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SWR3 Worte

30SEP2023
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Ich mag die Bibel so, weil sie für jede Situation was zu bieten hat. Hier ein Genuss-Zitat zum Wochenende aus Alten Testament:

„Iss freudig dein Brot und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel.
Trag jederzeit frische Kleider und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt! Mit einem Menschen, den du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens, die Gott dir unter der Sonne geschenkt hat. Denn das ist dein Anteil am Leben und an dem Besitz, für den du dich unter der Sonne anstrengst. Alles, was deine Hand, solange du Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu!“

 

Aus: Die Bibel, Einheitsübersetzung 2016, Kohelet 9,7-12

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SWR3 Worte

28SEP2023
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Der Mensch ist ein zerbrechliches Wesen. Und das ist es, was uns stark macht, findet der Journalist Nils Minkmar. Er sagt:

„Deine heimliche Superkraft ist, keine zu haben.
Dass wir verwundbar sind, verbindet uns mit jedem anderen Menschen, lässt uns erkunden und spielen und steht am Anfang auch unserer eigenen Geschichte. Der Mensch startet nun mal als Säugling. Und jeder Säugling ist zerbrechlich. Das wandelt sich, aber es verlässt uns nie, und das zählt zu unseren guten Seiten.“

 

Aus: Süddeutsche Zeitung Magazin Nummer 33, 18. August 2023, Artikel: Vorsicht, zerbrechlich.

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SWR3 Worte

27SEP2023
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Mit dem Begriff „Sünde“, konnte die Schauspielerin Sophie Rois lange nichts anfangen. Aber irgendwann hat sie sich an ihren Beichtunterricht erinnert und ist im Nachhinein froh darüber. Sie sagt:

„Die ersten Beichten sind völlig uninteressant. Was hat man da schon zu beichten? Dass man frech zu seiner Mutter war? Inzwischen hätte ich eine Beichte nötig - damals, mit sieben, natürlich nicht.
Ich habe einen Begriff von Sünde. Und ich habe was zu bereuen. Man kann sich versündigen, das weiß ich jetzt, das habe ich inzwischen erfahren. Es gibt falsches Handeln, das man bereut, das etwas Schlechtes in die Welt setzt.“

 

Aus: Süddeutsche Zeitung, 02.06.2023, Feuilleton, Artikel 2/11,

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SWR3 Worte

26SEP2023
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Wenn man sich ohnmächtig fühlt, ist man noch lange nicht hilflos, sagt die Theologin Melanie Wolfers. Und weiter:

„Sich ohnmächtig zu fühlen, heißt noch lange nicht, tatsächlich ohnmächtig zu sein. Meine Erfahrung ist: Die Menschen fühlen sich oft schwächer, als sie sind. Ich bin da ganz klar: Glaub nicht alles, was du fühlst, schalte deinen Verstand ein und schaue auf das Gefühl von Ohnmacht. Mach den Realitätscheck: Bist du wirklich hilflos? Oder hast Du Handlungsspielraum?

Wichtig ist, etwas zu tun, denn Handeln weckt Hoffnung. Ganz konkret am Beispiel des Ukrainekriegs: Viele haben gespürt: dass ich was tue, bewirkt was Gutes für andere. Dass ich da bin, macht einen Unterschied! Die Ohnmacht wird eingedämmt. Es bleibt: Ich kann was tun.“

 

Aus: junia - Frau und Mutter hat jetzt einen Namen, Juli/August 2023, kfd (Hrsg.)

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SWR3 Worte

25SEP2023
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Vermutlich sage ich manchmal rassistische Dinge, ohne dass es mir bewusst ist. Darauf macht die Antirassismustrainerin Tupoka Ogette aufmerksam. Sie sagt:

„Wir sind alle rassistisch sozialisiert. Wir alle können nichts für die Welt, in die wir hineingeboren wurden. Aber jede und jeder kann Verantwortung übernehmen und diese Welt mitgestalten.“

 

Aus: Süddeutsche Zeitung Magazin Nummer 22, 2. Juni 2023, Sagen Sie jetzt nichts

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SWR3 Worte

24SEP2023
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Die Kirche hat Stärken. Auch wenn -berechtigterweise- viel von den Schwächen geredet wird. Marketingchefin Bernadette Spinnen erzählt in einem Podcast, wo Kirche stark ist und wie sie das nutzen kann. Sie sagt:

„Da war die Beerdigung eines guten Freundes. Und es war ganz egal, wie kirchlich jemand war. Uns alle hat die Trauer um diesen Menschen verbunden.
Die Stärke von Kirche ist, dass da gesprochen wird, dass da versucht wird, eine Sprache zu finden, die die Menschen erreicht.
Wenn keiner mehr weiß, was man eigentlich sagen soll, einem wirklich die Worte fehlen und alles klingt peinlich und nicht groß genug, unangemessen, dann ist das immer die Kirche, die noch in der Lage ist, dafür eine Sprache zu finden. Das Potential hat die Kirche.“

 

Aus: kannste glauben - der Podcast aus dem Bistum Münster, Nr. 50, „Kirche ist mehr“.
Kannste Glauben - der Podcast aus dem Bistum Münster.

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SWR2 Wort zum Tag

13SEP2023
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Ich bin ein echtes Landei. Umso erstaunter war ich bei meinem letzten Besuch in Münster, als ich neue Varianten der „Ampelmännchen“ gesehen habe. Wenn es an der Ampel grün wird, zeigen mir diverse grün leuchtende Liebespaare an, dass ich losgehen kann. Mal zwei Frauen, mal Frau und Mann, mal Mann und Mann - immer durch die Hände und ein Herzchen miteinander verbunden. Ich bin begeistert von den queeren Ampelfiguren.

Ich bin vermutlich die Letzte, die es mitbekommen hat: die Ampelpaare gibt es natürlich schon länger in deutschen und europäischen Städten. Ich finde sie aber auch jetzt toll. Mit den Ampelfiguren zeigen die Städte, dass es ihnen wichtig ist, vielfältig zu sein. Dass das Leben in ihnen bunt ist, und sie offen sind. Und dass ihnen jede Lebens- und Liebesform recht ist.

Es ist schon bemerkenswert, dass solche Zeichen überhaupt nötig sind. Dass Menschen darüber sprechen oder diskutieren müssen. Denn klar, als die ersten queeren Ampelpärchen aufgetaucht sind, gab es heftige Reaktionen in jede Richtung. Leute, die die Aktion klasse fanden, und Leute, die sich sehr darüber aufgeregt haben.

Für mich sind die Ampelpaare kein Symbol. Sie sind schlicht und ergreifend Realität. So sind wir Menschen. Unterschiedlich, bunt und vielfältig, so wie wir leben und lieben.
Ich bin überzeugt davon, dass wir Menschen von Gott so gedacht sind. Wir sind seine Geschöpfe. Die Bibel findet dafür klare Worte. Im Buch der Weisheit steht: „Gott, du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Herr, du Freund des Lebens.“ (Weish 11,24-26)

Ich wünsche mir noch viel mehr, dass wir solche Symbole nicht mehr brauchen, die mit großem Tamtam eingeführt werden, sondern völlig wertfrei und selbstverständlich abbilden, was menschliches Leben ausmacht: zusammen durchs Leben zu gehen. Mit den Menschen um mich herum, die mir etwas bedeuten.



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SWR2 Wort zum Tag

12SEP2023
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Der erste Kuss mit 41. So war es bei Zoe Cross. Heute ist sie 46 und küsst öfter. Sie hat jemanden an ihrer Seite, mit dem sie sehr glücklich ist.
Das sah für sie lange nicht so aus, denn Zoe Cross sieht anders aus. Sie ist mit einer Gesichtslähmung auf die Welt gekommen. Ihr Gesicht wirkt verschoben und sie kann die Lippen zum Beispiel nicht schließen. Dass sie so aussieht, prägt ihr ganzes Leben. Schon als Kind haben andere blöde, verletzende Sprüche über sie gemacht, sie ausgeschlossen. Manche hatten sogar Angst vor ihr.

Das hat sie natürlich eingeschüchtert, und bis heute muss sie sich immer wieder drastische Bemerkungen gefallen lassen. Wobei die Formulierung nicht ganz richtig ist, denn sie lässt es sich eben nicht mehr gefallen. Zoe ist eine starke Frau, eine Kämpferin. Sie hat aus ihrem Leben mit der Gesichtslähmung Konsequenzen gezogen und arbeitet jetzt als Persönlichkeitstrainerin. Schwerpunktmäßig mit Menschen, die ihr Aussehen schwierig finden, deshalb nicht gut mit sich selbst im Kontakt sind und so auch nicht mit anderen in Kontakt kommen können. Und deswegen häufig niemanden an ihrer Seite haben. Um Liebesbeziehungen geht es nicht nur, aber es ist eben auch ein großes Thema in ihren Begleitungen. Sie arbeitet dabei ganz unterschiedlich. Vom „klassischen Ansatz“, die eigenen Stärken herauszuarbeiten bis zur praktischen Übung mitten im Leben. Da geht sie in ein Café mit Menschen, die sich schon ewig nicht mehr getraut haben, unter Leute zu gehen. Es geht dann darum, mit den Blicken und vielleicht sogar mit Kommentaren so umzugehen, dass die Menschen nicht zusammenbrechen. Zoe möchte erreichen, dass Menschen sich ihrer selbst bewusst sind und deshalb genauso durchs Leben und auf andere zugehen können: selbstbewusst. 

Zoe Cross macht Menschen stark. Und das finde ich stark. Die Thematik ist mir nicht ganz fremd. Ich trage Kleider in großen Größen, und ich musste erst älter werden, um mich wirklich körperlich frei zu fühlen. Bis ich zum Beispiel genau so offen zurückstarren konnte, wie mich die Leute im Schwimmbad manchmal anstarren.

Deshalb finde ich es gut, was Zoe macht. Sie sagt: „Ich will Menschen das Gefühl geben, dass sie in Ordnung sind, so wie sie sind, dass sie wertvoll sind. Jede Person ist es wert, geliebt zu werden.“

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SWR2 Wort zum Tag

11SEP2023
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Supermarktkassen stressen mich. Ich habe immer das Gefühl, ich bin nicht schnell genug. Nicht beim Einpacken und nicht beim Geldbeutel rauskramen. Ich habe noch nicht ganz bezahlt, da wird schon der erste Artikel der nächsten Kundin gescannt. Wenn überhaupt Zeit ist, ein kurzes „Hallo“ und „Tschüss“ und dann bloß weg hier.

Ganz anders läuft es an sogenannten „Plauderkassen“. Die Menschen, die an solchen besonderen Supermarktkassen arbeiten, tragen einen Anstecker auf dem steht: „Plaudern Sie mit mir.“ Der ältere Herr, der gerade dran ist, erzählt z.B. von seinem neuen Nachbarn und von seiner Tochter, die so weit weg ist. Die nächste Kundin spricht nur kurz über das Wetter, dann geht es weiter. Und eine junge Dame hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist und muss das gleich erzählen. Sie strahlt.
So eine Plauderei kann schon mal fünf Minuten dauern. Aber Stress oder Druck spürt man an der Plauderkasse nie. Die Mitarbeitenden kennen viele Kundinnen und Kunden. Mit einigen sprechen sie schon seit Jahren. Sie lieben ihre Plauderkasse und können sich nicht mehr vorstellen, in Märkten zu arbeiten, wo alles schnell gehen muss.

Die Idee zu den besonderen Kassen kommt aus den Niederlanden, einige gibt es in der Schweiz, in Japan und inzwischen auch in Deutschland.

Ich finde die Idee der Plauderkassen richtig gut! Dass wir miteinander sprechen, ein freundliches Wort für andere haben, ist für mich das Allerwichtigste. Und so eine Kasse hat eine wichtige soziale Funktion. Menschen, die im Alltag wenig Kontakte haben, können hier sprechen. Oder Leute, die z.B. neu an einen Ort ziehen und niemanden kennen.

Es ist ja eigentlich seltsam, dass es diese Kassen überhaupt geben muss. Als ich klein war, war es völlig normal, ein Wort miteinander zu wechseln, und dann ging es weiter. Dann musste alles schneller werden, ich bin ermahnt worden, wenn ich meine Sachen nicht schnell genug im Wagen hatte, jetzt immer mehr Selbstscan-Kassen und auch das direkte Gegenteil: entschleunigte Plauderkassen. Verrückt. Ich wünsche mir Kassen, an denen beides geht: Einfach in Ruhe einkaufen und wenn es sich ergibt, kurz über den Tag quatschen, das ist aber kein Muss- und dann ohne Hektik raus aus dem Markt.

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SWR2 Wort zum Tag

05JUL2023
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In München steht ein Zuhörraum. Mitten in der Stadt, zwischen Schrannenhalle und Hochbunker an der Prälat-Zistl-Straße. Hellgrüne Holzfassade, geschwungene Wände. Er sieht irgendwie aus wie eine Mischung aus Ohrmuschel und moderner Mini-Camper. Innen drin an der geschwungenen Wand entlang befinden sich eine Bank und eine richtig gute Kaffeemaschine. Hier kann jede und jeder hinkommen und sprechen. Und hier sind Menschen, die zuhören. Der Verein dahinter heißt `Momo hört zu´ und klar: Patin ist die berühmte Romanheldin Momo, eine Meisterin des Zuhörens. Bei ihr haben einfach alle ihr Herz und ihre Münder geöffnet. Hier in München sind es Ehrenamtliche, die für alles offene Ohren haben. Sie wechseln sich im zwei-Stunden-Takt ab, so dass der Zuhörraum jeden Nachmittag besetzt ist.
Das Angebot wird gut angenommen. Und es geht nicht immer um seelische Krisen oder Hilfe. Es geht manchmal um den kleinen alltäglichen Plausch, der mit der Nachbarin nicht mehr möglich ist. Es geht auch darum, vom Tag zu erzählen oder von einer guten Nachricht. Manchmal auch um Smalltalk. Und natürlich auch um ganz heftige Themen: kein Kontakt mehr zur Tochter, ein lieber Mensch ist gestorben, psychische Krisen. Dazu wird immer ein Kaffee angeboten. Weil auch das manchmal hilft, wenn es der Seele nicht gut geht.


Wer Ohren hat, der höre. Ein alter und weiser Satz aus der Bibel. Manchmal denke ich, dass Zuhören das Allerwichtigste ist, damit wir gut zusammenleben und zusammenarbeiten. In der Politik, im Job und im Privaten sowieso. Ich sage das manchmal zu meinen Kindern, wenn ich das Gefühl habe, sie sind gerade ganz woanders.
Es wird komplizierter, zuzuhören und genau hinzuhören. Es ist so viel los im Alltag, so viel, das auf mich einprasselt. Ich will mit meiner Tochter sprechen und hören wie die Schule war, da klingelt das Handy, unsere Jüngste brüllt, und nebenbei mache ich mir einen Kaffee. Das alles zusammen funktioniert nicht. Zum Sprechen und zum Zuhören brauche ich Zeit und Ruhe. Klar für die kleinen Infos zwischendurch reicht es, aber ein richtiges Gespräch entsteht so nicht.


Wer Ohren hat, der oder die höre. Für mich ist das ein Auftrag, der mich oft -vor allem im Alltag- herausfordert. Der aber auch Spaß macht und durch solche Projekte wie den Zuhörraum in München erfüllt wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37966
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