Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Geiz ist der Wahnsinn der Seele."
Dieser Satz stammt nicht aus einer neuen Werbekampagne. Augustinus, eine Theologe aus dem 4. Jahrhundert hat das behauptet. "Geiz ist der Wahnsinn der Seele."
Wer geizig ist, ist nicht wirklich zufrieden. Der muss immer mehr haben. kann nichts loslassen. Der fragt nicht, brauche ich das wirklich? Der fragt: Kriege ich es billiger als die anderen? Der Geiz verschenkt die noch ungeöffneten Pralinen vom vorletzten Jahr. Der Geiz bringt den billigen Wein auf den Tisch, wenn die Gäste kommen. Der Geiz spart sein Geld allein aus dem Grund, weil er nichts ausgeben kann. Nichts für sich und auch nichts für andere. Darum macht Geiz auch so einsam - und letztendlich sogar krank.
In der Bibel gibt es eine wunderbare Gegengeschichte zum Geiz.
Sie ereignete sich in der Zeit vor Jesu Tod. ( Mk 14, 3-9).
Als Jesus eines Abends beim Essen saß, kam eine Frau herein. In der Hand hatte sie eine Flasche mit Nardenöl. Das war damals das reinste und teuerste Öl, das es gab. Dieses Öl goss sie aus über dem Kopf von Jesus. Das war eine erfrischende Wohltat. Aber es war damals noch viel mehr. Mit Duftöl wurde damals ein Mensch zum König gesalbt. Die Frau zeigt mit ihrer verschwenderischen Tat, wie viel Jesus ihr bedeutet.
Die Freunde Jesu fanden das unmöglich. Unverantwortlich.. Mit dem Geld, das dieses Öl gekostet hat, hätte man leicht eine große Armenspeisung veranstalten können.
Aber Jesus tut es gut, was die Frau für ihn tut. Er sagt: Den Armen könnt ihr immer noch etwas Gutes tun. Ich bin aber nur noch kurze Zeit bei euch. Sie aber hat mir jetzt etwas Gutes getan. Und das ist entscheidend, diese Verschwendung aus Liebe, die einen anderen belebt und ihn spüren lässt: so wichtig bist du für mich...
Die Verschwendung ist nämlich das Lebensprinzip Gottes.
Gott geizt überhaupt nicht. Gott verschwendet. Tausende von Blüten allein auf einem Kirschbaum. Millionen von Samenfäden für die Zeugung eines Kindes. Viele hundert Versuche, bis jemand eine neue Entdeckung macht.
Ich finde die Geschichte von der Frau, die Jesus gesalbt hat, ist die biblische Gegengeschichte zur aktuellen Geizdebatte.
Was aber wäre, wenn wir nun ihr folgten und nicht den Werbeslogans, die uns weismachen, dass Geiz geil ist?
Probieren Sie es doch einfach mal aus!
Schenken Sie mal, mit vollen Händen!
Geld z.B., ohne gleich ängstlich zu fragen, was man damit noch alles hätte machen können.
Oder Zeit, ohne Angst, was man möglicherweise alles verpasst hat.
Oder Liebe, ohne zu fragen, ob sie auch gedankt wird.
Es ist sehr gut möglich, dass dann dieses Wunder geschieht, von dem der Geiz keine Ahnung hat: Es kann dann nämlich geschehen, dass wir am Ende mehr zurückbekommen, als wir ausgegeben haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=942
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