Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Von Tod und Leben sprechen die Kirchen in diesen Novembertagen. Und ein zentraler Satz dabei heißt: Es ist nicht alles aus mit dem Tod. Die Toten sind nicht zerstört. Sie haben Beziehung mit Gott und miteinander. Und es gibt wohl auch eine Ebene des Kontakts zwischen ihnen und uns, den Lebenden. Dies alles gilt nicht für ein paar Auserwählte, sondern, so hoffe ich für alle Menschen. Die Bibel zumindest spricht von allen Völkern, an anderer Stelle von 12 mal 12 000, also 144 000 - und die 12 ist in der Bibel immer eine Zahl für das Ganze, für alle. Alle stehen um den Thron Gottes.
Kann ich das so glauben? Es spricht doch vieles dagegen. Da ist die Frage, was einmal mit verbrecherischen Menschen sein wird; und vor allem ist da die Erfahrung, dass die Verstorbenen wirklich weg sind. Ihr Platz ist leer, ich vermisse sie schmerzlich. Mir helfen die Glaubenszeugnisse anderer Menschen und früherer Zeiten. Das Fest Allerheiligen, mit dem der November begonnen hat, ist solch ein Glaubenszeugnis. Es geht schon zurück ins 4. Jahrhundert. Und man hat es von Anfang an mit Ostern zusammen gesehen, als das Auferstehungsfest der Heiligen. Neues Leben aus dem Tod. Ostern nicht nur ein einmaliges Ereignis, nicht nur für Jesus, auch nicht ein allgemeines Versprechen für die Menschheit. Dieses Fest will sagen: ganz bestimmte Menschen haben ihr Ostern erreicht, das Leben konkreter Menschen ist vollendet. Also kommt Gott mit seiner Liebe tatsächlich zum Ziel. Menschen können erreichen, was Gott sich gedacht hat, als er sie ins Leben rief. Das hat die Kirche zuerst von Maria, der Mutter Jesu, angenommen und dann von den Märtyrern, die für ihren Glauben gestorben sind, schließlich von anderen Menschen, deren Leben dem Evangelium besonders nahe kam. Viele hat die Kirche im Lauf der Jahrhunderte für heilig erklärt. Ihnen gilt das Fest Allerheiligen, und eben auch denen, die heilig sind, ohne von der Kirche heiliggesprochen zu sein. Dieser Gedanke wurde in unserm Jahrhundert ausdrücklich mit dem Fest verbunden. In einem Gebet heißt es: „Gott, im Himmlischen Jerusalem loben dich auf ewig... unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind." Allerheiligen - ein altes Fest also, das Vergangenheit und Zukunft umfasst. Es verbindet uns mit den Menschen vor uns. Und es lädt ein: Glaube an das Ostern für Dich, habe Vertrauen, dass dein Leben sich vollendet. Leben kann glücken, kann gelingen, auch wenn viel Scheitern darin ist und vieles Angefangene nicht fertig wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9306
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