Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Soldaten kommen in der Bibel gut weg. In unserem Land ist das anscheinend anders. Viele Soldaten leiden darunter, dass sie zuwenig Anerkennung finden für ihren Dienst, lese ich in der Zeitung. Und die Vorfälle bei der Bundeswehr, über die in den letzten Wochen berichtet wurde, zeigen kein schönes Bild.
Die Bibel dagegen erzählt, wie Jesus einem Hauptmann begegnet, der ihn um Hilfe bittet für einen schwerkranken Untergebenen (Mt. 8, 5-13). Und obwohl der Soldat sogar zur feindlichen Besatzungsmacht gehört, erfüllt Jesus seine Bitte ohne wenn und aber. Er lobt ihn sogar für sein Vertrauen.
Ich habe das Gefühl, dass Jesus den Menschen sieht in diesem Soldaten, denn:

Er ist mitfühlend, der Soldat, der um Hilfe bittet. Sein Assistent ist gelähmt und hat Schmerzen. Vielleicht ist er traumatisiert, wie wir heute sagen. Der Hauptmann sagt nicht: damit muss ein Soldat eben fertig werden. Er weiß, dass Menschen Hilfe brauchen, keine Durchhalteparolen oder Druck.
Und der Mann, kennt seine eigenen Schwachstellen. Er hat Fehler gemacht, wer weiß, was da vorgefallen ist. Er sagt nicht einfach: Schwamm drüber, die Zeiten sind schlecht und wir haben einen gefährlichen Job, da geht es nicht anders. Er sagt von sich selber: ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst - aber trotzdem: hilf doch bitte meinem Adjutanten.
Dieser bittende Hauptmann ist ein Mensch wie Sie und ich. Oder jedenfalls wäre es gut, wenn wir wären wie er: mitfühlend, einsichtig und auch ein bisschen demütig.
Von Beruf ist er Soldat. Natürlich wäre es gut, wenn wir keine Soldaten bräuchten, weil alle Menschen friedlich miteinander umgehen. Aber ich fürchte, wir brauchen sie, denn die Welt ist kein friedliches Paradies. Und deshalb brauchen die Soldaten Hilfe. Damit sie ihren Dienst so unbeschadet wie möglich tun können.
Natürlich machen auch Soldaten Fehler. Es waren Soldaten, die Jesus später verhaftet und gefoltert haben, weil man es ihnen befohlen hatte. Manchmal sind die Umstände so, dass Menschen so werden, nicht bloß Soldaten. Den Söldnern zur Zeit Jesu hat damals ein anderer Gottesmann geraten: „Beraubt und erpresst niemanden, und gebt euch mit eurem Sold zufrieden." Ihr könnt euch entscheiden, soll das wohl heißen. Ihr könnt euch entscheiden, ob ihr auf menschliche Weise Soldaten sein wollt.
Soldaten damals haben anscheinend gemerkt, dass Jesus auch für sie da war. Und der erste, der nach seiner Hinrichtung an ihn geglaubt hat, war auch wieder ein Soldat.

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