Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nach zwei Wochen ist das neue Jahr längst nicht mehr neu. Dafür ist der Kalender noch recht leer. Das fühlt sich gut an. Meine guten Vorsätze für 2011 fühlen sich leider nur noch schwach an. Mehr Sport, besseres Zeitmanagement im Job, endlich die Briefe schreiben, die schon seit Monaten auf Halde liegen... Vielleicht teilen Sie mein Leid. Abnehmen und mehr Zeit für die Familie, das sind die typischen guten Vorsätze der Deutschen. Leider werden sie nur selten umgesetzt, Frust ist vorprogrammiert. Von wegen, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne! Ich spüre vor allem Druck und ein schlechtes Gewissen. Jetzt hat es schon zwei Wochen lang nicht geklappt, ist dann nicht alles zu spät? Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler im Nachkriegsdeutschland soll gesagt haben: „Man darf niemals „zu spät" sagen. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang".
Eigentlich muss mir das kein Adenauer sagen. Trotzdem scheitere ich an diesem Punkt immer wieder. Denn alles soll bitte sofort neu und anders sein. Die kleinen Schritte in die richtige Richtung übersehe ich meistens:
Zum ersten Mal wieder mit dem Fahrrad ins Büro gefahren z.B. 20 min, nichts weltbewegendes. Aber ein Anfang, der sich gut anfühlt! Oder, der erste Brief nach Monaten, an einen alten Freund. Mit vielen Entschuldigungen, aber endlich abgeschickt! Oder wenn ich in einem stillen Moment vor Gott endlich laut ausgesprochen habe, was mich schon viel zu lange belastet hat. Danach kann ich viel entspannter und gelöster weitermachen. Auch noch im März oder im August. Gott ist ohnehin ein Experte für Neuanfänge. Vor ihm muss ich mich nicht genieren, wenn ich mal wieder eingeknickt bin. Zu faul, zu müde, zu ängstlich. Er weiß ja, warum es mir so geht. Und im Gegensatz zu mir selbst, erwartet Gott keine Wunder von mir. Stattdessen bietet er an: Ich begleite dich. Ich will dich motivieren, stützen und wieder aufrichten. Und dir helfen, die kleinen Veränderungen in deinem Leben wahrzunehmen. Dich über sie zu freuen und sie wachsen zu lassen. Erinnern Sie sich, wo Sie noch vor einem Jahr standen, mit Ihren Plänen und guten Vorsätzen? Bevor Sie Ihren alten Kalender wegschmeissen, blättern Sie ihn doch noch mal durch. Für mich war das oft Aha-Moment und Ermutigung zugleich. Oder, wie es der dänische Theologe und Philosoph Sören Kierkegaard beschreibt: „Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts."

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