Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wenn ich bloß wüsste, was ich darauf antworten soll." Das war mein erster Gedanke. Mitten in der Zugfahrt hat das Handy gebrummt. Eine SMS von Petra. Direkt aus dem Krankenhaus. Die Diagnose der Ärzte macht ihr große Angst, hat sie geschrieben. Versteh ich, wer möchte schon am Herzen operiert werden.
Was sollte ich da sagen? Irgendeinen Trost wollte ich versuchen. Auch wenn es im Moment nur eine SMS sein kann. Also habe ich gesmst und gehofft, dass was bei ihr ankommt. Ein paar Tage später hat sie gesagt: Gut, dass die Antwort gleich da war.
Trösten, wie geht das? Wenn jemand untröstlich ist. Wenn das Leben so ganz anders wird, als man es sich wünscht und als es gut wäre. Was tröstet so, dass die andere sich nicht ‚vertröstet' vorkommen muss? Oft kann man ja mit Trost die harte Wirklichkeit selbst nicht besser machen.
Trotzdem bin ich sicher, trösten hilft, auch wenn ich eine Krankheit nicht aus der Welt schaffen kann oder einen Verlust nicht ungeschehen machen. Trösten hilft, wenn ich zeige, ich stehe zu Dir, jetzt wo Du das brauchst. Du bist mit Dir und Deiner Angst nicht allein gelassen.
In der Bibel habe ich Sätze gelesen, da spür ich:
Wer das geschrieben hat, der hat Ahnung vom Trösten. Er hat Trost erlebt. Ein König, der todkrank gewesen ist, erzählt. „Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe." (Jes 38)
Seine Krankheit, das war tiefste Trostlosigkeit. Als er wider Erwarten gesund geworden ist, bedankt er sich, dass Gott sich „seiner Seele herzlich angenommen hat."
Wir sind nicht Gott und die meisten von uns auch keine Ärzte.
Aber ist das nicht trösten? Mich einer anderen Seele annehmen. Herzlich. Das können Sie und ich versuchen. Zeigen, wir sind mit ganzen Herzen bei Dir. Ich denke mit Dir und fühle mit Dir. Und wenn Du weinst, nehme ich Deine Hand. Sogar wenn ich nicht direkt da sein kann. Ich bin sicher, es tröstet, wenn man sich meldet. Trösten ist etwas Göttliches. Auch wenn es einem wenig vorkommt, was man tun und sagen kann: ich glaube, beim trösten kommt Gott ganz nah. Und gibt einer trostlosen Seele neue Kraft, damit sie sich einer schwierigen Situation stellen kann und auch kämpfen.
Trösten ist auch, leise auf Gott hinweisen, wenn man es kann. Vielleicht auch mit und für den anderen beten. Ich traue dem lieben Gott zu, dass er da ist und heilt, im Leben und drüber hinaus.

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