Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wer nicht genießt, wird ungenießbar." Ich finde, Konstantin Wecker hat sehr recht mit dieser Lebensweisheit. Oder möchten Sie für andere Menschen ungenießbar werden. Mies gelaunt, griesgrämig, oder verbittert und verletzend. Da mag man sich doch selber nicht mehr. Konstantin Wecker rät, ein sehr gutes Mittel, nicht ungenießbar zu werden, ist „genießen."

Ich glaube, Gott hat so viele gute und schöne Dinge geschaffen, die wir mit gutem Gewissen genießen können. Und Sie und ich, wir haben unsere Sinne, damit wir genießen, was es an köstlichen, schönen und guten Dingen gibt. „Schon in den Psalmen heißt es: „Dass der Wein erfreue des Menschen Herz und Brot des Menschen Herz stärke." Gerade an den trüben Tagen kann es gut tun, sich so etwas Gutes zu gönnen.

Das Schöne ist ja: Um zu genießen muss ich mich nicht anstrengen. Ich brauche nur den Mut, mir etwas Gutes und Schönes gefallen zu lassen. Ich muss mich trauen, zu genießen. Und mir die Zeit dazu nehmen.
Mit dem Genießen ist es wie mit dem Glauben oder mit dem Lieben. Sie wirken, wenn man es tut. Wenn man glaubt, wenn man liebt und wenn man genießt.

Essen z.B. Jetzt sagen Sie vielleicht: Wenn's mir nicht gut geht, dann hab ich auch keinen Appetit. Aber um den Appetit geht es nicht beim Genießen. Genießen ist mehr als satt werden. Genießen ist schmecken. Die Sinne öffnen. Damit ich wieder Freude an etwas haben kann. Essen genießen das ist keine Bauchsache, genießen das geht oben los. Riechen wie das Brot duftet. Sehen, welche Farbe hat der Honig? Einen Pfirsich in die Hand nehmen und diese sanfte Haut fühlen. Frisch gebrühten Kaffee erst duften lassen, dann schlürfen. Oder heute Abend: Dem Bier genau zuhören, wenn es ins Glas gluckst. Die eingeschlafenen Sinne genüsslich zu neuem Leben wecken. Und dabei das Gefühl wieder finden: Ej, das ist für mich da. Ich kann es von Herzen und mit Freude genießen. Wie schon Martin Luther gesagt hat:
„Darf unser Herr Gott gute große Hechte, und auch Rheinwein schaffen, so darf ich sie wohl auch essen und trinken."
Ich glaube, Luther hätte sich in Sachen genießen sehr gut mit Konstantin Wecker verstanden

Essen ist Leben. Und Essen genießen ist Leben. Beim Genießen stellt sich das Gefühl wieder ein: Das Leben hat Schönes für mich parat. Der liebe Gott meint es gut mit mir, auch an dunklen und trüben Tagen. Es ist nicht alles grau. Wenn ich das genießen nicht vergesse.Genießen ist Leben.

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