Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Es ist die erste Stunde Religionsunterricht nach den Ferien in einer Grundschule. Wir sitzen im Kreis und bevor ich überhaupt etwas sagen kann meldet sich Mona. Jetzt sofort, als allererstes, bevor wir anfangen, muss sie ihre Frage loswerden. „Du, Eva-Maria, warum gibt es überhaupt Gott? Meine Mama und mein Papa haben gesagt, ich soll dich mal fragen. Wenn du's nicht weißt, kann ich noch unsern Pfarrer fragen." So sind Kinder. Sie stellen die großen Fragen einfach und ungeniert. Ich schlage den Kindern vor, dass wir über diese spannende Frage gemeinsam nachdenken: „Warum gibt es überhaupt Gott?" Linus sagt sofort: „Gott gibt es, weil es uns gibt. Weil, er hat ja alles erschaffen, die Erde und die Tiere und die Menschen und dann muss es ihn natürlich geben. Sonst wären wir ja gar nicht da." Maya findet auch: „Gott muss es geben. Weil er uns ja lieb hat. Und manche Menschen sind ja arm und ganz allein und die brauchen das richtig doll, dass Gott für sie da ist und sie lieb hat." Mattis gibt dagegen zu bedenken: „Aber wir wissen doch gar nicht, ob es Gott wirklich gibt. Also können wir auch nicht sagen, warum es ihn gibt, wenn wir nicht mal sicher sind, dass es ihn gibt." Lucas fällt dazu noch ein, dass Mona erst mal sagen muss, welchen Gott sie meint. Weil die Christen ja an einen anderen Gott glauben als die Muslime oder die Buddhisten. Und die Griechen hatten ja gleich mehrere Götter. Also so denken Kinder zwischen 6 und 9 Jahren und so vieles wissen sie. Ich bin immer wieder fasziniert und gespannt, ob und wenn wie sich ihr Gaube an Gott entwickelt. Das haben wir nicht in der Hand. Aber weil sie soviel wissen über die verschiedenen Religionen und weil ihre Eltern oft unentschieden und unsicher sind in Glaubensfragen, brauchen  sie Gesprächspartner, die sich mit ihnen auf die Suche machen und ihre Fragen ernst nehmen. „Warum gibt es überhaupt Gott?" „Glaubst du, dass wir darauf wirklich eine Antwort geben können?" frage ich Mona nach dem Gespräch im Kreis.  Mona zuckt mit den Schultern. Lucas meldet sich noch mal: „Also, wenn sowieso jeder selber rausfindet, ob es Gott gibt oder nicht, ist es auch gar nicht so wichtig, warum es ihn gibt." Und Maya beschließt das Gespräch für sich so: „Hm, also ich glaube dass es Gott gibt, weil ich finde es gut, dass er alle Menschen lieb hat."

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