Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Man müsste auch Erntebittgottesdienste feiern, nicht nur Erntedank." Das hat ein Pfarrerskollege angeregt, der viel mit Landwirten zusammenarbeitet.
Bitten für eine gute Ernte 2011? Auf dem Land gibt es das, aber er meint, auch Städter sollten mittun. Mich hat der Gedanke überrascht. Erntedank ja, Sie können sich bestimmt auch freuen an einem Altar, der überquillt von Gemüse, Brot, Obst und Blumen und Gott danken. Aber bitten?
Zwei Gedanken sind mit gekommen, wofür ein Erntebittgottesdienst gut sein könnte. Auch in der Stadt.

Das Erste: Wenn ich um etwas bitte, wird klar, das gibt es nicht automatisch. Worum ich bitte, das könnte auch ausbleiben. Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass auch 2011 wieder genug wächst. So viele Dinge müssen wieder glücklich zusammen spielen. Ich werde nicht viel dafür tun, aber sehr viele Menschen werden für mich arbeiten. Und wenn der Boden nicht wäre. Und diese wunderbare Kraft, dass Pflanzen wachsen können. Dann würde alle menschliche Anstrengung ins Leere laufen. Die Sonne muss scheinen, aber brennen darf sie nicht wie im letzten Juli. Wehe es gibt nur Wetter, das wir Stadtmenschen „schön" finden. Dann regnet es wahrscheinlich nicht genug.
Irgendwie ist es mit einer guten Ernte wie bei einem tollen Konzert. Alle Instrumente und Musiker müssen ihr Bestes geben und die Technik, Licht, die Bühne. Aber ohne den Dirigenten, der den Überblick behält und alle zum Zusammenklingen bringt, geht es schief.
Bitten für die Ernte? Ja, wir haben Grund Gott wie einen Dirigenten zu bitten, dass alles harmonisch zusammen passt. Auch 2011.

Und das zweite, was mir ganz deutlich wird, wenn ich Gott um eine gute Ernte bitte: Ich bin auch Teil in diesem Konzert. Und nicht nur Zuschauer. Ich kann als Verbraucher mein Teil beitragen, dass die Ernte gut werden kann. Über Jahre. Ein Landwirt braucht mich, seine Arbeit muss mir auch was wert sein. Damit er z.B. Boden schonend anbauen kann. Das macht mehr Mühe und ist aufwändiger. Macht die Lebensmittel vielleicht teurer. Ob er nachhaltig wirtschaften kann, hängt auch davon ab, ob ich bereit bin, dafür zu bezahlen. Wenn nicht, müssen wir uns nicht wundern, wenn er kurzfristig denkt. Wir sind als Verbraucher mit verantwortlich, dass er mit der Schöpfung verantwortlich umgehen kann, von der wir alle beide leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9311
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