Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kein Essen ohne Service. Wo man hinkommt, immer sind Menschen da, die einen bedienen. Am Bahnhof morgens bevor man in den Zug steigt, noch ein schneller Pot Kaffee. Oder gleich daneben bei den Backwaren: Ab sechs ist die Verkäuferin da, hat sie mir erzählt. Bis halb zwei. Kein Essen ohne Menschen, die einen bedienen. Vielleicht haben wir uns so daran gewöhnt, dass wir es gar nicht mehr merken und wert schätzen.

Dabei wäre doch Essen nur halb so schön ohne Service.

Oder könnten Sie sich vorstellen, Selbstbedienung in einem guten Restaurant? Das macht ein Essen besonders, dass jemand den Tisch schön herrichtet, das Essen aufträgt, den Wein eingießt. Ganz abgesehen von denen, die in der Küche alles mit Liebe zubereitet haben.

So bedient zu werden, das gibt ein Gefühl, ich bin willkommen auf dieser Welt. Gern gesehener Gast.

Gast sein. Die Bibel findet das einen sehr passenden Ausdruck für das Leben als Mensch überhaupt. Da heißt es ausdrücklich: „Wir sind Gäste auf Erden." (Hebr. 11,13) Das bedeutet zwar auch: Sie gehört uns nicht. Aber vor allem: Ich erarbeite mir mein Leben nicht. Ich komme ins Leben, weil ein lieber Gott es mir gönnt. Sicher dann kommt auch Einiges auf einen zu, was einen auch schwer drücken kann. Aber ohne diese unendlich vielen Serviceleistungen, die mir andere im Lauf meines Lebens zu teil werden lassen, kann ich nicht leben. Wenn ich nicht willkommener Gast wäre auf der Welt, sondern mir alles allein erarbeiten müsste. Das würde ich nicht durchhalten. Kein essen ohne Service. Kein Leben ohne Service.

Übrigens: Wenn ich das so bedenke, dann ist es genial, dass es dieses Wort Gottes-Dienst gibt. Oder „service", wie er auf Englisch heißt. Das Wort erinnert zum einen daran, dass wir Gäste Gottes sind auf Erden. Dass er uns mit dem Leben bedient. Und so vieles was ich zum Leben brauche, verdiene ich mir nicht, es ist da. Gott ist sich nicht zu schade, mir zu dienen. Mit dem Leben allgemein und dann auch mit dem Gottesdienst im Speziellen.

Darum gibt es auch im Gottesdienst etwas zu essen. Beim Abendmahl, der Eucharistie. Als Zeichen, das Leben ist zuerst mal eine Serviceleistung Gottes und von Menschen.

Noch ein kleiner Gedanke zum Schluss. Wenn das so ist, dann ist es doch umgekehrt nichts Ehrenrühriges, wenn ich auch andere bediene. Bedienen ist etwas zutiefst Menschliches. Wer sich dafür zu schade ist, der ist sich in Wirklichkeit zu schade, ein Mensch zu sein. Kein Leben ohne Service

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9314
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