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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute ist Halbfinale. Millionen werde heute Abend gespannt vor den Fernsehern sitzen. Auch ich, obwohl ich ein eingefleischter Fußball-Muffel bin. Aber alle vier Jahre schaue ich mir mit Begeisterung die Spiele an. Und ich bin stolz, dass auch ich nach den WM-Wochen weiß: Podolski spielt vorn und Lahm hinten. Ahnung hab´ ich deswegen von Fußball keine. Aber ich bin fasziniert von dem Geschehen auf dem Rasen, der die Welt bedeutet. Für mich ist ein Profi-Fußballspiel wie ein Gleichnis auf das richtige Leben. Es geht nach vorne. Mal folgt man dabei ausgeklügelten Plänen. Mal stürmt man aufs gerade wohl.
Und dann geht es wieder zurück. Mal können Tiefschläge abgefangen werden und mal hauen sie einem um. Aber es wird weitergespielt, auch wenn einzelne eine Zwangspause kriegen. Und manche Ungerechtigkeiten müssen einfach ertragen werden.
Mit meinem Leben ist es so wie mit dem Fußball:
Viel hängt von den Mitspielern und ihren Fähigkeiten ab. Vieles scheint von höheren Mächten entschieden zu werden. Von winzigen Augenblicken, von Mikrosekunden und Millimetern, in denen sich mein Glück oder Unglück abspielt.
Und egal wie perfekt alle zusammenhalten, es gibt immer Kräfte, die zurück drängen: Gegenspieler, die einem gute Gelegenheiten vor der Nase wegschnappen oder mit fiesen Tricks arbeiten.
32 Mannschaften waren es am Anfang. Heute Abend treten nur noch vier davon an.
Am kommenden Sonntag bleibt einer übrig. Keiner weiß wer.
Aber alle hoffen. Mit Hoffnung haben alle die Weltmeisterschaft angefangen.
Für die einen war es die Hoffnung, wenigstens ein Spiel zu gewinnen. Andere hoffen auf mehr. Vielleicht auf den Sieg.
Bald wird die WM vorbei sein. Und es geht trotzdem weiter. Bis zum nächsten Mal, 2014.
Dann heißt es wieder: Hoffen und Bangen. Wenn wir es diesmal nicht werden, dann klappt es bestimmt beim nächsten Mal.
Mit meinem Leben ist es so wie mit dem Fußball: Ich lebe in der Hoffnung, dass mein Leben gelingt. Dass ich das große Spiel des Lebens meistern kann. Und dass ich am Ende nicht verloren bin. Meine Hoffnung wird mal gestärkt und mal enttäuscht.
Aber ohne Hoffnung auf ein gutes Ende, kann ich mir mein Leben nicht vorstellen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Guten Morgen! Ich hoffe, Sie hatten eine gute Nacht.
Konnten friedlich schlummern. Mit sich und der Welt im Reinen.
Ich hoffe, Sie haben nicht wach gelegen. Weil ein Streit Sie bis in die Träume verfolgt hat. Ja. Ärger im Bauch kann einem den Schlaf rauben.
Das weiß auch der Apostel Paulus.
Er schreibt: „Wenn ihr in Zorn geratet: Versöhnt euch wieder und lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn."
Ich habe immer meine Freude an der Bibel.
Weil es da so menschlich zugeht.
Keiner kennt uns mit unserer zänkischen Natur so gut, wie der liebe Gott. Auf jemanden wütend zu sein, ist menschlich. Jemanden am liebsten auf den Mond schießen zu wollen, kommt in den besten Kreisen vor. Es ist normal, sich zu streiten. Manchmal fliegen dann die Fetzen. Es fallen Worte, die einem sonst nie über die Lippen kämen.
Türen knallen laut zu und man geht auseinander im Zorn. Wenn ich in so einen Streit gerate, bereue ich hinterher meistens, was ich gesagt habe. Aber dann ist erst mal Sendepause. Manchmal für Wochen.
„Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn."
Das heißt: Kommt runter. Besinnt euch eines Besseren. Die Wut muss sich nicht über Nacht einbrennen in eure Seele und euren Schlaf rauben. Über Nacht ist der Streit gewachsen und vielleicht größer als die Sache, um die es eigentlich ging. Die Menschen, die Gott mir geschenkt hat, sind am Ende wichtiger als der Streit. Wenn Dampf abgelassen und die Emotionen abgekühlt sind, muss es auch wieder vorwärts gehen.
Dann ist es wichtig, sich einen Ruck zu geben und zu recht zu rücken, was im Streit rausgerutscht ist.
„Das habe ich doch nicht so gemeint. Das habe ich nur im Zorn gesagt."
So ein Satz wirkt oft Wunder. Die Hand ausstrecken und mit einem herzlichen Händedruck, den Streit beenden. Den anderen in den Arm nehmen und spüren: Bei allem, was manchmal nervt: wir gehören zusammen.
Ich hoffe, Sie hatten eine gute Nacht. Und falls Ihnen ein Streit den Schlaf geraubt hat: Vielleicht findet sich ja bist heute Abend eine passende Gelegenheit zur Versöhnung. Dann wird mit der Sonne auch Ihr Zorn wieder untergehen.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Die schönste Zeit meiner Kindheit dauerte immer eine gute halbe Stunde und lag in den langen Ferien. Mittags nach dem Essen rief mein Vater immer: „Bau schon Mal auf!".
Ich in Papas Büro, ans hohe Regal, den alten verzierten Holzkasten geholt. Auf den Tisch im Wohnzimmer gestellt. Und vorsichtig geöffnet.
Da lagen sie drin, die Bauern und Könige, die Läufer, Türme und Springer. Meine schönste Zeit konnte beginnen: Papa spielt mit mir Schach.
Und ich hab´ ihn die ganze Zeit nur für mich. Ich war rundum glücklich. Damals ging es eigentlich weniger ums Schachspielen.
Es ging darum, dass mein Papa endlich Zeit hatte. Sonst gab es das selten. Er hatte immer viel zu tun. Die vielen Termine mit Kunden gingen vor. Und wenn die vorbei waren, hat er am Haus gebaut. Und am Abend lagen die Eltern erschöpft auf der Couch.
Heute ist der erste schulfreie Tag. Sechs Wochen Sommerferien. Was für eine wertvolle Zeit Nicht wegen der Super-Luxusreise, die man da machen kann.
Die Urlaubszeit ist so wertvoll, weil endlich Zeit da ist, in Hülle und Fülle. Wer Urlaub hat, kann Zeit verschwenden. Jeden Tag lang. Die Seele baumeln lassen. Offen sein für das, was der Tag bringt. „Alles hat seine Zeit", heißt es in der Bibel. Auch das Zeit-Verschwenden hat seine Zeit.
Heute bin ich der berufstätige Papa.
Mit vielen Terminen rund um die Uhr. Und das ist auch gut so. Denn ohne Arbeit wäre ich nicht zufrieden und könnte meinen Kindern vieles nicht ermöglichen.
Aber jetzt beginnt die Zeit, in der wir vieles miteinander machen können. In der haben meine Kinder mich die ganze Zeit nur für sich.
Jetzt, jetzt ist Urlaubszeit. Zeit in Hülle und Fülle.
Verschwenden Sie sie. Am besten mit den Menschen, die zu Ihnen gehören.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Sein Kopf hängt tief nach vorne gebeugt. Ihm stehen die Tränen in den Augen. Der Junge vor mir im Bus hält sein Zeugnis in der Hand. Mit dem Wappen seiner Schule drauf. Jetzt haben sie alle ihr Zeugnis, die Kinder in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen Sie haben Noten bekommen, wurden versetzt oder nicht.
Noten, Zeugnisse, Leistungsbilanzen. Die gehören zum Leben dazu. Von Anfang an.
Mir selbst geht nicht jede Beurteilung nahe. Manche gehen an mir innerlich vorbei. Andere nehme ich mir sehr zu Herzen, wenn sie schlecht ausfallen. Da fühle ich mich schon mal persönlich herabgesetzt in meinem Wert. Ich glaube, das geht vielen so.
Welchen Wert habe ich, wenn mein Chef mit meiner Arbeit ständig unzufrieden ist?
Was bin ich wert, wenn mir niemand eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt anbietet?
Und wie viel wert fühlt sich ein Kind, wenn es sich in der Schule Mühe gibt, sich anstrengt und am Ende kommen nur Fünfen und Sechsen raus?
Ich bin mir sicher, viele Menschen zweifeln - an sich selbst - wenn der Erfolg ausbleibt.
Und sie fragen sich: ja, wer bin ich denn noch? „Du hast mich gebildet im Mutterleib." So heißt in einem Psalm. „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war."
Ich verstehe das so: Gott gibt mir meinen Wert, lange bevor andere über mich bilanzieren. Dass ich wertvoll - liebenswert - bin, hängt nicht von meinen Leistungen ab. Meine Freunde gehören doch nicht zu mir, weil sie perfekte Menschen sind.
Meine Tochter ist doch nicht mein Ein und Alles, weil sie immer brav und artig wäre.
Die Bibel sagt: Bevor ich auf der Welt bin, kennt Gott mich schon. Er hat mich gemacht und genauso gewollt, wie ich bin. Und genau das - nicht meine Leistungen - bildet den Kern für das, was ich bin wertvoll.
Mein Name steht in Gottes Buch, heißt es in dem Psalm, für immer und ewig, gleich was ich in meinem Leben zu leisten im Stande bin. Gottes Werturteil ist wichtig.
Und die Menschen, die mich annehmen, so wie ich bin.
In den letzten Wochen gab es Zeugnisse. Ich wünsche allen Schulkindern, ihren Eltern und ihren Lehrern schöne Ferien. Und dass die Noten, ob sie gut oder schlecht waren, schon bald nicht mehr so wichtig sind.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Jeden lieben Tag mache ich Fehler. Ich meine die Fehler, die anderen schaden. Situationen, in denen ich mich schuldig mache. Gleich ob dramatisch oder bagatell. Wo ich Gefühle verletze. Ungerecht bin. Kein perfekter Mitmensch.
„Sorry seems to be he hardest word". Ein Lied von Elton John trägt diesen Titel.
„Sorry" - „Verzeih", das schwierigste aller Worte. Im Englischen.
Der Deutschen Zunge fällt das Wort noch schwerer.
„Verzeih mir!" oder „vergib mir!" Das kommt mir schwer über die Lippen.
Denn einen Fehler zuzugeben, ist natürlich unangenehm. Sich als den Schuldigen hinzustellen noch mehr.
Deswegen vergeben wir uns oft selbst, statt um Verzeihung zu bitten.
Und greifen zu dem Wort „Entschuldigung!".
Da wird ein wichtiger Termin nicht eingehalten. Einfach „´Tschuldigung!" gesagt, „Hab´ ich halt vergessen!" und alles ist wieder in Ordnung.
Auf dem Schulhof den ABC-Schützen umgerempelt. Der fällt hin. Tut sich weh. Statt zu helfen: „Entschuldigung!" und weiter geht´s im Nachlaufspiel.
„Entschuldigung!" Das klingt nicht ganz so dramatisch wie „Verzeih mir!" Und geht schnell vorbei. Wer „Entschuldigung!" sagt, spricht sich selbst frei von der Schuld. Braucht auf die Vergebung nicht zu warten. Vielleicht passt ein kurzes „'Tschuldigung!" besser in unsere schnelllebige Zeit.
Aber ich denke, es geht uns etwas Wichtiges verloren, wenn wir uns nicht der Schuld stellen. Bitte ich nicht um Verzeihung. Kann mir auch keiner verzeihen.
Das würde die Sache aus der Welt schaffen.
Und man könnte versöhnt mit sich und den anderen wieder friedlich umgehen.
Schade, dass sich im Deutschen die Selbst-Entschuldigung eingebürgert hat.
Und eigentlich unnötig: Ich brauche keine Angst zu haben, dass mich jemand stehen lässt, wenn ich meinen Fehler einsehe und „verzeih mir" sage.
Oder sagen Sie „Nein!", wenn zu Ihnen jemand kommt und ehrlich um Vergebung bittet für das, was er falsch gemacht hat?
Und auch aus rein statistischer Sicht können wir unseren Mitmenschen mehr Vergebungsbereitsschaft zutrauen, als das verzagte Herz sich traut.
Millionen beten es regelmäßig. Am Sonntagmorgen oder vor dem Zu-Bett-Gehen: Das Vater-Unser. Da heißt es „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern."
Vergebung ist unser täglich Brot. Denn Fehler zu machen, ist ganz menschlich.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Im Supermarkt am Freitagnachmittag. Schnell alles für´s Wochenende eingekauft. Der Wagen voll. Die Schlangen an den Kassen lang.
Ich steh´ an achter oder neunter Stelle. Vor mir eine junge Frau.
Von der Seite will ein sehr alter Mann, mit weißem Haar und wackeligem Schritt, seinen Wagen in die Schlange einfädeln.
Der jungen Frau geht das zu weit. „Moment mal!", fährt sie den alten Mann an, „so geht das nicht. Sie haben doch wirklich genug Zeit!"
„Verzeihung, ich habe gedacht ...", irritiert schert er wieder aus und stellt sich ganz hinten an.
Eine Stimme hinter mir wirft empört ein: „Das stimmt doch gar nicht, Papa.
Der Mann hat gar nicht mehr viel Zeit. Der ist doch schon sooo alt."
Das Gesicht der jungen Frau vor uns wird schamrot.
Und alle werden ein wenig verlegen.
Der Sohn meines Warteschlangen-Nachbarn hat recht.
Wenn ich jung bin, habe ich viel, viel Zeit vor mir.
Und wenn ich sehr alt bin, wird die Zeit, die mir bleibt, immer knapper.
Mir geht der Spruch: „Unsere Zukunft ist die Jugend", durch den Kopf.
Unsere Zukunft.
Dann denk´ ich an den alten Mann in der Schlange. Irgendwann ist das meine Zukunft. Dann bin ich auch so alt. Meine Zukunft ist nicht die Jugend. Meine Zukunft ist das Alt-sein. Nur daran denke ich heute selten.
Mir passt das nicht: Dass ich irgendwann nicht mehr voll mithalten kann.
Dass ich irgendwann - in dreißig, vierzig Jahren - angewiesen bin auf die Nachsicht der Jungen.
In der Bibel wird an vielen Stellen ein respektvoller Umgang mit den Alten gefordert.
„Steht ehrerbietig auf, wenn ein Mensch mit grauem Haar zu euch tritt. Begegnet den Alten mit Achtung und fürchtet euren Gott. Ich bin der HERR!"
Ein sinniges Gebot. Und leicht zu erfüllen. Denn es nützt auch meinen eigenen Interessen.
Die Zeit wird kommen, da gehöre ich selbst zu den Grauen und Alten.
Dann bin ich froh, wenn ich im Supermarkt mit meinen wackeligen Beinen vielleicht nicht lange in der Schlange stehen muss. Weil ein Junger mich vorlässt. Aus Gottesfurcht und aus Menschenliebe.
Wenn das die Jugend ist, die uns im Alter begegnet, dann stimmt es wieder: Unsere

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Ich will ihm ein Gegenüber schaffen, das ihm entspricht."
Diesen Satz aus der Bibel bekommen viele Paare mit auf den Weg, wenn sie vor den Traualtar treten und sich das Ja-Wort geben. Und viele freuen sich, dass die zwei sich gefunden haben und miteinander leben wollen. Mit Trauschein und kirchlichem Segen. Als Mann und Frau.
Und mit Kindern. Die klassische Familie. Die gilt als das soziale Leitbild. In der Kirche und in der Politik. Viele leben aber anders. Als Single, als Paar ohne Trauschein, alleinerziehend oder in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft. Das ist nicht die klassische Familie. Eine andere Lebensform. Und die kommt nicht selten weniger gut weg in der öffentlichen Achtung. Immer noch.
Die klassische Familie gilt vielen als Ideal. Ein Ort von Verlässlichkeit und Liebe.
In der Bibel steht ja auch: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, und schuf sie als Mann und Frau." Das stimmt. Es gibt uns als Mann und Frau.
Und es ist nicht gut, dass eins alleine sei.
Gott will dem Menschen ein Gegenüber schaffen, das ihm entspricht.
Aber dieses Gegenüber muss nicht das von Mann und Frau sein.
Nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau und mit Trauschein ist wertvoll.
Es gibt viele andere Lebensformen. Die Bibel ist voll davon.
Jakob heiratet Lea nur, um seine große Liebe Rahel zu bekommen.
Am Ende führt er eine Doppelehe. Hat mit beiden und mit ihren Mägden 12 Kinder. Nicht gerade die klassische Familie.
Und Jesus? Er war Single. Da war weder eine Ehefrau an seiner Seite, noch wissen wir von Kindern. Stattdessen lebte Jesus in enger Gemeinschaft mit seinen Jüngern.
Der Apostel Paulus propagiert sogar die Ehelosigkeit als den optimalen Lebensweg.
In der Bibel wird keine Lebensform von vorneherein als Ideal dargestellt.
Gleich ob Singles oder Paare mit und ohne Kinder, es kommt auf eines an:
Gott hat uns geschaffen als soziale Wesen.
Als Menschen, die einander lieben, die verlässlich füreinander da sein können.
Gott hat versprochen, das Seine dazu beizutragen, wenn er sagt:
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.
Ich will ihm ein Gegenüber schaffen, das ihm entspricht."

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Wie die Zeit vergeht!“ Ich bleibe stehen auf dem Weg durch die Stadt.
Zuerst bin ich amüsiert, dann gerührt: Ein Uralt-Handy! Liegt im Schaufenster eines Billigmarktes. Groß wie ein Stück Kohle, schwarz, mit angegrauten Tasten.
Und nur für ein paar Euro zu haben.
Mein erstes Handy!
Genauso so eins hatte ich mir Anfang der 90er Jahre gekauft - damals auf der Höhe der Zeit. Was war ich stolz!
Heute wirkt es klobig. Ein Museumsstück. Ich fühle mich zurückversetzt in eine andere Zeit. Vor zwanzig Jahren.
Damals hatte ich noch volles Haar und Hosen Größe 32.
Und auf meinem Motorrad fühlte ich mich grenzenlos frei.
Wahnsinn: „Wie die Zeit vergeht!“
Mir scheint, die Zeit vergeht immer schneller. Immer schneller verändert sich die Welt um mich herum. Immer schneller ist vorbei, was hip und aktuell ist:
Das Handy von heute ist Morgen ein Klassiker und übermorgen Schnee von Gestern.
Das Handy wird einfach ausgetauscht. Oder liegt als Museumsstück im Billigmarkt.
Aber was mach ich, wenn ich nicht mehr mitkomme? Ich bin ja nicht austauschbar wie ein Handy. Und auch nicht beliebig erneuerbar. Meine Zeit vergeht. Das wird mir mit jedem Blick in den Spiegel klar.
Wo geht sie hin meine Zeit? Zerrinnt sie wie Sand, der durch die Finger rieselt?
In der Bibel hab ich ein Gebet gefunden. Und da betet einer zu Gott.
„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Ja, steht!
Meine Zeit – mit allem, was ich erlebt habe, in der Jugend, als Familienvater und irgendwann auch im Alter. Diese Zeit geht nicht einfach vorbei. Sie ist nicht einfach weg.
Meine Zeit steht, Und zwar in Gottes Hand. Für immer. Gott hält mein Leben von Anfang bis Ende in seiner Hand.
Zwei Jungs mit Schulranzen reißen mich aus meinen Gedanken. Sie reden aufgeregt miteinander. Sie nehmen ihre Hände an die Schläfen und drücken ihre Nasen an die Scheibe:
„Hey, hast du so ein großes Handy schon mal gesehen?“ fragt der eine.
„Nee“, meint der andere, „cool!“
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Das Schlimmste am Betteln ist nicht: rumsitzen, warten, das bisschen Geld. Ich komm damit klar: die meisten gehen einfach vorbei. Wirklich schlimm an dem Ganzen ist nur, wenn Dich die Leute ansehen, als wärst Du Dreck.“
Das hat ein junger Mann zu mir gesagt. Er hat immer zwei zottelige Hunde bei sich, wenn er in der Einkaufsmeile bettelt.
Die Bettler in der Innenstadt. Für die Passanten sind sie wie Stolpersteine. Sie irritieren, belästigen, verärgern bisweilen.
Wie viele es in unseren Städten tatsächlich sind, weiß man nicht. Aber derzeit sind zehn Millionen Deutsche von Armut bedroht: Also dreizehn Prozent von uns allen.
Das sagt das Statistische Bundesamt.
Als Pfarrer in der Innenstadt von Kaiserslautern sehe ich immer mehr: Menschen, die durchs soziale Netz fallen und ganz unten landen. Leute, die täglich ums Überleben kämpfen und solche, die sich aufgegeben haben und nur noch betteln können oder wollen.
Wie gehe ich damit um? Ich reagiere spontan, verschieden. Bei den einen bleibe ich stehen. Lege etwas in die Hand oder den Becher. Bei anderen gehe ich weiter.
Es gibt kein Patentrezept, ob es gut ist, was zu geben oder nicht.
Wichtiger als das Geben ist die Haltung, mit der ich diesen Leuten begegne.
Jesus hat dazu mal gesagt: „Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Was immer wir also tun oder unterlassen: es hat was mit Gott zu tun.
Das, worüber wir stolpern, was da irritiert, verärgert oder belästigt, hat was mit Gott zu tun.
Das ist eine Anfrage an uns: Wie ist das mit deinem Erfolg im Beruf, mit deiner Ehe?
Ist das nicht ein großes Geschenk? Und könnte dein Leben nicht auch ganz anders laufen?
Könnte nicht von heute auf morgen eine Krankheit, eine Scheidung, ein Unfall dich aus der Bahn werfen? Und die, die da sitzen und betteln - sind die wirklich so viel anders als du?
Vielleicht ist es das, was Gott uns sagen will. Und dass der, der da sitzt und bettelt, genauso sein Kind ist - ein Kind Gottes. Und dass er nicht Dreck ist. Sondern dieselbe Würde hat wie du. Und unseren Respekt verdient wie jeder andere auch.
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP


Ausgeruht und frisch sollte ich mich eigentlich fühlen. Das Wochenende gerade hinter mir.
Aber gleich sitze ich im Auto. Fahre zu Arbeit. Und würde am liebsten wieder umkehren.
Mich verkriechen. Weil ich eigentlich nicht mehr kann. Die Luft ist raus.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich heut früh.
Wenn Sie jetzt im Auto sitzen oder schon am Arbeitsplatz.
Der Alltag wird für viele immer stressiger. Die Zeit knapper.
Ruhe und Gelassenheit? Für viele ein Fremdwort.
Heutzutage definieren sich viele vor allem über das, was sie leisten, ihre Position im Betrieb. Über Fleiß und Engagement. Der Mensch und seine Arbeit - ist das nicht die Krone der Schöpfung? Und steht das nicht in der Bibel. Könnte man meinen. Stimmt aber nicht.

Ganz am Anfang der Bibel steht: Gott hat die Welt geschaffen. In sieben Tagen.
Den Menschen hat er kurz vor Schluss, also am sechsten Tag gemacht.
Und dann - am siebten Tag - setzt Er dem Ganzen die Krone auf: da erschafft Er die Ruhe, den Feiertag.
Aus-Ruhen, Zeit für sich und andere haben: das ist die Krone der Schöpfung.
Sich zurücklehnen und ausruhen von Schaffen und Machen.
Der Mensch wichtiger als seine Arbeit.
Die Bibel ist von dieser Welt. Sie weiß: Arbeiten, sich Anstrengen, füllt über weite Strecken das Leben. Aber das kann nicht alles sein. Ich bin doch ich, auch ohne Leistung!

Die Frage ist nur: Wie finde ich sie nun, die Ruhe und Gelassenheit?
Wenn am Montag schon die Luft raus ist für die Woche?
Wenn mir schon der Gedanke ans Ausruhen Stress macht?
Weil so viel Arbeit auf mich wartet.
Mir helfen da diese kleinen Inseln der Ruhe.
Diese alltäglichen Momente. Meine Lieblingsmusik im Auto auf dem Weg.
Oder einmal kurz rüber ins Cafe. Nur 5 Minuten durchatmen. Augen schließen.
Frühlingsluft einatmen. Ruhig werden.

Dann denke ich: Gott, das hast Du gut gemacht. Das mit dem siebten Tag.
Ruhe und Gelassenheit brauche ich nicht zu erfinden. Die sind schon da.
Meine Krone der Schöpfung!
Ich wünsche Ihnen einen guten Montag. Und: machen Sie was draus!

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