SWR1 3vor8

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„Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Und für alle, die im Land des Todesschattens wohnen, strahlt ein Licht auf!" (Mt 4, 16)

Wenn man auf einer neue Stelle anfängt, muss man sich erstmal überall vorstellen: bei den Kollegen, bei den Vorgesetzten, bei den Mitarbeitern, bei Geschäftspartnern. Und es sagt was über den Neuen, ob er sich zuerst bei den Mitarbeitern vorstellt oder zuerst bei den Vorgesetzten. Bei Politikern ist es genauso. Sie machen ihre Antrittsbesuche: Sie fahren nach Washington oder in die Krisengebiete Afrikas, sie reisen nach Polen oder nach Brüssel. Und die Kommentatoren in Zeitungen und Fernsehen ziehen ihre Schüsse daraus: Was ist ihm besonders wichtig, wo werden die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen. Antrittsbesuche sagen manchmal mehr darüber als Regierungserklärungen.
Genauso war es bei Jesus. Als er ungefähr 30 Jahre alt war verließ er seinen Heimatort Nazareth und begann mit einer neuen Aufgabe. Er wollte den Menschen die Liebe Gottes und seine menschenfreundliche Nähe begreiflich machen. Aber er ging mit seiner Botschaft nicht nach Jerusalem, in die Landeshauptstadt, er ging schon gar nicht nach Rom, die Hauptstadt der damaligen Welt. Da hätte er ein großes Publikum gehabt und Medien, gewissermaßen, um sein Anliegen bekannt zu machen.
Aber Jesus ging - nach Galiläa. In die Provinz. In diese Provinz: Galiläa, da waren die Leute arm und wenig religiös. Die anderen sahen auf sie herab und sie selbst hatten kaum Hoffnungen für ihre Zukunft. Galiläa, das war wie Meck-Pomm. Oder wie eine Brennpunktschule in einer unserer Großstädte. Oder wie eine Familie, wo man sich nichts mehr zu sagen hat. Dahin ging Jesus als erstes. Und die Bibel kommentiert das. „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Und für alle, die im Land des Todesschattens wohnen, strahlt ein Licht auf!" In den evangelischen Gottesdiensten wird das heute vorgelesen und bedacht.
Menschen, für die alles dunkel war, sehen wieder ein Licht. Licht macht Hoffnung. Licht am Ende des Tunnels, sagen wir heute. Dann weiß man, wohin man gehen muss. Man sieht - das Dunkel geht zu Ende, ich komme wieder ins Freie, wenn ich in diese Richtung gehe.
Und was tut Jesus konkret auf dieser Antrittsreise in die dunklen Lebensverhältnisse? Er wendet sich den Menschen verständnisvoll zu. Er sagt nicht: selber Schuld. Er lässt sie spüren: So wie ich, so ist Gott für euch da. Er sagt ihnen: Gott ist bei euch. Das Himmelreich ist ganz nah! Das war das Licht am Ende des Tunnels. Eine Aussicht für die, die im Dunkeln sitzen. Und dann hat Jesus noch gesagt: Bleibt nicht sitzen. Steht auf. Kehrt um. Vertraut auf Gottes Hilfe und traut euch was zu.

 

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