Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Essen hält Leib und Seele zusammen", behauptet der Volksmund. Hat er recht? Essen hält Leib und Seele zusammen? Mir scheint, manchmal lügt der Volksmund. Leider. Jedenfalls stimmt es nicht automatisch, was er behauptet.

Es stimmt ja schon nicht mit dem Leib. Es gibt Essen, das hält den Leib nicht zusammen, das treibt ihn so was von auseinander, dass man den Betreffenden nach ein paar Jahren nicht mehr wieder erkennt.

Und die Seele? Der geht es beim Essen oft auch nicht besser. Oder ist die Art und Weise, wie Sie essen, wirklich immer gut für ihre Seele? Bei mir nicht. Da muss es oft schnell gehen. Essen ist dann bloß „Kalorienzufuhr". Dass essen auch der Seele gut tun könnte, davon spürt sie bei so einem Hetzmahl nichts.
Zum Glück geht es auch anders: Dann hat der Volksmund auch wieder recht. „Essen hält Leib und Seele zusammen."

Ich glaube, das stimmt dann, wenn beim Essen Liebe im Spiel ist. Dann nährt es den Leib und die Seele.
Schon beim Einkauf kann es losgehen mit der Liebe. Muss essen vor allem billig sein? Manchmal könnte man meinen, Leib und Seele sind uns ziemlich wenig wert. Dabei tun frische Lebensmittel, die Geschmack haben und gut aussehen, Leib und Seele ganz direkt gut.

Beim Kochen kann es weiter gehen mit der Liebe. Und wie man füreinander den Tisch deckt. Ob man sich mit anderen zusammen hinsetzt. Wie viel Zeit man sich nimmt für sich und die anderen. Damit Leib und Seele zusammen halten, brauchen sie viel mehr Zeit und Muße als der Bauch. Es tut der Seele gut, wenn man miteinander genießt und den Tisch teilt. Essen hält Leib und Seele und Menschen zusammen, wenn man es teilt und sich mitteilt. Wenn man das Leben miteinander teilt.
In der Bibel wird oft erzählt, dass Jesus so gegessen hat, mit anderen zusammen. Und er dazu gesagt: So wie wir jetzt miteinander essen und das Leben teilen, das ist ein Vorgeschmack auf Gottes zukünftige Welt. So will Gott die Welt. In der keiner hungern muss, keiner dem andern etwas missgönnt, wo nicht der eine im Luxus lebt und der andere nur die Reste kriegt.

Für mich gehört zu so einem liebevollen Essen darum auch ein Gebet. Wenn man betet, spürt man, dass so ein Essen etwas Schönes ist und gut tut. Beim Beten kann man das auch in Worte fassen. Gott danke sagen für die Liebe und das Gute, die bei so einem Essen zusammen kommen. Und wenn es dann noch schmeckt. Das ist ein Glück und hält Leib und Seele und Menschen zusammen.

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