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SWR4 Sonntagsgedanken

Eine Frau hat mir von einer schweren Krankheit erzählt, unter der sie leidet. Der Arzt hat gesagt, sie sei unheilbar. Ihr Mann hat sie kurz nach der Diagnose verlassen, die Tochter lebt im Ausland. Freundinnen hat sie nicht. Die Frau hat sich dieselben Fragen gestellt wie viele andere Menschen in einer vergleichbaren Situation: Bin ich womöglich selber schuld? Was habe ich falsch gemacht? Will Gott mich prüfen - oder bestrafen?
In unserem Gespräch habe ich die kranke Frau nach den Nachbarn gefragt. „Naja", hat sie geantwortet, „die sind schon ganz nett. Man kennt sich hier im Haus und grüßt den anderen. Aber das war es auch schon." Und dann erzählt sie, was sie seit gut einer Woche enorm belastet: der Besuch einer Nachbarin, mit der sie sich eigentlich immer recht gut verstanden hat. Doch an jenem Tag meinte sie allzu selbstgerecht: „Dass du so leiden musst, ist deine eigene Schuld. Gott straft dich für irgendetwas. Du musst Buße tun!"
Da war die Frau richtig schockiert. Ich denke: Das ist mehr als verständlich. Ihre Selbstzweifel werden größer, quälen sie. „Ist vielleicht etwas dran an dem, was sie mir da an den Kopf geworfen hat?", fragt sie sich. Aber so sehr sie auch nachdenkt, sie kann einfach nichts finden, was die Ursache für ihr Leid sein könnte. Und selbst wenn da etwas wäre: Wäre es dann Gottes Wille, dass sie nun so krank ist? Die Frau sagt jedenfalls: „Ich habe im Rückblick auf mein Leben ein reines Gewissen, habe immer versucht, anderen gerecht zu werden, und selbst zurückgesteckt. Eine Strafe Gottes? Das kann doch nicht sein! Oder etwa doch?"
Mir scheint: Dass wir Menschen so fragen, ist ganz normal, denn so sind wir eben: Wir fragen nach Ursachen und Wirkungen, nach Schuld und Verantwortung. Aber im Grunde hilft das ja gar nicht weiter.
Ich glaube: Was in einer solchen Situation weiterhelfen könnte, ist ein Blick auf Jesus und darauf, wie er mit Kranken umgegangen ist: Er hat nicht nach Schuld gefragt. Oder er hat Schuld vergeben. Das hat die Menschen damals tief beeindruckt, hat sie befreit von ihren dunklen Gedanken und ihnen einen Neuanfang ermöglicht.
Kein Fehler, den wir Menschen machen, keine Sünde, die wir begehen, kann so groß sein, dass Gott uns auf diese Weise bestraft. Ich finde, das tröstet angesichts von Kummer und Selbstvorwürfen. Das habe ich auch der kranken Frau gesagt, die sich mit Vorwürfen und Fragen quält.
Mir ist dann noch ein Gebet aus der Bibel eingefallen, der 103. Psalm. Den habe ich auch mit der Frau gebetet, inmitten ihrer scheinbar ausweglosen Situation. Dieses Gebet geht so:

Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.

Als ich „Amen" gesagt habe, habe ich Tränen in den Augen der kranken Frau gesehen. Die Worte des Psalms haben sie tief bewegt. Sie weiß ja, dass sie sterben muss. Aber diese Worte geben ihr Kraft, hat sie gesagt. Beim Beten hat sie gespürt, dass sie trotz ihrer Krankheit gut aufgehoben ist. Das, was sie so sehr gequält hat, hat nun nicht mehr den Stellenwert, den es vorher hatte. Die Trauer ist nicht mehr das einzige, was in ihrem Leben zählt. Mit den Worten des Psalms im Ohr verspricht sie mir, sich nicht aufzugeben, sondern sich jeden Tag einen kleinen, aber lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Dazu gehört auch, die Dinge gerade zu rücken, die jetzt noch schief sind: den ersten Schritt zu machen und das Gespräch mit der Tochter zu suchen, auch mit der Nachbarin. Die kurze Zeit, die sie noch hat, zu nutzen: für Gespräche, für Unternehmungen, bei denen sich nicht alles um die Krankheit dreht. Sie will versuchen die Krankheit anzunehmen, hat sie gesagt, mit ihr leben zu lernen, trotz der Krankheit einen Neuanfang zu wagen und jeden Tag als ein Geschenk zu betrachten.
Mich hat die kranke Frau sehr beeindruckt. Gerade jetzt im November, wo die Feiertage an Vergänglichkeit, Sterben und Tod erinnern: Unser Leben ist endlich.
Aber ich glaube wie der Beter des 103 Psalms: Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Deshalb ist kein Leben bedeutungslos, egal wie es aussehen mag. In den Augen Gottes hat jedes Leben einen Sinn, auch wenn es manchmal schwer ist, ihn zu erkennen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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SWR4 Sonntagsgedanken

Es wird von einem Mann erzählt, der hatte alles, was man sich wünschen kann. Aber wie das manchmal so ist: Irgendetwas fehlte ihm. Was es war, wusste er nicht. Da ging er auf Reisen, um das eine zu suchen, von dem er nicht wusste, was es war Auf einmal stand er in einer fremden Stadt vor einem Schaufenster. In dem Schaufenster entdeckte er ein Schatzkästchen. Sein Herz begann zu klopfen, denn er spürte mit einem Mal, dass er seinem Wunsch ganz nahe gekommen war. Als der Verkäufer ihm sagte, wie teuer dieses Schatzkästchen sei, wusste er sofort, dass sein Geld nicht ausreichte, um es zu erwerben. Enttäuscht und traurig machte er sich wieder auf den Heimweg. Zu Hause angekommen hatte er eine Idee und machte Nägel mit Köpfen: Er verkaufte alles, was er hatte - außer dem Nötigsten zum Leben - und machte sich erneut auf den Weg. Diesmal wusste er, wo er suchen musste. Sein ganzes Vermögen gab er dem Händler und war außer sich vor Freude, als dieser ihm das Schatzkästchen überreichte. Endlich gehörte der Schatz ihm! Etwas zögerlich öffnete er das Kästchen und fand darin eine einzige wunderbar schimmernde Perle. Die strahlte Glanz aus und machte sein Leben irgendwie sonnig und hell.
So ähnlich hat es Jesus einmal erzählt. Er wollte den Menschen seiner Zeit damit sagen, dass es sich lohnt, auf die Suche nach der kostbaren Perle zu gehen. Die Perle ist das Reich Gottes. Dieses Reich Gottes, von dem die Bibel in vielen wunderschönen Bildern spricht, beginnt nicht erst im Jenseits, sondern schon hier, mitten in dieser Welt. Wer sein Leben auf Gott setzt, der fühlt sich gehalten und geborgen. Der wird zwar vor schlimmen Erfahrungen nicht bewahrt, aber der muss keine Angst mehr vor solchen Erfahrungen und dem Leben haben. Der erschöpft sich nicht damit, sich abzusichern und sich vor anderen Leuten Ansehen zu verschaffen. Der braucht den Sinn seines Lebens nicht von irgendwelchen Rattenfängern abhängig zu machen, ob sie nun im Gewande einer Mode, einer Ideologie oder selbsternannter Heilsbringer daherkommen. Jesus vergleicht das Reich Gottes mit so einer kostbaren Perle. Die ist ein Sinnbild für die Sehnsucht der Menschen. Wer diese Perle hat, der kann für andere Licht und Wärme ausstrahlen. Kann ihnen helfen, ihnen unter die Arme greifen, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Der kann sich auf das Leben mit anderen einlassen, ohne bei ihnen Schlechtes zu vermuten. Ja, der wird offen für das, was einem im Leben begegnet.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie diese Geschichte hören? Für mich gehört dieses Gleichnis zu den schönsten Geschichten, die Jesus erzählt hat. Situationen, in denen ich nicht weiter weiß und wie orientierungslos bin, die kenne ich ja auch. Ich finde: Dann tut es gut, auf die Suche zu gehen nach der kostbaren Perle.

Dass Jesus von einer Perle spricht, ist kein Zufall. Die Menschen damals wussten, wie kostbar Perlen sind. Jesus hat ihnen mit seiner Geschichte gesagt, dass alle Schätze dieser Welt wie nichts sind im Vergleich zu Gott und seinem Reich. Das war Wasser auf ihre Mühlen. Wie sehnten sie sich doch nach einer Erlösung! Wie sehnten sie sich danach, nicht im Alltagsgrau selber alt und grau zu werden! Sie wollten so gern etwas finden, was ihnen heraus hilft aus ihren Sorgen und dem Kummer, den sie miteinander hatten. Sie wollten etwas finden, das ihrem Leben Glanz gab und Wärme, auch wenn längst nicht alles perfekt war
Und das gibt es ja bis heute: Dass Menschen sich nach einem Neuanfang sehnen. Dass sie aufbrechen und ausbrechen aus ihrem Alltag und aus all dem, was sie gefangen hält. Dass sie dann losgehen in der Hoffnung, das zu finden, was sie suchen. Der eine sucht nach einer neuen beruflichen Perspektive, die andere nach einer Partnerschaft voller Liebe und Respekt. Der eine hofft auf Heilung von einer schlimmen Krankheit, eine andere auf Versöhnung mit der eigenen Familie. Wir alle haben unsere Wünsche und Sehnsüchte, unsere Hoffnung auf ein anderes, ein vielleicht besseres Leben.
Mir kommt es vor, als seien auch das Perlen, die wir in unserem Leben entdecken können. Aber es kommt dann auch darauf an, sich wirklich auf die Suche zu begeben. Sich zum Beispiel zu bemühen und sich einzusetzen für eine gelingende Partnerschaft voller Liebe und Respekt. Für den Kampf gegen eine schlimme Krankheit bzw. dafür, mit dieser Krankheit leben zu können, ohne den Lebensmut aufzugeben. Auch für eine berufliche Perspektive muss man sich einsetzen. Denn die Perlen fallen ja nicht einfach vom Himmel.
Bis heute mühen Menschen sich ab und verändern ihr eigenes Leben und das von anderen. Wie der Kaufmann im Gleichnis geben sie alles dafür, die Welt zu finden und sie so zu gestalten, wie Gott sie haben will. Eine Welt, in der Liebe, Frieden und Gerechtigkeit herrschen. Diese Welt beginnt nicht erst in einer fernen Zukunft, sondern schon im Hier und Jetzt. Sich dafür einzusetzen, ist manchmal mühsam und kostet Kraft.  Aber der Einsatz lohnt sich.  Denn wer es versucht, der wird bald spüren, dass er eine kostbare Perle gefunden hat.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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SWR4 Sonntagsgedanken

Hannah ist Konfirmandin. Am nächsten Sonntag wird sie konfirmiert. Ein Jahr lang hat sie mit den anderen Konfirmanden im Unterricht gelernt, was evangelischer Glaube ist und was man damit anfangen kann. Manchmal war das mühsam für sie. Vielleicht, weil der Unterricht für sie zu sehr nach Schule geschmeckt hat.
Aber auf einmal wurde das anders. Und zwar, nachdem mir Hanna vor einiger Zeit eine E-Mail geschrieben hat. Sie hat mich gefragt, ob sie in der Kirchengemeinde ein Praktikum machen könne. Ihre Schule ermöglicht es, dass Jungs und Mädchen Berufserfahrungen machen können und vor allem auch Arbeitsfelder kennen lernen, die ihnen vorher eher fremd sind.
In einer Kirchengemeinde mitzuarbeiten, gehört nicht unbedingt zu den beliebtesten beruflichen Tätigkeiten für junge Menschen. Deshalb finde ich die Aktion gut. Denn sie lädt Jugendliche dazu ein, sich Gedanken über ihre eigene Zukunft zu machen, über ihre eigenen Interessen, aber auch über ihre Sehnsüchte und Hoffnungen. Für viele von ihnen ist das eine gute Gelegenheit, für einen Tag aus der Schule auszubrechen, mal etwas ganz anderes zu machen und so einen Eindruck von der Arbeitswelt zu bekommen. Am Ende dieses Tages mag sich der eine oder die andere fragen: Wäre das etwas für mich?
Dass Hannah einen Blick in das Leben und die Arbeit einer Kirchengemeinde werfen wollte, ist eigentlich ziemlich ungewöhnlich. Viele sagen ja, Jugendliche wie Hannah hätten kein Interesse an sozialem Engagement, an der Mitarbeit in kirchlichen Gruppen und Kreisen und erst recht nicht an Fragen der Religion und des Glaubens. Über ihre Anfrage habe ich mich umso mehr gefreut. Und so habe ich zugesagt und sie mitgenommen: zu den Treffen der Frauenhilfe, zu einer Schweigemeditation und zu einer Sitzung des Kirchen-vorstandes. Auch bei Geburtstagsbesuchen und Gesprächen mit Menschen aus der Gemeinde war sie dabei. Sie hat aber nicht nur da gesessen und sich geduldig alles angehört, sondern auch mitgemacht: Fragen gestellt, anderen Menschen von sich und ihren Interessen erzählt, mit gesungen und mit gebetet. Offensichtlich hat sie gemerkt: Ich kann ja eigentlich mehr als ich dachte. Das hat sie stolz gemacht. Ihre anfänglichen Ängste und Zweifel, die hatte sie ganz schnell abgelegt.
Als wir uns am Ende über ihr Praktikum in unserer Kirchengemeinde unterhalten haben, da habe ich gespürt, dass sie vorher ganz andere Vorstellungen und Erwartungen hatte. Hanna hat gesagt: „Ich dachte immer, der Pfarrer hält sonntags den Gottesdienst und macht Beerdigungen und so. Ich wusste gar nicht, dass da noch so viel anderes dazu kommt. Da muss man ja manchmal echt überlegen, wie man die Leute trösten kann. Und dass der Glaube für manche Menschen so wichtig ist, hat mich auch überrascht."

Hannah hat an diesem Tag in unserer Kirchengemeinde viel erlebt. Sie war engagiert und interessiert. Und die Reaktionen der Gemeindeglieder waren sehr positiv. Der Tag mit Hannah hat allen gezeigt, dass Jugendliche - auf der Suche sind und viele Fragen haben. Sie sind auf der Suche nach einer eigenen Identität und auf der Suche nach Vorbildern, die ihnen bei der Identitätsfindung behilflich sein können.
Ich glaube, dass das schon immer so war. Sogar Jesus...ging es so. Als er im Alter von 12 Jahren im Tempel von Jerusalem mit erwachsenen Gelehrten diskutiert hat, da hat das seine Zuhörer sehr verunsichert. Dass dieser Knirps Erwachsenen Fragen stellt und auch noch Antworten gibt! Und dann auch noch in Fragen der Religion und des Glaubens!! Das gehörte sich damals nicht. Aber Jesus ließ sich von solchen Reaktion nicht beeindrucken. Er ließ nicht locker, bis die Erwachsenen ihm zugehört haben und sein Wissensdurst gestillt war.
Mir sagt diese Geschichte: Die Fragen der Jugendlichen fordern uns Erwachsene heraus. Auch mich persönlich. Sie zwingen mich, bestimmte Dinge neu zu überdenken und so zu formulieren, dass die Jugendlichen damit etwas anfangen können.  Denn mit allgemeinen Wahrheiten und Sätzen aus dem Lehrbuch geben sie sich nicht zufrieden. Was der Glaube mit ihrem Leben zu tun hat, wollen sie wissen. Sonst interessiert sie das nicht, was ich ihnen sage.
Mit Jugendlichen über ihr Leben, aber auch über Religion, Kirche und Glauben ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren, ist eine spannende und wichtige Aufgabe für uns erwachsene Christen.
Am Ende Ihres Praktikums hat Hannah manches von dem, was sie vorher dachte, revidiert. Manch anderes ist neu dazu gekommen. In jedem Fall hat sie sich der Herausforderung gestellt und hat so an Erfahrung gewonnen.
Wenn Hanna und die anderen in einer Woche konfirmiert werden, dann ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg ins eigene Leben.  An uns Erwachsenen ist es, sie und alle anderen Jugendlichen nicht allein zu lassen. Eltern und Großeltern wissen, wie anstrengend Jugendliche manchmal sind. Trotzdem: Begleiten Sie sie weiter! Stellen Sie sich dieser Herausforderung! Geben Sie etwas von Ihren eigenen Glaubens- und Lebenserfahrungen weiter, ohne sie zu belehren oder zu bevormunden. Wichtig ist, mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Jugendliche wie Hannah sind interessiert und gar nicht so schwierig, wie wir manchmal denken. Wenn Ihre Kinder oder Enkel heute am Muttertag den Frühstückstisch decken oder ihre Mütter, mit Blumen und kleinen Geschenken überraschen, dann zeigen sie: Es tut uns gut, mit euch Erwachsenen im Gespräch zu bleiben.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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SWR4 Abendgedanken RP

„Die besten Beerdigungen der Welt" - so heißt ein Kinderbuch. Ich habe es den Kindern in der Grundschule einmal vorgelesen. Es handelt von Kindern, die mit dem Tod konfrontiert werden, als ihr Haustier stirbt. Instinktiv spüren sie, dass jetzt etwas zu tun sei. Und so gründen sie kurzerhand im Spiel ein Bestattungsinstitut, in dem jedes Kind seine Rolle zugewiesen bekommt. Es wird erzählt, dass Ester fürs Schaufeln zuständig ist, „ich" für ein Gedicht am Grab und der kleine Putte soll dazu weinen. Auf diese Weise gelingt es den Kindern, ganz natürlich und unsentimental von ihren geliebten Tieren Abschied zu nehmen und sie würdevoll zu beerdigen.
Die schönen Bilder und Texte in dem Buch erinnern mich daran, wie ich als Kind mit dem Tod umgegangen bin. Nämlich unbefangen. Der Tod gehörte irgendwie dazu und war unser ständiger Begleiter. Später veränderte sich dieser Umgang. Der Tod wurde mir fremd, machte mir Angst. Wie die meisten Menschen wollte auch ich ihm ausweichen. In Zeiten des Studiums und der praktischen Ausbildung als Pfarrer musste ich dann wieder mühevoll lernen, den Tod an mich heranzulassen und ihm nicht aus dem Weg zu gehen.
Die Geschichte von Ester, Putte und den anderen Kindern ist eine anrührende Geschichte, die zeigt, wie entspannt und unverkrampft Kinder mit dem Tod umgehen.
Übermorgen ist Totensonntag. In der evangelischen Kirche heißt dieser Tag auch Ewigkeitssonntag. Denn nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Gottes Ewigkeit. Und daran glaube ich: dass unsere lieben Verstorbenen nicht einfach nur tot sind. Sie sind bei Gott in guten Händen, auch wenn der Abschied von ihnen alles andere als einfach war und ist. Auch wenn die, die zurückbleiben sich einsam und hilflos vorkommen. Gott hat uns versprochen: einmal wird die Welt ohne Leiden und Schmerz sein, ohne Trennung und Tränen. Einmal wird der Tod seinen Schrecken verlieren. Die Bibel nennt das „einen neuen Himmel und eine neue Erde", und „Gott mitten unter den Menschen".
Wenn Sie einen lieben Menschen verloren haben und am Sonntag sein Grab besuchen, dann wünsche ich Ihnen, dass Sie die Kraft spüren, die in diesem Versprechen liegt. Und: dass Sie irgendwann so entspannt und unverkrampft mit dem Tod umgehen können wie die Kinder in ihrem Spiel.

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SWR4 Abendgedanken RP

Burgen und Schlösser faszinieren mich. Sie sind Stein gewordene Geschichte und Stein gewordener Glaube. Als ich vor ein paar Wochen gemeinsam mit meiner Frau eine Schiffstour durch das obere Mittelrheintal unternommen habe, da konnte ich erleben, wie mächtig diese Bauwerke bis heute sind. Sie schmiegen sich in die Landschaft ein und sind doch Zeichen des Kampfes und der Überlegenheit. Die meisten Burgen wurden nämlich als Festungen errichtet, um den nahenden Feind auf Distanz zu halten und sich zurückzuziehen, wenn es nötig ist. Hinter den schützenden Burgmauern war man in Sicherheit.
Der Beter von Psalm 71 vergleicht Gott mit solch einer Burg. Er sagt: „Sei mir ein starker Hort, zum dem ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg." So redet jemand, der weiß, dass unser Leben nicht frei ist von Stress und Konflikten. Der aber trotzdem davon ausgeht: das alles wird nicht das letzte Wort haben. Weil wir zu Gott immer fliehen können. Wie in einen starken Hort und eine feste Burg.
Daran hat Martin Luther gedacht, als er sein weltbekanntes Lied geschrieben hat: „Ein feste Burg ist unser Gott". Sicher hat er auch oft einen anderen Psalm gebetet. In dem heißt es: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Umgestüm die Berge einfielen. [...] Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz."
Ich wünsche Ihnen, dass die Texte der Bibel und der christlichen Tradition Ihnen Kraft geben in allen Situationen, die das Leben für uns bereit hält. Dass diese Worte in Ihnen zu leben beginnen, dass Sie von ihnen getröstet werden und spüren können, dass Gott Ihre Zuversicht und Stärke ist, eine Burg, zu der Sie und ich immer fliehen können!

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SWR4 Abendgedanken RP

Ich habe einen guten Freund. Mit ihm kann ich über alles reden. Wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Schulzeit. Später haben wir beide Theologie studiert. Ich evangelische, er katholische Theologie. Wenn wir uns hin und wieder treffen, dann klönen wir miteinander, sprechen über dies und das, aber auch über handfeste Themen. Über unsere Sorgen, unsere Ängste, die wir haben, auch über unsere Sehnsüchte und Hoffnungen. Wir sind füreinander so etwas wie geistliche Begleiter. Dass er katholischer Priester ist und ich evangelischer Pfarrer bin, spielt da keine Rolle. Es reicht, dass ich weiß: er ist da und er versteht mich. Er hört mir zu. Bei ihm kann ich mich aussprechen, ohne Angst zu haben, das Gesicht zu verlieren. Ich weiß: Er geht vertrauensvoll mit dem um, was ich ihm sage. Und umgekehrt genauso. Es tut einfach gut, sich einmal alles vom Herzen und von der Seele zu reden.
Heute ist Buß- und Bettag. Dieser Tag erinnert daran, dass wir alle Schwächen haben. Und: dass wir unsere Schwächen nicht verstecken müssen. Ehrlich sein mit sich selbst und mit anderen - darum geht es am Buß- und Bettag. Heute können wir das ein bisschen einüben. Damit es im Rest des Jahres besser geht. Ehrlich sein, das beginnt damit, dass ich mich öffne - vor mir selbst, vor anderen und vor Gott. Wer ein bisschen Mut hat und es zulässt, wird erleben, wie befreiend das ist. Wie gut es tut.
Es ist wie mit meinem Freund. Mit ihm rede ich nicht lange um den heißen Brei, sondern sage, was mich bewegt und was Sache ist. Und er hört zu. Er kann das. So bekomme ich Klarheit über mich und mein Leben. Werde wie neu und kann wieder neu anfangen. Und wenn wir dann auseinandergehen, dann freuen wir uns schon auf unser nächstes Treffen. Weil wir spüren, wie wichtig es ist, ab und zu innezuhalten, um unser Leben zu überdenken und uns als Menschen auch vor Gott zu prüfen. Für mich hat Buße mit der inneren Bereitschaft zur Veränderung und Umkehr zu tun. Ich mag Veränderungen. Und ich mag es, von Zeit zu Zeit umzukehren. Weil ich einen habe, der mich dabei begleitet. Einen, den mir der Himmel - Gott - geschickt hat. Und wie ist das bei Ihnen?

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SWR4 Abendgedanken RP

- vom Kampf gegen die Zeit
Zeit - was fällt Ihnen zu diesem Wort ein? Mir fällt dazu ganz viel ein: Zeitdruck, Zeitmangel, Lebenszeit. Aber auch Schonzeit, Freizeit und Reifezeit. Zeit zu haben oder nicht zu haben, beeinflusst unser Leben. Wenn uns langweilig ist, haben wir das Gefühl, dass unser Leben wie in Zeitlupe vergeht. Wenn wir etwas erleben, was uns nicht weiterbringt, dann ärgern wir uns, dass wir die Zeit verplempern. Und wenn der Jahreswechsel näher rückt, dann nehmen wir uns fest vor, uns im nächsten Jahr mehr Zeit für dieses oder jenes zu nehmen.
Jetzt im November fragen sich viele, ob die Zeit wirklich alle Wunden heilt. Ob die Schmerzen, die Trauer und all das wirklich mit der Zeit einfach vergeht. Das fragen sich die, die ihre Zeit nun ohne einen geliebten Menschen verbringen müssen, weil der gestorben ist. Die Zeit, die wir haben oder nicht haben, die beeinflusst unser Leben. Die einen wollen mehr Zeit haben, die anderen haben zu viel davon.
„Alles hat seine Zeit", sagt der Prediger Salomo im Alten Testament. Und er meint damit, dass es für alles im Leben eine von Gott geschenkte Zeit gibt. Für das Lachen und das Weinen, für Freude und Tanz, für Geborenwerden und Sterben. Eigentlich ganz simpel. Und trotzdem ein Gedanke, den ich oft in meinem Leben verdränge. Denn wer will schon ans Sterben denken?!? Wer will schon daran denken, dass es auch eine Trauerzeit gibt?!? Gedanken an den eigenen Abschied aus dieser Welt und den Abschied von Menschen, die vor mir sterben, die vermeide ich lieber. Der Prediger Salomo sagt: Auch wenn die Zeiten sich ändern, deine Zeit ist kostbar. Nutze sie, so gut es geht. Es ist geschenkte Zeit. Denn alles im Leben ist der Vergänglichkeit unterworfen. Auch die Zeit, die so schnell verrinnt.
Mir hilft es, wenn ich mir das einmal klar mache. Es bringt mich dazu, von Zeit zu Zeit Bilanz zu ziehen und so Zeit zu gewinnen für das, was wirklich wichtig ist und mir gut tut. Kämpfen Sie nicht gegen die Zeit, sondern geben Sie ihr eine Chance. Und es wird Ihre Zeit werden.

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SWR4 Abendgedanken RP

- was ein Kletterwald uns lehren kann
Über sich selber hinauswachsen - das ist eine ganz wunderbare Erfahrung. Wie das ist, habe ich vor kurzem in einem Kletterwald erlebt. Da war ich mit meinen Konfirmanden. Ein Kletterwald, das ist ein wunderbarer Ort, um in der Natur die eigenen Grenzen auszutesten und dabei mit anderen viel Spaß zu haben. Gemeinsam haben wir die höchsten Baumwipfel erklommen und einen Parcours nach dem anderen absolviert. Das war manchmal gar nicht einfach. Jeder von uns kam früher oder später an seine Grenzen. Aber aufgegeben hat niemand. Es war schön zu sehen, wie meine Konfirmanden regelrecht über sich selbst hinausgewachsen sind. Wie mutig - und auch ein bisschen ängstlich - sind sie in ihren Sicherungsgurten gehangen. Manchmal haben sie sich nur mit letzter Kraft auf die nächste Plattform gerettet. Unterwegs haben sie sich gegenseitig geholfen. Haben sich unterstützt und angefeuert. Waren stolz auf ihre Leistung und hatten hinterher eine Menge zu erzählen. Unseren Ausflug in den Kletterwald werden sie noch lange in Erinnerung behalten.
Für mich kommt in diesem Gemeinschaftserlebnis zweierlei zum Ausdruck: es ist wichtig, die eigenen Grenzen kennen zu lernen. Und sie zu akzeptieren, vielleicht sie hier und da auch einmal zu überschreiten. Und zweitens: Als Teil einer starken Gemeinschaft kann man über sich selbst hinauswachsen. Es braucht im Leben solche Erfahrungen, in denen ich merke: Ich kann mehr, als ich eigentlich dachte. Und die anderen meinen es gut mit mir. Sind genau wie ich auf dem Weg und helfen mir, damit wir gemeinsam an unser Ziel kommen.
Auf der Fahrt nach Hause habe ich meine Konfirmanden gefragt: Was war denn für euch am Besten? Einer sagte: mir hat es vor allem deshalb solchen Spaß gemacht weil ich nicht alleine war. Mit den anderen ist es viel lustiger gewesen.
Und ich frage: Ist das mit der Kirche und dem Glauben an Gott nicht ganz genau so? Um an Gott zu glauben, brauche ich keine anderen Menschen. Aber in der Gemeinschaft mit anderen glaubt es sich viel besser. Denn dann bekommt mein Glaube Hand und Fuß. Wenn ich z.B. mit anderen gemeinsam Gottesdienst feiere oder mich für Alte und Kranke einsetze. Oder wenn ich Jugendlichen einen Ort biete, an dem sie sich wohlfühlen und Zeit verbringen können mit Freunden. Und wenn ich Schönes und Trauriges mit anderen teilen will, gilt das auch. Gemeinsam hangeln wir dann von Ast zu Ast und wachsen über uns selbst hinaus.

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SWR4 Sonntagsgedanken

Manchmal weiß ich einfach nicht, wie ich mit Sorgen und Problemen umgehen soll. Habe keine Kraft mehr. Fühle mich einfach nur leer. Alles in mir und um mich herum trocken und öde. Und niemand da, der mir helfen könnte. Ich fühle mich allein, allein wie in einer Wüste. Es gibt viele Menschen, die ohne Hoffnung sind, die alle Hoffnung aufgegeben haben und im wahrsten Sinne des Wortes lebens-müde sind. Wenn dann jemand kommt und einfach nur zuhört, ihnen hilft, die Probleme beim Namen zu nennen, dann ist das wie eine Stärkung mit geröstetem Brot und einem Krug Wasser. Dann kann es passieren, dass sich mitten in der Wüste eine Oase auftut. So ging es schon Elia.
Elia hat Angst vor Isebel, der Frau des Königs Ahab, die ihm nach dem Leben trachtet. Isebel verehrt den Fruchtbarkeitsgott Baal, gegen den sich Elia vehement zur Wehr setzt. Eine Riesenaufgabe ist das! Elia ganz allein mit seiner Position. Er gibt alles. Diese Geschichte steht im 1. Könige-Buch im Alten Testament. Sie erzählt, dass Elia flieht. Denn am Ende muss er feststellen, dass all seine Bemühungen keinen Erfolg hatten. Dass er nichts ausrichten kann und scheitert. Die Baalspriester hat er besiegt, aber König Ahab und seine Frau Isebel sind noch immer an der Macht. Und Elia? Elia ist verzweifelt und einsam.
Diese Verzweiflung und Einsamkeit kenne auch ich, wenn etwas einfach nicht gelingt, das ich mir vorgenommen habe und woran mein Herz hängt. Oder wenn ich das Gefühl habe, die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen. Oder wenn Fehler, die ich gemacht habe, schlimme Folgen haben und ich die Last auf meinen Schultern spüre. Auch Elia hat Fehler gemacht. Aus Angst vor Isebel flüchtet er sich in die Wüste und wünscht zu sterben. Alles Eifern hatte keinen Erfolg. Er hat das Gefühl: Die Fehler, die er gemacht hat, die sind so groß, dass sie allein durch seinen Tod getilgt werden könnten. Auf einmal ist Elia ganz allein, er ist der einzige unter den Propheten, der noch übrig geblieben ist.
Doch dann passiert etwas, womit Elia nicht mehr gerechnet hat: Als er völlig erschöpft unter dem Wacholder liegt und sterben will, da rührt ihn ein Engel, ein Bote Gottes, an und sagt zu ihm: „Steh auf und iß!" Als Wegzehrung entdeckt Elia neben sich ein geröstetes Brot und einen Krug mit Wasser. Gott ist anscheinend noch nicht fertig mit Elia. Er hat noch einiges mit ihm vor. Aber Elia scheint noch nicht so recht begriffen zu haben, dass Gott weiterhin seine schützende Hand über ihn hält. Und so legt er sich wieder hin und schläft. Aber Brot und Wasser bleiben da liegen. Als ob sie Elia zeigen sollen: Du bist noch nicht fertig mit Gott und der Welt. Du hast noch einen weiten Weg vor dir.

Wege ins Leben

Manchmal habe ich das Gefühl, in einer ausweglosen Situation zu sein. Ich frage mich: Wie geht es weiter? Was kann ich tun? In so einer Situation braucht es viele Brote und viele Krüge mit Wasser. Es braucht immer wieder jemanden, der sagt: „Steh auf und iß!". So wie damals der Engel zu Elia. Elia bekommt Hilfe von außen, wird angesprochen von einem Gegenüber. Brot und Wasser stillen seinen Hunger und Durst. Aber erst als der Engel zum zweiten Mal Elia anrührt, macht er sich auf den Weg. Und plötzlich hat er - inmitten einer Lebenskrise - ein neues Ziel vor Augen. Elia begreift, dass er für sich selbst sorgen muss; dass es auch für ihn eine Zeit geben muss, in der er mal nicht für Gott kämpft, sondern nur auf sich selbst achtet, auf die eigenen Gefühle und die eigenen Bedürfnisse. Und so gestärkt durch Brot und Wasser und das Wort des Engels macht er sich wieder auf den Weg. Er steht auf und geht los. Elia vertraut darauf, dass Gott es gut mit ihm meint, dass der Weg, der vor ihm liegt, der richtige ist. Und so ist das für ihn eine Wüstenerfahrung, die er noch lange in Erinnerung behalten wird.
Auch ich kenne solche Wüstenerfahrungen, und viele von Ihnen sicherlich auch. Ich denke da zum Beispiel an einen Menschen, der mir viel bedeutet hat und plötzlich gestorben ist. Es ging alles viel zu schnell, um sich noch von ihm verabschieden zu können. Neben aller Trauer habe ich mich gefragt, was ich ihm schuldig geblieben bin und was ich ihm unbedingt noch hätte sagen wollen. Und ich war dankbar, dass es dann Menschen gab, die zu mir sagten: „Iss erst einmal was!" Die in einer Situation, in der ich mich allein und verlassen fühlte, für mich da waren und mir wie ein Engel zur Seite standen.
Ich denke aber auch an Situationen, in denen ich das Gefühl habe, wie gegen eine Wand zu laufen, in denen all mein Reden und Tun nicht hilft, in denen ich gerne dazu beitragen würde, ein Problem zu lösen, ich es aber nicht kann. Solche Erfahrungen wiegen schwer, gerade dann, wenn man sie sich sehr zu Herzen nimmt.
Sicher werden das nicht die letzten Wüstenerfahrungen meines Lebens gewesen sein. Ich werde sicher noch öfter in Situationen geraten, in denen ich nicht weiter weiß, die mal mehr und mal weniger bedrohlich sind. Dann werde ich wieder jemanden brauchen, der mich stärkt und der mir zur Seite steht.
Ihnen und mir ist die Verheißung gegeben, dass Gott durch alles Leid und durch alle Dunkelheiten hindurch trägt, manchmal anders, als wir es erwarten, aber immer so, dass am Ende das Leben steht. Wie Elia stärkt er mich mit dem, was ich zum Leben brauche, und stellt mich auf den Weg, den ich gehen soll.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11279
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SWR4 Abendgedanken RP

„Die Schule beginnt." So lesen wir es in diesen Tagen wieder auf vielen Autoaufklebern. Für die einen bedeutet das das Ende der schönsten Zeit des Jahres - den Sommerferien. Für die anderen ist der Schulbeginn mit großer Aufregung und Nervosität verbunden.
Ich erinnere mich noch gut, wie im vergangenen Jahr meine Nichte eingeschult wurde. Mit ihrer großen Schultüte, ihrem Ranzen und allerlei anderen Kleinigkeiten war sie voller Vorfreude und gespannt, was sie an diesem Tag wohl erwarten würde. Voller Stolz zeigte sie mir die Brezel, die sie von ihrer Klassenlehrerin geschenkt bekommen hat. Es ist erstaunlich, wie problemlos der Übergang vom Kindergarten in die Schule funktioniert, und wie selbstverständlich meine Nichte mit der neuen Situation klar gekommen ist.
Ich denke aber auch an alle Eltern. Auch für sie beginnt etwas Neues. Ihr Kind wird eingeschult. Damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der auch für Sie mit viel Aufregung verbunden ist. Sie müssen ihre Kinder loslassen, müssen darauf vertrauen, dass es gut werden wird. Ihre Ängste und Befürchtungen an einem solchen Tag habe ich bei der Einschulung meiner Nichte deutlich spüren können. Neben Stolz und Freude gehört auch das dazu. Und ich bin froh, dass meine Nichte eine Lehrerin hat, die ihr mit einer Brezel etwas Liebes getan hat und damit zeigt: Ich bin für euch da und passe gut auf euch auf. Das beruhigt ein wenig. Väter und Mütter können ihre Kinder nicht zu allen Zeiten beschützen. Sie sind darauf angewiesen, dass es auch andere Menschen gibt, die das tun. Und Gott, an den sie ihre Sorgen abgeben und ihn bitten können, dass er ihre Kinder begleitet.
Allen Kindern, die in diesem Jahr eingeschult werden, wünsche ich, dass sie in der Schule viele neue Freunde finden und auf Menschen treffen, die es gut mit ihnen meinen. Und Ihnen, den Eltern, wünsche ich, dass Sie loslassen und darauf vertrauen können, dass sich viele Menschen um Ihre Kinder sorgen und sie beschützen. Auch Gott. Von ihm heißt es in Psalm 91: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe."

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