Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der Oktober ist Erntedankzeit. Das weiß man nicht erst seit jenem Gedicht über den „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland", das man einst in der Schule auswendig lernte. Dieser Herr verschenkte gern eine seiner leuchtend-gelben  Birnen und nahm sogar noch eine Birne mit ins Grab. Dass der Oktober Erntedankzeit ist, weiß man auch deshalb, weil Erntedankfeste gefeiert werden.

Nun werden Bäume und Sträucher von ihren frisch-fruchtigen Lasten befreit. Man freut sich über voll hängende Obstbäume und Gemüsestauden. Alles trägt eine wunderbar-schmackhafte Last. Ernten wir die Früchte nicht, fallen diese „Lasten" von selbst herab. Dann verrotten sie auf dem Boden und ergeben als Fallobst einen guten Saft oder einen noch besseren „Moschd".

Apropos „Last": Diese trägt man in der Regel nicht gern. Belastungen will man möglichst rasch loswerden und abwerfen. Heute soll das Leben leicht und unbeschwert sein. Das führt einem die Werbeindustrie ständig vor Augen. Ob es sich um Lebens- oder Putzmittel, um Urlaube oder Flatrates handelt: „Alles - aber günstig" soll der Urlaub sein. „Alles - aber leicht" lautet die heutige Lebensmaxime.

Doch kaum bereitet mich darauf vor, dass das Leben auch hart sein kann. Kaum jemand sagt mir, dass ich nicht „alles für nichts" haben kann. Weil alles im Überfluss da ist, meint jeder, er müsste auch selbst ständig am Überfluss teilhaben. „Ich will alles - sofort" ist das unterschwellige Motto der Gegenwart. „Sehen - Haben-wollen - kaufen" Bedürfnisse werden geweckt und sofort gestillt. Mit „drei ... zwei ... eins ... meins" ersteigert man sich seine Träume.

Wer jedoch mit nachdenklicheren Menschen spricht, hört, dass das Leben nicht immer nur „locker-flockig-leicht" verläuft. Manche Menschen müssen Situationen durchstehen,  die ihre scheinbar so sichere Lebensplanung durchkreuzen: Da muss man plötzlich mit Krankheit oder Tod klarkommen; oder man verliert den sicher geglaubten Arbeitsplatz; Beziehungen zwischen Ehepartnern, sogar zwischen Eltern und Kindern zerbrechen. Dann fällt man in ein ‚tiefes Loch'. Die Lebensernte erscheint unsicher. Was dann? Wie soll man hier heraus- und weiterkommen?

Die Bibel gibt einen wertvollen Hinweis für solche Situationen. Er lautet: „Einer trage des Andern Last!" Es geht um Solidarität. Es geht darum, dass ein Mensch, der in ein Loch fällt, Menschen an seiner Seite braucht, die ihm heraushelfen, ihn unterstützen; ihr zuhören, sie tragen. Für Christen gibt es zudem die Möglichkeit, sich an Gott zu wenden. Im Gebet darf ich Gott um Kraft bitten, um die manchmal schwere Lebenslast zu tragen. Im Gebet darf ich Gott bitten - für mich und für andere. Wie einem Hilfe und Ent-Lastung zuteil wird, kann niemand im Vorhinein genau sagen. Aber so viel ist gewiss: Lasten zu teilen hilft! Dann ist eine (mit)geteilte Last auch nur noch halb so schwer. Diese entlastende Erfahrung mit Gott und Mitmenschen wünsche ich Ihnen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9241
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