Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was muss man tun, wenn man sein Glück machen will? Ratgeber für alle, die es versuchen wollen, gibt es zu Hauf: „Positiv denken" raten einem die einen, „Gelassenheit üben" sagen andere und reden von Yoga und Autogenem Training. „Mehr Sport treiben" ist auch so ein Rat. Das setzt Endorphine frei und die machen glücklich.

Aber anscheinend ist es nicht so einfach, sein Glück zu machen. Wenn es eine Methode gäbe, die funktioniert, bräuchte man ja die vielen Ratgeber nicht, sondern höchstens einen. Vielleicht ist die Frage falsch? Vielleicht kann man es gar nicht „machen", das Glück? Denn eigentlich ist das Glück ja so eine Art „Nebenprodukt", das einem in den Schoß fällt, wenn man eigentlich mit ganz anderem beschäftigt ist. Eine Prüfung ist bestanden - und der Prüfling ist nur noch glücklich. Ein Kind wird geboren - und mit ihm ist für seine Eltern das Glück in die Welt gekommen. Wer verliebt ist, der spürt es besonders, das Glück. Und hat doch eigentlich nur seine Liebe im Kopf und im Herzen. Glück ist ein Nebenprodukt, wenn etwas im Leben gelungen ist.

Dann ist das Glück ein Geschenk. Man kann es nicht erarbeiten, nicht kaufen und nicht planen. Auf einmal ist es da -eigentlich ging es um ganz anderes. Auf einmal hat man das Gefühl: das Leben meint es gut mit mir. Gute Mächte sind mir freundlich zugewandt. Von ihnen bin ich wunderbar geborgen. Deshalb kann ich dem Leben zuversichtlich entgegen sehen. Dann ist das Glück da und das bleibt auch dann und trägt, wenn die Umstände ziemlich dunkel und eigentlich eher unglücklich sind. Glück ist, wenn ich darauf vertrauen kann, dass Gott es gut mit mir meint und mir beistehen wird, wie er es in glücklichen Stunden auch getan hat.

Solches Glück kann man nicht machen und nicht kaufen. So verstehe ich auch Jesus, wenn er den Leuten sagt: „Glücklich zu preisen sind die, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen." (Mt 5, 8) Für mich sind das die, die nicht um jeden Preis und mit allen Mitteln versuchen, ihr Glück zu machen. Sondern die darauf vertrauen, dass Gott sie nicht im Stich lässt. In den ganz besonderen Momenten, da kann man es mit allen Sinnen spüren, solches Glück. Und das scheint dann ins Leben hinein und hält das Vertrauen wach auf die guten Mächte, die Sie und mich umgeben.

Braucht man also nur die Hände in den Schoß zu legen und auf das Glück zu warten, wie auf den Prinzen im Märchen? Nicht ganz. Eine Liebe findet man nicht, wenn man sich in seiner Wohnung vergräbt. Ein Kind kommt nicht von allein. Und die Prüfung wird der nicht bestehen, der nichts gelernt hat. Aber dass es dann wirklich gelingt und ein Glück wird - das kann man nicht machen. Das schenkt Gott.

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