Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer glücklich werden will, der muss schon selber für sich sorgen. Das Glück fällt einem nicht in den Schoß. Immer öfter höre ich das in den letzten Jahren. Die Selbstliebe ist in Mode gekommen. Nächstenliebe ist out. „Unterm Strich zähl' ich" sagt mir die Werbung, die mir einen Sparvertrag verkaufen will. Und alles Mögliche soll ich kaufen, „weil ich es mir wert bin". Merkwürdig ist bloß: richtig glücklich wird man so anscheinend trotzdem nicht. Immer noch gelten die Deutschen als Weltmeister im Jammern. Oder vielleicht gerade deshalb? Weil unterm Strich bloß noch ich etwas zähle?

Jesus jedenfalls hat die Nächstenliebe als Weg zum Glück empfohlen. Es hat ihn mal einer gefragt, was er tun soll, um ewiges Leben zu bekommen. Ich denke, er hat gemeint: Leben, das sich sehen lassen kann und Bestand hat vor den Menschen und vor Gott. Leben also, mit dem man zufrieden sein kann. Für mich wäre das das Glück. Diesem Fragesteller hat Jesus von einem Mann erzählt, der sich selbst in Unannehmlichkeiten und Gefahr gebracht hat, um einem Verletzten zu helfen. Gehe hin und mach es auch so, hat Jesus empfohlen. Das ist der Weg zu einem Leben, mit dem man zufrieden sein kann. „Geben ist seliger als Nehmen" hat er ganz grundsätzlich seinen Anhängern als Rat mitgegeben.

Das hat - was das Geld angeht - übrigens auch eine wissenschaftliche Untersuchung in Amerika ergeben. In Befragungen und Versuchen stellte sich heraus: Wer Geld für andere ausgibt, wird glücklich. Noch merkwürdiger ist aber: Die Menschen selbst glauben, es sei genau anders herum. Dieselbe Wissenschaftlerin hat 100 Personen danach gefragt, ob 5 Dollar oder 20 Dollar sie glücklicher machen würden und ob sie lieber Geld für sich oder für andere und für soziale Zwecke ausgeben würden. Die Mehrzahl der Befragten glaubten, sie wären mit den 20 Dollar glücklicher als mit 5 und wollten das Geld lieber für sich behalten[1]. Das scheint nun aber gerade der verkehrte Weg zu sein. Glücklich wird man so nicht. Glücklich wird, wer mit seinem Geld andere glücklich macht.

Dasselbe gilt übrigens auch für die Arbeit, die man sich für andere macht. Der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer sagt: Ehrenamtliches Engagement für andere zum Beispiel macht nicht nur glücklich, das macht sogar gesund. Freiwilliger Einsatz für andere kann nämlich vorbeugen gegen Krankheiten wie Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker oder zu hohe Blutfette. Sich für andere einsetzen führt zu höherer Lebensqualität. Vielleicht muss man also eigentlich sagen: Wer glücklich werden will, der muss für andere sorgen. Dann fällt einem das Glück in den Schoß.

 


[1]www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/289696.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9120
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