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SWR1 3vor8

21SEP2025
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In meiner Studienzeit kam es bei einer Chorprobe einmal zum Eklat. Ein paar der weniger kirchlich-geprägten Chorsänger hatten den Altar als Ablage für ihr Pausenvesper und ihre Notenmappen verwendet. Darüber hat sich ein Mitsänger ganz schön aufgeregt. Er fand es respektlos, einen heiligen Ort wie den Altar als Ablage zu verwenden. 

Ein heiliger Ort. Oft werden Kirchen so bezeichnet. Oder einzelne Bereiche wie der Altarraum. Das ist sehr vielen Menschen noch bewusst. Wenn ich als Relilehrer mit meinen Schülerinnen und Schülern mal in eine Kirche geh, muss ich das eigentlich kaum erklären. Die sonst wuseligen Schülerinnen und Schüler werden auf einmal ganz still, wenn sie die Kirche betreten und bewegen sich bedacht und vorsichtig. Weil irgendwie klar ist: Die Kirche ist ein heiliger Ort. Warum eigentlich?

In der Bibel gibt es viele heilige Orte. In einer Geschichte gerät ein junger Mann namens Jakob eher zufällig an einen solchen Ort. Und als er da abends ankommt, deutet auch nichts darauf hin, dass der Ort heilig ist. Jakob hat seinen Bruder betrogen und ist vor ihm geflohen. Im Freien sucht er sich einen Platz zum Übernachten. Der Ort ist so trostlos, dass sich nur ein Stein als Kopfkissen findet. Aber irgendwie findet Jakob dort zur Ruhe. Und im Schlaf hat er eine Begegnung mit Gott. Er träumt von einer Leiter voller Engel, die bis in den Himmel führt. Ganz oben, am Ende der Himmelsleiter, steht Gott und spricht Jakob Mut zu. Als Jakob am Morgen aufwacht, schaut er anders auf diesen trostlosen Ort. Da sagt er plötzlich: Wie heilig ist diese Stätte! 

Ein Mann auf der Flucht, der mitten im Nirgendwo Gott begegnet. Und einen Stein in der Wüste als Heiligen Ort ausmacht. Wenn ich da an den Ärger um das Vesper auf dem Altar denke, muss ich schmunzeln. Mir zeigt die Geschichte von Jakob: Ein Ort ist nicht an sich heilig, sondern er wird es, wenn Menschen dort Gott begegnen. Kirchen sind für viele Menschen ein guter Ort dafür – aber nicht, weil man Gott woanders nicht finden könnte . Für die Begegnung mit Gott braucht es keinen besonderen Ort – vielleicht vielmehr ein suchendes Herz.

Respekt vor den heiligen Orten finde ich trotzdem richtig – nicht um Gottes willen, den bringt ein Pausenbrot auf dem Altar glaube ich nicht so schnell aus der Fassung. Aber auf die Bedürfnisse meiner Nächsten will ich achtgeben – schließlich kann mir in denen ja auch immer Gott begegnen.

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SWR3 Gedanken

06SEP2025
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Städtetrip nach Hamburg. Keine 5 Minuten in der U-Bahn, da spricht ein Mensch in etwas abgetragenen Kleidern die Fahrgäste an. Er habe gerade etwas Pech im Leben gehabt und würde uns darum um Geld bitten. Für etwas zu essen oder zu trinken, eine Decke oder neue Kleidung. Ich habe kein Bargeld dabei. Er zieht weiter. Neben mir macht sich eine Gruppe Touristen lustig über den Menschen, der um Geld gebeten hat: „Ja, so wird man auch reich“ höre ich und „Auch eine spannende Art sich sein Geld zu verdienen“. Ich werde innerlich sauer. Weil ich mir sicher bin: Mit Betteln in der U-Bahn wird man nicht reich. Es ärgert mich, wie überheblich meine Mitreisenden reagieren. Sie können sich immerhin einen Hamburg-Urlaub leisten.

Wie auch ich im Übrigen. Und gegeben habe ich auch nichts. Ich hatte zwar kein Bargeld dabei – aber hätte ich überhaupt etwas gegeben? Ich weiß es nicht. Oft genug gehe auch ich am Leid anderer vorbei. Und in dem Moment habe ich mich zwar über den Spott meiner Mitreisenden geärgert, aber das Wort ergriffen habe ich auch nicht.  Ein typischer Splitter-Balken-Auge-Moment. Von Jesus ist dieses Sprichwort überliefert: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Mitmenschen, nimmst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht wahr.“ Ich glaube, er wollte, dass wir damit erst unser eigenes Herz überprüfen, bevor wir über andere urteilen.

Mein Splitter-Balken-Auge-Moment in Hamburg war anders. Da hat mich der Splitter im Auge meiner Mitreisenden auf meinen eigenen Balken aufmerksam gemacht: Dass ich mich über die Lieblosigkeit meiner Mitreisenden geärgert habe. Aber zeitgleich das Gleiche getan habe. Dabei will ich das eigentlich anders handhaben: Ich will mich von der Not anderer anrühren lassen und nicht wegschauen. Gerade, weil ich selbst genug habe. Für meinen nächsten Ausflug habe ich mir etwas vorgenommen: Ich habe genug Geld in der Tasche, um auch was abzugeben. Und ich bringe den Mut auf, im richtigen Moment meine Stimme zu erheben.

Bibelnachweis: Matthäus 7,3

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SWR3 Gedanken

05SEP2025
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„Wir müssen in der Gesellschaft diskutieren. Da gibt es unterschiedliche Positionen. Wir kommen nicht drum herum. Aber wir können die Kanten des Tisches abrunden.“

Das war das Ende einer Mail, die ich vor kurzem bekommen habe. Davor haben ein Hörer und ich uns ein paar Mal Mails hin und her geschrieben, mit sehr unterschiedlichen Meinungen. Wir haben heftig gerungen. Und sind bis jetzt noch zu keinem Ergebnis gekommen.

Das Ende dieser Mail war aber wichtig für mich. Weil es mir signalisiert hat, dass mein Gesprächspartner meine Position für legitim hält. Er stimmt mir nicht zu. Aber er will bildlich gesprochen mit mir am gleichen Tisch sitzen. Das ist so viel wert.

Weil vielfach mein Eindruck ist: Wir befinden uns zwar alle im gleichen Raum, sitzen aber oft an unterschiedlichen Tischen. Und an diesen Tischen wird über die anderen hergezogen, Positionen ins Lächerliche gezogen.

Was für einen Unterschied würde es da machen, wenn man die anderen Mal an seinen Tisch holt? Das haben mein Email-Gesprächspartner und ich schon geschafft. Und er will sogar noch einen Schritt weiter gehen: Die Kanten des Tischs abrunden, damit man sich vielleicht auch mal über den Tisch beugen kann, ohne sich an einer Kante anzustoßen. 

Wie schafft man das? Ich glaube – so abgedroschen dieser Satz klingen mag: Sprache schafft Wirklichkeit. Wir haben ja die Entscheidung, in welches Regalfach wir greifen, wenn wir mit und übereinander reden. Ob wir andere verteufeln oder respektieren. Ob wir die eigene Position sachlich klar markieren.

Ein einfacher Satz kann das Gespräch verändern. Jesus hat das einmal ganz einfach gesagt: „Ich muss heute in deinem Haus, an deinem Tisch sitzen.“ Mit abgerundeten Kanten würde mein E-Mail-Gesprächspartner hinzufügen. Ich bin dankbar für dieses schöne Bild, das ich per Mail erhalten habe.

Bibelnachweis: Lukas 19,5

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SWR3 Gedanken

04SEP2025
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Bekannte von mir erwarten ihr erstes Kind. Als wir uns über Erziehung unterhalten, bleiben wir bei einer Frage hängen: Wie viel Schmerz gehört eigentlich zum Leben dazu?

Wir erinnern uns an eigene Kindheitserfahrungen: Schlechte Noten, der Streit mit einem Freund, ein Sturz mit dem Fahrrad: keine schönen Erlebnisse. Schmerzhafte Erlebnisse, die aber geholfen haben Widerstandskraft aufzubauen, für das, was im Leben noch auf uns zugekommen ist. Aber: Wie viel davon ist nötig? Und wann ist es zu viel?

Ich hab noch weiter nach unserem Gespräch darüber nachgedacht. Und kam irgendwann drauf: Vielleicht geht es gar nicht so sehr darum, wieviel Schmerz zu viel oder wenig ist.

Sondern viel eher: Wie sehr man sich in all dem Schmerzhaften getragen fühlt. Ich erinnere mich nochmal daran, wie ich das erste Mal mit dem Fahrrad richtig gestürzt bin. Das war sehr schmerzhaft. Trotzdem ist es keine Erinnerung, die ich am liebsten vergessen würde. Denn ich erinnere mich auch daran, wie meine Eltern für mich da waren. Sie haben sich um mich gesorgt und meinen Schmerz ernst genommen.

Am Ende gab es auf den Schreck sogar ein Eis. Sicherlich: Es passieren uns noch weitaus schlimmere Dinge, als ein Fahrradunfall mit aufgeschürften Knien. Aber ich meine, auch in den schlimmeren Krisen ist es entscheidend, wie sehr ich mich unterstützt und getragen weiß.

Ich hoffe, ich sehe meine Bekannten bald mal wieder. Ich will sie fragen, ob das eine Antwort auf unsere Frage sein kann. Nicht so viel Energie da hineinstecken, seine Kinder vor allem Schmerzhaften zu bewahren. Sondern sich darauf zu fokussieren, dass die Kinder erleben und lernen, dass sie in all dem nicht allein sind. Dass sie getragen sind – von ihren Eltern. Und, das glaube ich, auch von Gott.

Bibelnachweis: Psalm 23,4

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SWR3 Gedanken

03SEP2025
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Hochzeit eines Freundes, den ich schon aus der Kindheit kenne. Ein herrliches Fest und die Chance mal wieder alte Bekannte zu treffen. Mit Moritz entwickelt sich spät am Abend ein spannendes Gespräch. Er arbeitet bei einem Unternehmen, dass sich viel mit KI beschäftigt – mit künstlicher Intelligenz. Er ist richtig drin im Thema. Weil er weiß, dass ich Pfarrer bin, fragt er provokant: „Haben wir da nicht eigentlich schon jetzt oder bald einen neuen Gott?“ Er begründet das: „Künstliche Intelligenz ist schon jetzt nahezu Allwissend, allgegenwärtig – Eigenschaften, die man eigentlich Gott zu schreibt.“

Spontan kann ich dazu nicht viel sagen. Doch mein Bauchgefühl sagt mir schon, dass daran etwas nicht stimmt. Ich brauche ein bisschen, bis ich meine Gedanken sortiert habe. Dabei fallen mir weitere Aspekte ein, die dafürsprechen, dass die KI so etwas wie Gott sein könnte. Schon jetzt setzen Menschen ihr Vertrauen in sie, vertrauen ihr persönliche Geheimnisse an, ja nutzen sie sogar als Gesprächspartnerin für ihre Probleme. Auch wenn die Form ganz anders ist – soweit ist das nicht weg vom Beten. Der Unterschied: Beim Beten erhalte ich keine so unmittelbare Antwort wie im Chat mit der KI. Und die Antworten, die ich beim Beten erhalte, sind nicht aus dem Internet zusammengesammelt.

Doch der entscheidende Unterschied ist ein anderer. Und ich vermute, darin wird sich der christliche Gott immer von einer KI unterscheiden: Gott hat sich entschieden, auf seine Allmacht zu verzichten. Er ist Mensch geworden und hat es ausgehalten, ohnmächtig zu sein. Um bei den Menschen zu sein. Gott zeigt in Jesus Christus, wie wichtig ihm die Welt mit ihren Menschen ist. Der entscheidende Wesenszug des christlichen Gottes ist nicht seine Allmacht oder Allwissenheit, sondern seine unendliche Liebe zur Welt. Zum Menschen.

Künstliche Intelligenz wird noch einiges ersetzen. Und es gibt noch viele Fragen zu klären. Aber Angst, dass sie eine Konkurrenz für den christlichen Gott wird, die habe ich nicht.

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SWR3 Gedanken

02SEP2025
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Ein Zettel hat mir den Rest des Konzerts versaut. Ich sitze in der Konzerthalle. Relativ weit hinten. Das Konzert ist nicht gut besucht, viele Plätze bleiben frei. Ich lasse mich von meinem Smartphone ablenken. Mitten im Konzert steckt mir ein junger Mann von hinten einen Zettel zu. Darauf steht: „Das ist voll unhöflich. Pack´ das Smartphone weg. Und: Du solltest mal mehr Sport machen.“

Er hat 'nen Punkt: Das mit dem Smartphone war unhöflich. Das muss wirklich nicht sein. Für den Rest des Konzertes beschäftigt mich aber vor allem der zweite Satz, sein Kommentar zu meinem Äußeren. Ich bin sichtbar übergewichtig.

Mich ärgert, dass dieser Mann sich rausnimmt mir Tipps zu geben. Und ich verstehe das nicht: Glaubt er ernsthaft, ich wäre nicht schon selbst auf die Idee gekommen, dass Sport eine gute Idee ist? Was dieser Mann alles nicht sieht, sind meine vielen Gedanken, die ich mir natürlich mache. Er sieht nicht, dass ich regelmäßig Sport mache. Er weiß nichts über die Gründe, warum ich übergewichtig bin. Er sieht auch nicht, dass er mich mit diesem Zettel hauptsächlich beschämt.

„Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.“ Das rät die Bibel und ich finde das gut. Denn nichts anderes hat der Mann ja in dem Konzert gemacht. Er hat ein Urteil gefällt. Sich eine Meinung über mein Äußeres und über meine Persönlichkeit gebildet, ohne eine Ahnung zu haben, was bei mir eigentlich alles dahintersteckt. „Gerecht richten“ – dazu kommt mir in den Sinn, was eine Freundin für sich beschlossen hat: „Nichts kommentieren, was man nicht innerhalb von 3 Minuten ändern kann.“ Auf Spinat zwischen den Zähnen kann man ruhig hinweisen, auch auf das Smartphone, das unhöflich ist. Aber eben nicht auf die Äußerlichkeiten, die man nicht so schnell ändern kann. Ein guter Maßstab, finde ich. Einer, der andere nicht beschämt, sondern ihnen gerecht wird und wirklich hilfreich sein kann.

Bibelnachweis: Johannes 7,24

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SWR3 Gedanken

01SEP2025
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Die ersten Urlaubswochen. Ein bisschen Familienurlaub im Allgäu, Städtetrip nach Hamburg – voll von schönen Begegnungen.  Der Radfahrer, der geistesgegenwärtig bremst, als ich unbedacht die Straße überquere und statt zu schimpfen, mich trotzdem freundlich anlächelt. Ein junger Mann, der hört, dass wir nach einem Weg suchen und uns anspricht, ob er uns helfen kann. Die Fahrgäste in der Bahn. Ganz selbstverständlich helfen sie der jungen Musikerin. So bringt sie beim Aussteigen ihren Riesenkoffer und die Instrumente rechtzeitig aus dem Zug.

Auf einem Spielplatz Mirka mit ihrem Sohn Louis. Sie sprechen uns an der Tischtennisplatte an. Erst ein bisschen schüchtern, aber mit einem offenen Lächeln. Dann geben sie uns mit großer Herzlichkeit Tipps für gute Restaurants in Hamburg.

Ich könnte natürlich auch von den Begegnungen erzählen, die weniger freundlich waren. Auch die gibt es immer. Aber ich möchte die guten behalten. Wie in einem großen inneren Fotoalbum.

Und ich frage mich, ob Jesus damals mit seinen Jüngerinnen und Jüngern deshalb so gerne durchs Land gezogen ist: Weil man dabei Menschen trifft, die einen mit Gutem überraschen. Menschen, die Türen öffnen, sich spontan Zeit nehmen und ein Stück Leben mit einem teilen. Unangenehme Begegnungen hatte er auch, wie die Bibel berichtet. Aber so wie ich mir Jesus vorstelle, hat auch er versucht die guten Erlebnisse zu behalten. Ich weiß, was ihn angetrieben hat und will ein bisschen davon abhaben: Ein bisschen von der liebevollen Menschenfreundlichkeit, die einem so viele Türen öffnet. Sie lässt einen aufbrechen. Sie hilft, wenn es auch mal schwierig wird. Wenn man nicht freundlich empfangen wird.

Wozu Jesus mich ermutigt: Ich selbst kann die gute Begegnung sein, die für andere den Tag schön macht.

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SWR3 Gedanken

31AUG2025
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Geghostet, und zwar von Gott – das lese ich als Überschrift über einem Text. Ghosten – ich glaube das ist ein Phänomen, dass es schon immer gab. Diesen Namen hat es aber erst bekommen, als die Mobiltelefone kamen. Da machten immer mehr Menschen die schmerzliche Erfahrung: Wie es ist, wenn jemand völlig unvermittelt den Kontakt abbricht. Nicht mehr zurückschreibt aus heiterem Himmel, ohne Worte des Abschieds verflüchtigt sich jemand wie ein Geist.

Von Gott geghostet - genau dieses Gefühl beschreibt der Text, in dem es um Hiob geht. Eine Person aus der Bibel. Hiob macht eine schlimme Zeit durch, ein Schicksalsschlag folgt dem anderen. Mit seinen Freunden spricht er darüber, wo und wie jetzt Gott ist. Solche Krisen kennen viele.

Einer von den vielen Menschen bin ich. Das war keine schöne Zeit, als Gott auf einmal weg war. Es ist nicht so, als wäre er mir davor je so präsent gewesen, wie jemand aus dem Alltag. Aber ich hatte ein Vertrauen, eine für lange Zeit unerschütterliche Gewissheit, dass Gott da ist.

Und dann war diese Gewissheit auf einmal weg. Daran erinnere ich mich, als ich Hiobs Worte lese. Bei allem Schmerz und trotz aller Unsicherheit, bleibt er im Gespräch mit Gott. Hiob klagt. Er ergibt sich nicht einfach seinem Schicksal, sondern protestiert. Er nimmt Gott beim Wort. Gott hat doch immer wieder versprochen: „Ich bin bei denen, die an mich glauben.“

Und dann sagt Hiob inmitten seiner Klage einen bemerkenswerten Satz: „Ich gehe nach Osten –Gott ist nicht da. Nach Westen – ich finde ihn nicht. Im Norden suche ich ihn, doch er ist nicht zu sehen. Aber er kennt meinen Weg.“

Dieser Satz ist mir zum Hoffnungsfunken geworden, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, das Gott mich geghostet hat: Auch wenn ich Gott nicht finde. Gott findet mich, er weiß, wo ich bin.

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29JUL2025
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Ich saß am Sonntagabend selbst im Zug, auf dem Weg nachhause, als ich die Nachrichten vom Zugunglück in Oberschwaben  gehört habe. Um mich herum Menschen auf dem Weg: eine Gruppe junger Männer, die sich lebhaft unterhält, gegenüber eine schlafende junge Frau und neben uns im Viererabteil eine Mutter mit ihren Kindern, die sich auf Zuhause freuen.“

Die Menschen in dem Zug, der bei Riedlingen entgleist ist, waren wahrscheinlich auf ganz ähnlichen Wegen unterwegs. Erschöpft, gelangweilt, in Vorfreude bald daheim zu sein.

Völlig unerwartet ist das Unglück über sie und ihre Angehörigen hereingebrochen.
Jede und Jeder in diesem Zug hat Menschen, die ihnen nahestehen, die sie lieben.
Ich schicke ein Stoßgebet nach oben: Sei du jetzt dort, Gott.

Mehr Worte habe ich erst mal nicht. Ich halte es kaum aus, mir vorzustellen, wie es den Menschen geht, die das erlebt haben. Den Angehörigen. Den vielen Helferinnen und Rettern. Wie lange sie noch mit dem kämpfen müssen, was an diesem Sonntag passiert ist.

Ich bin mir sicher: Jeder Mensch in diesem Zug ist Gott wichtig. Und gleichzeitig muss ich es aushalten, dass die Welt und das Leben zerbrechlich sind. Dass auch Gott ein Unglück nicht verhindert.

Trotzdem glaube ich daran, dass er uns nicht verlässt. Dass er da ist, wenn wir tief verzweifelt sind  

Für mich bleibt diese Hoffnung. Dass Gott Kraft gibt. Und Trost.
Gott soll einhalten, was er versprochen hat. Dass er bei uns bleibt, auch in solchen dunklen Stunden.

Ich bete:
Gott, ich bin erschüttert von dem Unglück bei Riedlingen.
Mitten auf dem Weg, von ihren Liebsten, nach Hause, nach einem erfüllten Wochenende,
sind Menschen ums Leben gekommen.
Andere wurden verletzt. An Leib und Seele.

Steh denen bei, die um geliebte Menschen bangen oder trauern.
Stärke alle, die helfen. Bring du uns durch die kommenden Tage. Amen

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Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

29JUL2025
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Ich saß am Sonntagabend selbst im Zug, auf dem Weg nachhause, als ich die Nachrichten vom Zugunglück in Oberschwaben  gehört habe. Um mich herum Menschen auf dem Weg: eine Gruppe junger Männer, die sich lebhaft unterhält, gegenüber eine schlafende junge Frau und neben uns im Viererabteil eine Mutter mit ihren Kindern, die sich auf Zuhause freuen.“

Die Menschen in dem Zug, der bei Riedlingen entgleist ist, waren wahrscheinlich auf ganz ähnlichen Wegen unterwegs. Erschöpft, gelangweilt, in Vorfreude bald daheim zu sein. Kurz vor dem Start in eine neue Woche.

Völlig unerwartet ist das Unglück über sie und ihre Angehörigen hereingebrochen.
Jede und Jeder in diesem Zug hat Menschen, die ihnen nahestehen, die sie lieben.
Sie alle sind jemandem wichtig. Ich schicke ein Stoßgebet nach oben: Sei du jetzt dort, Gott.

Mehr Worte habe ich erst mal nicht. Ich halte es kaum aus, mir vorzustellen, wie es den Menschen geht, die das erlebt haben. Den Angehörigen. Den vielen Helferinnen und Rettern. Wie lange sie noch mit dem kämpfen müssen, was an diesem Sonntag passiert ist.

Ich bin mir sicher: Jeder Mensch in diesem Zug ist Gott wichtig. Und gleichzeitig muss ich es aushalten, dass die Welt und das Leben zerbrechlich sind. Dass auch Gott ein Unglück nicht verhindert.

Trotzdem glaube ich daran, dass er uns nicht verlässt. Dass er da ist, wenn wir tief verzweifelt sind  

Für mich bleibt diese Hoffnung. Dass Gott Kraft gibt. Und Trost.
Gott soll einhalten, was er versprochen hat. Dass er bei uns bleibt, auch in solchen dunklen Stunden.

Ich bete:
Gott, ich bin erschüttert von dem Unglück bei Riedlingen.
Mitten auf dem Weg, von ihren Liebsten, nach Hause, nach einem erfüllten Wochenende,
sind Menschen ums Leben gekommen.
Andere wurden verletzt. An Leib und Seele.

Steh denen bei, die um geliebte Menschen bangen oder trauern.
Stärke alle, die helfen. Bring du uns durch die kommenden Tage. Amen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=42659
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