Jochen Brühl ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Tafel Deutschland“. Er verteilt überschüssige Lebensmittel an Menschen, die wenig Geld haben. Er sagt: 

Ich komme vom Dorf, und dort war klar, wann Erdbeer- und wann Steckrübenzeit ist. Am Sonntag gab es Braten, am Montag Nudeln mit der restlichen (…) Soße. (…) Und (…) hatte ich morgens das Schulbrot nicht gegessen, landete es wieder auf dem Tisch, nicht im Müll.

Ich will nicht zurück in die Steinzeit. Aber zu einem bewussten Umgang.

 

Quelle

Zeitschrift Galore Interviews, hg.v. Michael Lohrmann, Dialog GmbH Dortmund, Ausgabe 38 Galore (12/2019)  S.56.

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SWR2 Wort zum Tag

24APR2023
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Fidelis Waldvogel ist eine Romanfigur der amerikanischen Autorin Louise Erdrich. Zum einen hätte diese Figur heute Namenstag, denn heute ist „Fidelistag“. Und zum zweiten hat sie mir die Augen geöffnet, als ich das Buch gelesen habe. Es heißt „Der Gesang des Fidelis Waldvogel“ und spielt in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Alle haben Hunger, weil Lebensmittel Mangelware sind. Aber irgendwie kommt Fidelis Waldvogel über sieben Ecken an einen ganzen Laib Brot – schon das ein kleines Wunder. Und es ist nicht irgendein Brot, sondern es ist ein unglaublich schönes Brot. Offensichtlich mit großer Sorgfalt geformt. Fidelis betrachtet den präzisen Umriss. Er staunt über die Hefeverarbeitung und das gleichmäßige Goldbraun der Kruste. Er kommt zu dem Schluss: „Das ist mehr als ein Brot: es ist ein Kunstwerk!“ Klar, er hat Hunger, und dann betrachtet man ein Brot anders, als wenn man satt ist. Aber es ist noch mehr. Dieses Brot löst etwas in ihm aus – eine Sehnsucht, die er zunächst nicht genauer bestimmen kann.

Fidelis Waldvogel forscht nach, wo dieses besondere Brot herkommt. Er möchte wissen: Wo wird ein einfaches Brot so sorgfältig hergestellt? Bald findet er heraus, dass es von Bekannten seiner Eltern stammt, und dass diese es mit einem Päckchen aus den USA bekommen haben - aus der Stadt Argus in North Dakota. Fidelis schreibt den Ortsnamen Buchstabe für Buchstabe auf einen Zettel: A R G U S. Und diesen Zettel trägt er in den nächsten Monaten ständig bei sich.

Irgendwann beschließt Fidelis auszuwandern. Nicht nur weil das Überleben im Nachkriegsdeutschland immer schwieriger wird, sondern auch, weil ihn der Gedanke an das perfekte Brot nicht mehr loslässt. Und damit ist auch klar, wohin ihn seine Reise führen soll: Nach Argus - dorthin, von wo das sorgfältig hergestellte Brot stammt.

An dieser Geschichte wird für mich deutlich, dass Brot nach mehr schmecken kann, als nur nach seinen Zutaten. Ein frisches Baguette zum Beispiel beamt mich auf einen Campingplatz in Frankreich, ein Pumpernickel zu diesem langweiligen Stehempfang nach einem noch langweiligeren Vortrag. Brot kann danach schmecken, sich zu versöhnen, nach einer geselligen Runde, nach einer Wanderung, wo wir das letzte Stück geteilt haben, um noch ein bisschen extra Energie für die letzten Kilometer zu bekommen, nach dem Wunsch, jemanden wiederzusehen, oder eben nach irgendwohin aufzubrechen, wie Fidelis Waldvogel.

Wenn Christen im Sonntagsgottesdienst vom Heiligen Brot essen, dann ist das auch mehr, als nur eine Backware zu sich zu nehmen. Es kann auch in mir eine Sehnsucht wach halten. Nicht unbedingt nach einem Reiseziel, aber nach einem sinnvollen und erfüllten Leben. 

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SWR4 Abendgedanken

24APR2023
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Methusalix, so heißt der rüstige alte Mann aus den Asterix-Heften: weißes Haar, etwas nach vorne gebeugt und immer einen Gehstock in der Hand. Er ist zwar der Dorfälteste, tanzt aber gerne mal auf dem Tisch oder mischt kräftig bei Prügeleien mit. Sein Stock ist ihm dabei immer eine gute Hilfe.

Als Methusalix spät in der Nacht wieder mal kräftig am Feiern ist, kommt er ins Schwärmen und sagt: „Ich fühle mich 10 Jahre jünger!“. Darauf Asterix: „Na schön! Dann wärst du 83 und solltest längst im Bett sein!“

Der Name Methusalix leitet sich ab von „Methusalem“. Wir meinen damit einen sehr alten Menschen. Methusalem ist eigentlich ein Name aus dem Alten Testament. Und das zeigt, wie sehr die Bibel unsere Sprache und Kultur bis heute prägt.

Im ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis, steht, dass Methusalem der Großvater vom wesentlich bekannteren Noah war. Er wurde sage und schreibe 970 Jahre alt. Aber auch die anderen Urväter erreichten alle ein ähnlich hohes Alter: Adam soll 930 Jahre alt geworden sein, sein Sohn Seth ebenfalls über 900. Nicht umsonst spricht man da auch von einem „biblischen“ Alter.

Wissenschaftler haben versucht, diese unglaublich hohen Altersangaben zu erklären. Eine Begründung sagt, man habe damals in Mondjahren gerechnet. Umgerechnet wäre Methusalem dann 78 Jahre alt geworden. Schon wahrscheinlicher, aber für damals trotzdem noch sehr alt.

Eine andere Erklärung scheint mir aber noch schlüssiger. Archäologen haben nämlich auf uralten Tonziegeln Listen von sumerischen Herrschern gefunden. Deren Alter war mit bis zu 30.000 Jahren angegeben. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Altersangaben dazu dienten, eine besondere Hochachtung gegenüber bedeutender Vorfahren zum Ausdruck zu bringen. Je älter einer gemacht wurde, desto weiser war er. Desto mehr Respekt zollte man ihm und seiner Lebensleistung.

Es wäre typisch Bibel, wenn ich sie auch bei der Altersangabe von Methusalem nicht wörtlich nehmen sollte. Wenn ich – wie so oft - zwischen den Zeilen lesen müsste. Und dort würde im Fall von Methusalem stehen: Unsere Vorfahren haben Großes geleistet. Habt Ehrfurcht vor dem Alter, geht gut mit ihnen um und haltet sie in Ehren. Egal ob Methusalem, Methusalix, Opa und Oma oder einfach alte Menschen um uns herum.

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SWR3 Worte

23APR2023
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Der österreichische Schauspieler Tobias Moretti sagt:

Ich finde es wichtig, nicht nur in schwierigen Momenten auf Gott und den Glauben zu vertrauen. Ich bin auch gläubig in schönen Momenten, im Sinne von Dankbarkeit. (…)

Der schwere Unfall meiner Ehefrau Julia hat meinen Glauben nicht beeinflusst oder gar Zweifel gesät (…) Ich habe unmittelbar danach zu jedem gesagt: Ich kann hier kein Unglück erkennen. Sie ist am Leben, sie hat keine Querschnittslähmung, sie kann noch Oboe spielen. Es ist ein Segen.

 

Quelle

KNA Meldung vom 15.01.2023

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SWR1 3vor8

23APR2023
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Immer wieder berichten Menschen aus der ganzen Welt, dass ihnen Jesus erschienen sei, also dass sie das Gesicht von Jesus gesehen haben. Sein Antlitz taucht an den skurrilsten Stellen auf: An der beschlagenen Scheibe eines LKWs, an einem Zaunpfosten im Abendlicht, in einem Ölfleck vor einer Garageneinfahrt oder sogar auf einem Fischstäbchen. Der Rolls-Royce unter den Heiligenbildern ist ein Käsesandwich, auf dem beim Toasten das Gesicht Marias erschienen ist. Es wurde für 26.000 Euro bei Ebay versteigert.

Das Phänomen mit den Erscheinungen ist nicht neu. Aber lange Zeit hatte es sich auf Tücher beschränkt, wie z.B. das Turiner Grabtuch, oder vergleichbare Tücher aus Oviedo und Manoppello. Aber auch bei diesen Abbildungen bleiben große Zweifel, ob sie wirklich das  Gesicht von Jesus zeigen.

Wenig Zweifel besteht bei den Erscheinungen Jesu, von denen die Bibel berichtet. Insgesamt taucht er zehn Mal auf nachdem er auferstanden ist: er erscheint den Frauen am Grab, Maria Magdalena, seinen Jüngern in unterschiedlichen Konstellationen und auch dem später in die Jüngerschar aufgenommenen Paulus. Interessant ist, dass ihn alle nicht auf den ersten Blick erkennen, sondern erst später an dem was er sagt oder tut. Oft wird er an der Art erkannt, wie er das Brot segnet und austeilt.

Und was fangen wir heute mit diesen Erzählungen an? Heute, wo Jesus schon lange nicht mehr persönlich auftaucht, wo nur noch billige Abbilder von ihm erscheinen – und das auch noch mit dem Beigeschmack, dass da jemand nur die Sensation sucht oder das schnelle Geld?

Vielleicht taucht Jesus ja doch öfter auf, als ich denke. Wenn die Menschen in der Bibel ihn an seiner Art und nicht an seinem Aussehen erkannt haben, dann spricht das doch eher dagegen, dass er als Abbild auf Sandwiches oder Zaunpfosten erscheint. Eher dafür, dass ich ihn auch heute noch an seiner ganz speziellen Art erkennen könnte: Jemand, der mich genau zum richtigen Zeitpunkt aufmuntert. Oder meine Frau, die mich auf eine Marotte aufmerksam macht, die ich ohne sie gar nicht entdeckt hätte. Ein Fahrgast, der für mich die Zugtür blockiert, so dass ich gerade noch reinspringen kann. Eine Frau, die meine kranke Mutter besucht, weil ich einfach zu weit weg bin. Eine Partnerin, die bedingungslos hinter mir steht, ein Kind, das mich zum Lachen bringt, ein Freund, der genau die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt findet.

Klar, alles nicht der echte Jesus, aber vielleicht auch Erscheinungen von ihm. Auf jeden Fall alles Menschen, durch die ich erlebe, dass das Leben auf Jesusart viel viel lebenswerter ist.

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SWR2 Lied zum Sonntag

09APR2023
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Durch den Frühnebel huschen zwei Gestalten: Maria von Magdala und ihre Freundin. Sie wollen nach dem Grab Jesu sehen. Doch im schummrigen Morgenlicht geschieht etwas Seltsames: Ein Engel kommt vom Himmel und wälzt den Verschluss-Stein des Grabes weg. Und dann sagt er den Frauen in ganz einfachen Worten eine ungeheuerliche Botschaft, die bis heute wirkt: „Er ist auferstanden.“

(Einspielung Stimmwerck / Praetorius, 1. Strophe)

Unser Lied zum heutigen Ostersonntag ist so schlicht wie schön. Es ist das älteste deutsche Kirchenlied, denn bereits um das Jahr 1150 wurde es in Salzburg nachgewiesen. Sowohl im evangelischen Gesangbuch als auch im katholischen Gotteslob ist es als erstes Osterlied abgedruckt. Und das völlig zu Recht, denn das Lied spricht von der Hoffnung, die unseren Glauben trägt: Christ ist erstanden.

Die Dimension dieser drei Worte ist so gewaltig, dass es manchmal schwer fällt, wirklich daran zu glauben. Sterbende oder Angehhörige von Todkranken sind existentiell bedroht. Da bleibt wenig Raum, auf die Auferstehung zu hoffen. Auch für mich klingt es manchmal zu abstrakt oder zu fantastisch, als dass ich es voll verinnerlicht hätte. Aber wenn es stimmt, dass Christus erstanden ist – und das glaube ich – dann ist der Tod nicht mehr so mächtig und schrecklich. Denn am Ende steht nicht das Ende, sondern Erlösung. Ich werde davon erlöst, dass mir etwas Schmerzen bereitet, dass ich nicht mehr so kann, wie ich eigentlich möchte, dass ich traurig bin, meine Lieben zu verlieren. Sicher, Gott erspart mir nicht Schmerz und Trauer, aber er zeigt eine Perspektive, auf die ich hoffen kann.

(Einspielung Credo unplugged mit Einblende)  

(Einspielung Credo unplugged, 1. Strophe) 

Wem dieser große Glaube schwer fällt, für den hält das Leben immer wieder kleine Auferstehungen parat. So etwas wie Metaphern für die große Auferstehung. Dinge, an denen ich ablesen oder ahnen kann, wie sich auferstehen anfühlen könnte:

(unterlegen mit Einspielung Dieter Falk)

  • kleine lila Blümchen, die sich einen Weg zwischen Betonplatten durchbahnen
  • eine Schulfreundin wiedertreffen, die man schon verloren geglaubt hatte
  • etwas hinkriegen, was ich nie mehr gedacht hätte: aufhören zu rauchen oder gehen lernen nach einem schweren Unfall
  • Schmerz, der langsam aber stetig nachlässt
  • wie leicht es sich anfühlt, wenn ich eine schwierige Aufgabe hinter mir habe

Das sind kleine Hinweise, wie sich auferstehen anfühlen könnte. Aber die echte Auferstehung muss gewaltiger sein. Der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti hat versucht, es in seinem „Neuen Osterlied“ so zu formulieren:

es kommt eine auferstehung

die anders ganz anders wird

es kommt eine auferstehung die ist

der aufstand gottes gegen die herren

und gegen den herrn aller herren: den tod

(Kurt Marti, Leichenreden, Nagel und Kimche Verlag, Frauenfeld 2001)

Und so steht es in der Bibel in der Offenbarung des Johannes: „Gott selbst wird bei den Menschen wohnen. Und er wird alle Tränen abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ – Wenn das kein Grund für ein österliches Halleluja ist!

 

 (Einspielung Credo unplugged, 3. Strophe) 1:49 – 2:14 oder 2:15 – 2:45

Quellen                                  

  • Athesinus Consort, Berlin: Mein süße Freud auf Erden, Urheber: Lechner, Leohard
    SWR Archiv-Nr.: M0343914
  • Stimmwerck: Die helle Sonn leuchtet, Urheber: Praetorius, Michael
    SWR Archiv-Nr.: M0343060
  • Credo Online: Christ ist erstanden (http://www.credo-online.de/c-musiq/credo-unplugged.html ) Interpret: credo online, Label: set free Entertainment LC 11049, ISRC DE-DA3-17-00047
  • Dieter Falk: A Tribute to Martin Luther
    SWR ARchiv-Nr.: M0448966

 

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SWR3 Gedanken

18MRZ2023
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Früher wurde in der Fastenzeit vor allem auf Fleisch verzichtet. Heute wird moderner gefastet: Auf Verpackungen, aufs Meckern oder auf schlechte Gewohnheiten verzichten. Dieses Jahr schlagen die Kirchen Klimafasten vor. Sieben Wochen mit sieben unterschiedlichen Schwerpunkten und praktischen Tipps: Vom Beleuchtung-Sparen übers Anders-Einkaufen bis zum Wertschätzen der Natur.

Den Wert der Natur zu schätzen finde ich schwierig. Aber es gibt Wissenschaftler, die versuchen, dafür einen Preis zu errechnen. Einer von ihnen ist der Münchner Professor und Biochemiker Frederic Vester. Er hat den Geldwert eines Rotkehlchen untersucht. Neben dem reinen Materialwert bekämpft es Schädlinge und erfreut Menschen. Damit kommt es auf einen Geldwert von 150 Euro. Oder eine Buche:  Sie reinigt die Luft, spendet Schatten und bietet Heimat für ganz viele Kleintiere. Sie erwirtschaftet stattliche 250.000 Euro.

Bei diesen Rechenspielchen bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite bin ich strikt dagegen, dass die Natur durch eindeutige Preise vom Kapitalismus vereinnahmt wird. Denn was einen Preis hat, das kann ich auch kaufen. Auf der anderen Seite ist so eine konkrete Zahl auch gut, um den wahren Wert der Natur zu erkennen. Denn noch bezahlt niemand dafür, wenn er die Luft verpestet, Insekten oder Pflanzen zerstört oder Regenwürmer zu asphaltiert.

Man hat herausgefunden, dass keine der 20 größten Wirtschaftsbranchen profitabel arbeiten könnte, wenn sie dafür bezahlen müsste, was sie kaputt macht. Vielleicht also doch keine so schlechte Idee, wenn an ganz vielen Dingen kleine imaginäre Schilder wären: in einem Fluss, auf einer Blumenwiese, an einer Schnake oder in einem Steinbruch. Und auf diesen Schildchen sollte neben dem Preis stehen: „Mensch, behandle mich gut, ich bin wertvoll!“

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SWR2 Wort zum Tag

18MRZ2023
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Bei einer Hochzeitsfeier wird ja normalerweise gut und viel aufgetischt. Wer schon mal eine Hochzeitsfeier in orientalischen Ländern erlebt hat, der hat keine Fragen mehr. Meistens gehen die Feierlichkeiten mehrere Tage lang, der halbe Ort ist auf den Beinen, und es gibt Essen und Trinken soweit das Auge reicht. Peinlich, wenn da auf einmal etwas alle ist. Doppelt peinlich, wenn es gerade der Wein ist.

Und genau das ist passiert im Städtchen Kana, schon ein Weilchen her. Maria ist auch unter den Gästen und erlebt das Debakel mit: Der Wein ist tatsächlich ausgegangen. Aber Maria weiß, dass ihr Sohn Jesus auch unter den Hochzeitsgästen ist, und dass er ein echter Alleskönner ist. Endlich findet sie ihn und raunt ihm zu: „Stell dir vor Jesus, sie haben keinen Wein mehr.“

Jesus ist etwas genervt – als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Vielleicht ist Maria penetrant geblieben, oder Jesus hatte Mitleid mit dem blamierten Hochzeitspaar. Jedenfalls deutet er irgendwann auf die Wasserkrüge zum Händewaschen und sagt zu den Dienern: „Füllt sie mit Wasser und bringt sie in die Küche.“ Sechs Krüge schleppen die Diener zum Küchenmeister. Der probiert und traut seinem Gaumen kaum. Ungläubig geht er zum Bräutigam und fragt: „Warum rückst du jetzt erst raus mit dem guten Wein?“

Diese Geschichte stammt aus dem Johannesevangelium. Und es ist das erste Wunder von Jesus, das dort beschrieben wird. Ich habe früher auch gedacht: Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als Wasser in Wein zu verwandeln. Zum Beispiel Not lindern oder Kranke heilen. Aber inzwischen bin ich überzeugt: Nein, es war genau richtig, mit so einem eigentlich überflüssigen Wunder anzufangen. Es soll nämlich zeigen, dass Gott etwas von seiner himmlischen Herrlichkeit in unsere Welt gibt. Jesus zeigt uns ein Stück vom Paradies. Er lässt uns wie durch einen Türspalt ins Reich Gottes spicken. Und er sagt uns, dass dies auch auf der Erde schon ein bisschen möglich ist. Mit Jesus bricht eine neue Zeit an – Wein-Zeit statt Wasser-Zeit sozusagen.

Und noch etwas könnte dieses Weinwunder bedeuten: Jesus verwandelt Wasser in Wein. Oder er verwandelt das Alltägliche in etwas ganz Besonderes. Wenn ich die Botschaft Jesu in meinem Leben umsetze, dann kann auch bei mir Wasser zu Wein werden. Wenn ich Menschen auf Jesus-Art behandle, also wenn ich großherzig bin, wenn ich Menschen integriere, wenn ich vergeben kann, wenn ich auch mal einen klaren aber unbequemen Standpunkt vertreten kann - dann kann mein Leben eine neue Qualität bekommen. Wein statt Wasser eben.

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SWR3 Gedanken

17MRZ2023
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Heute ist St. Patrick´s Day. Die Iren auf der ganzen Welt feiern ihren Nationalheiligen Patrick. Er hat im 5. Jahrhundert den christlichen Glauben auf die Insel gebracht.

Den meisten Iren geht es aber vermutlich weniger um den Heiligen Patrick als um einen guten Grund zu feiern - und das am besten ganz in grün: grüne Klamotten, grüne Bärte, grüne Accessoires und sogar grünes Bier wird ausgeschenkt.

Neben der Farbe Grün spielt auch das dreiblättrige Kleeblatt eine wichtige Rolle - das „Shamrock“. Es soll auf den Hl. Patrick zurückgehen. Der Legende nach hatte der einen öffentlichen Streit mit einem Druiden, einem keltischen Priester. Dabei ging es um die christliche Überzeugung, dass Gott „dreifaltig“ sei, also Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Druide spricht aus, was viele heute auch denken: „Wenn ihr Christen nur an einen Gott glaubt, wie kann der dann in drei Gestalten auftreten?“

Patrick hat immer gerne anschaulich und einfach erklärt. Es wird erzählt, er soll sich erstmal hilfesuchend umgeschaut haben. Aber er sieht nur die erwartungsvollen Gesichter und viel Grün. Da hat er eine Idee: Er pflückt ein Kleeblatt und sagt: „Dieser Klee besteht auch aus drei einzelnen Blättern und ist doch eine Pflanze.“

Und so ist es auch mit Gott: der Vater hat sich den Menschen in Jesus gezeigt und wirkt bis heute weiter im Heiligen Geist. Ein Gott in drei Erscheinungsformen also. Das hat der Heilige Patrick mit seinem Kleeblatt anschaulich demonstriert. Und bis heute wird er von den Iren verehrt mit Paraden, mit grünem Bier, und bestimmt auch mal mit einem kleinen Stoßgebet.

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