Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Buß- und Bettag steht heute in meinem Kalender. Ein Feiertag der kein gesetzlicher Feiertag mehr ist. Weil er 1994 abgeschafft wurde. Zur Finanzierung der Pflegeversicherung. Was auch immer man von derartigen Entscheidungen halten mag: Sich zu besinnen, in sich zu gehen und Wege zur Versöhnung suchen, das macht immer Sinn. Und zur Versöhnung gehört eine gescheite Konfliktbewältigung. Das Institut für Friedenpädagogik in Tübingen hat im Vorfeld der Schlichtungsgespräche zu Stuttgart 21 sieben Ratschläge zur Bewältigung von Konflikten veröffentlicht. Und weil diese Ratschläge nicht nur für Stuttgart21 nützlich sind, möchte ich sie gern weitergeben. Also erster Ratschlag für verfahrene Konflikte: Eine dritte Partei einbeziehen. Das sollte eine von allen Seiten akzeptierte Vermittlungsperson sein, integer, mit Autorität und klarem Auftrag. Typ Heiner Geissler...  Zweitens: Beide Parteien müssen auch wirklich bereit sein, sich auf eine Vermittlung einzulassen. Und das auch glaubwürdig festhalten, öffentlich machen. Dazu gehört auch auf jegliche Gewalt und auf Vorwürfe zu verzichten. Drittens: Eine sogenannte „Erwartungsverlässlichkeit" schaffen. Das heißt alles zu lassen, was das Misstrauen vertiefen könnte und möglichst viel zu tun was die Gegner sich behutsam annähern lässt. Viertens: die Vielschichtigkeit eines Konflikts erkennen, ein Konflikt ist meistens so kompliziert wie ein verheddertes Wollknäuel. Da gilt es die Fäden zu entwirren und die Problemstränge dann einzeln zu bearbeiten. Fünftens: Die Sichtweisen und Wahrnehmungen des anderen respektieren. Das ist eine hohe Kunst in jedem Konflikt. Die eigene gewohnte Perspektive zu verlassen und zu versuchen die Sache mit den Augen des anderen zu sehen. Sechstens: Alle wichtigen Gruppen beider Parteien einbeziehen, denn oft sind die streitenden Parteien ja gar nicht so einig wie es scheint. Siebter Ratschlag für die Bewältigung von Konflikten: Geduld, natürlich. Denn wie bei allen Versöhnungsprozessen braucht es Zeit um die Verletzungen der Vergangenheit zu verarbeiten und offen zu werden für Neues, Anderes. Das immer besser ist als ein verfahrener Konflikt...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9385
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