SWR1 3vor8

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„Die berühmteste ungewollte Schwangerschaft aller Zeiten" (Mt 1, 18-24) 

Es ist die berühmteste ungewollte Schwangerschaft aller Zeiten, von der heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören ist. Maria, ein Mädchen im damals heiratsfähigen Alter von 12-13 Jahren ist dem Josef versprochen. Eine rechtsverbindliche Verlobung deren Bruch mit der Steinigung, dem Tod bestraft wurde. Und dieses Mädchen ist schwanger, ohne mit ihrem Verlobten geschlafen zu haben. Ihr Verlobter ist ein so guter Mensch, dass er beschließt sich im Stillen von ihr zu trennen, damit er ihr nicht schadet.  Im Traum erscheint ihm aber ein Engel, der ihm sagt dass seine Verlobte durch den Heiligen Geist schwanger sei und dass sie den lang ersehnten Erlöser zur Welt bringen werde. Und Josef hört auf den Engel und nimmt Maria zu sich.
Was ist nicht schon gestritten und gespottet worden über diese Szene, die sogenannte Jungfrauengeburt! Eine ungewollte Schwangerschaft sei zu einem biologisch unmöglichen Wunder überhöht worden. Psychologen erklärten die Jungfrauengeburt als Wunschbilder die die Sehnsüchte der Menschen nach Erlösung ausdrücken. Und Religionswissenschaftler haben gezeigt in wie vielen Kulturen es Mythen von der göttlichen Zeugung eines Helden oder Herrschers gibt, in Griechenland oder Ägypten zum Beispiel. Was fang ich also an mit dieser unglaublichen Geschichte? Zuerst einmal muss ich versuchen sie in ihrer Zeit zu verstehen. Matthäus, der Verfasser dieser Geschichte wollte alles nur kein biologisches Wunder beschreiben. Das war für ihn völlig nebensächlich. Ihm, der rund 80 Jahre nach der Geburt Jesu gelebt hatte ging es darum die Geschichte eines Menschen dessen Leben, Botschaft und Tod so außergewöhnlich war wie nichts zuvor von seinen Anfängen her zu verstehen. Wie kann ein Mensch der den Tod überwunden hat und in den Herzen der Menschen weiterlebt in diese Welt gekommen sein? Für Matthäus konnte dieses außerordentliche Geschehen nur außerordentlich ausgedrückt werden: indem alle nur denkbaren Grenzen überschritten werden. Also das Mädchen wird nicht gesteinigt, Erde und Himmel treten in Kontakt durch einen Engel und der Erlöser wird vom Heiligen Geist gezeugt. Es geht also nicht um Biologie, bei der sogenannten Jungfrauengeburt, nicht ums Detail, sondern ums Ganze. Es geht um die große Frage ob ich mir vorstellen kann, dass es einen Gott gibt der seine Welt so sehr liebt, dass er selbst Mensch wird. Und es geht darum ob ich mich darauf einlassen kann, dass dieser Gott das Leben der Menschen umgreift und in ihr Leben eingreift. Wo auch immer, wann auch immer und wie auch immer...

Einen schönen 4. Advent wünsch' ich Ihnen

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