Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Vom Himmel gibt es viele Bilder. Mich beeindruckt besonders das Bild vom neuen Himmel, zu dem dann auch die neue Erde gehört. Es findet sich im letzten Buch der Bibel, der sogenannten Geheimen Offenbarung oder Apokalypse des Johannes. Dieses Buch ist um das Jahr 90 geschrieben worden Damals wurden die Christen gezwungen, dem Kaiser zu opfern, ihn als Gott zu verehren. Das Buch will die bedrohten und bedrängten Menschen trösten und angesichts der brutalen Gewalt des Kaisers ausdrücken: es ist Gott, auf den das Schicksal der Welt zugeht. In dem Buch gibt es einen Erzähler, der Visionen hat und beschreibt, was er sieht. Gegen Ende erzählt er so vom Himmel im Bild einer neuen Stadt, ohne Leid und Tod, mit Menschen aus allen Völkern, in deren Mitte Gott wohnt. Er schreibt: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme ...rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden seine Völker sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen : Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen." Und weiter heißt es: Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel... Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie....Die Völker werden in diesem Licht einhergehen, und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen...". (Apokalypse 21)
Ein gewaltiges Himmelsbild zeichnet die Bibel hier: die Stadt ist schön und gibt Heimat, steht allen Völkern offen. Sie leben zusammen, und Gott ist in ihrer Mitte. Deshalb ist kein Tempel und keine Kirche mehr nötig. Licht und Leben gehen von Gott aus, deshalb gibt es keine Nacht mehr, keine Angst, keinen Tod und keine Tränen. Ich höre solche Bilder gern, gerade in den Tagen um Allerheiligen. Sie helfen mir hoffen, und sie haben viele kleine tröstliche Züge. Gleichzeitig zögere ich, wenn es allzu konkret wird, allzu genau in Einzelheiten geht. Es sind Bilder, entstanden aus Glauben, Hoffnung und Schmerz, gemalt mit den Farben des Lebens, sicher auch angestoßen von gottes Geist Gottes. Und sie können mich leiten und mir helfen, wenn ich gleichzeitig dem Himmel sein Geheimnis lasse.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9307
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